Duell zwischen Eigenmann und Bucher

  06.11.2025 Sissach

Die beiden Regierungskandidaten werden am «Volksstimme»-Podium die Klingen kreuzen

Im Kampf um den frei werdenden Regierungsratssitz versuchen Markus Eigenmann und Sabine Bucher, die Stimmbevölkerung von ihrer Kandidatur zu überzeugen. Die «Volksstimme» lädt am kommenden Montag zum Podium im Kulturhaus «Cheesmeyer» in Sissach.

Nikolaos Schär

Das Duell im zweiten Wahlgang um den frei werdenden Regierungsratssitz der abtretenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP, Hölstein) nimmt Fahrt auf: Der Arlesheimer Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) erhielt unlängst die Unterstützung der Wirtschaftskammer Baselland zugesichert und stellte sich vor rund einer Woche am Parteitag der SVP in Diegten der Basis, die ihn zähneknirschend wählen dürfte (die «Volksstimme» berichtete). SVP-Präsident Peter Riebli trat dem Komitee von Eigenmann bei.

Seine Herausforderin Sabine Bucher, GLP-Landrätin aus Sissach und ehemalige Läufelfinger Gemeindepräsidentin, lancierte am vergangenen Montag bereits zum dritten Mal ihren Wahlkampf. An den Aussagen von GLP-Vertretern am Medienanlass ist abzulesen, dass der bisher zahm geführte Wahlkampf pointierter wird: GLP-Präsident Thomas Tribelhorn beklagte, die Gegenseite mache Stimmung gegen Bucher und unterstelle ihr, sie verstehe nichts von Wirtschaft und habe keine Positionen. Bucher sagte zur Unterstützung Eigenmanns durch die Wika: «Von der Wirtschaftskammer sind nun gewisse Erwartungen da», und schob nach, sie sei einzig den Einwohnerinnen und Einwohnern verpflichtet. Das klingt nach Wahlkampf.

Rein arithmetisch wäre die Sache klar: Bucher holte im ersten Wahlgang mit rund 20 000 Stimmen nur 1500 mehr als Eigenmann. Da die dritte Kandidatin Caroline Mall (SVP) mit 13 000 Stimmen abgeschlagen auf dem letzten Platz landete, zog die SVP ihre Kandidatur zurück. Mit der Unterstützung der SVP müsste Eigenmann, der auch von der «Mitte» empfohlen wird, eigentlich mit Leichtigkeit ins Regierungsgebäude nach Liestal spazieren. Doch der Unterbaselbieter erzielte im Oberbaselbiet – bis auf den Bezirk Liestal – ein durchzogenes Resultat. Einerseits war der Gemeindepolitiker aus Arlesheim vor dem Wahlkampf im Baselbiet noch wenigen bekannt, andererseits will Eigenmann mittels Gemeindeinitiative den Finanzausgleich reformieren: Das Unterbaselbiet soll weniger Geld in den oberen Kantonsteil abliefern. Das löste in ländlichen Gemeinden, die bereits heute beklagen, finanziell wenig Handlungsspielraum zu haben, Unbehagen aus. Genau dort ist die SVP jedoch stark. Wie viele Stimmen aus der SVP das Eigenmann kosten wird, ist ungewiss.

Bucher hingegen stellte unter Beweis, dass das Wahlbündnis zwischen GLP, SP und den Grünen funktionierte und sie als eher bürgerliche Kandidatin Stimmen aus dem linken Lager abzuholen vermag. Ausser in ihrem Wohnortsbezirk Sissach konnte sie die linke Wählerschaft allerdings nicht restlos mobilisieren. Zudem bleibt fraglich, ob Bucher vom Entscheid der FDP zugunsten der Bilateralen III ohne Ständemehr tatsächlich profitieren wird – sie und Eigenmann sprechen sich beide für die neuen Verträge zwischen der Schweiz und der EU aus.

Rekordtiefe Wahlbeteiligung
Die grosse Unbekannte im zweiten Wahlgang ist die Stimmbeteiligung, die im ersten Wahlgang mit 28 Prozent rekordverdächtig tief war; besonders im Oberbaselbiet, das sonst eine hohe Beteiligung aufweist, mobilisierte die Regierungsersatzwahl kaum. Das Potenzial an rund 10 000 Stimmen, die der Urne am 26. Oktober fernblieben, sorgt für einen offenen Ausgang im zweiten Wahlgang am 30. November.

Für die frei werdende Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion bieten die beiden Kandidierenden ähnliche Rezepte an, wenn auch mit nuancierten Unterschieden. Doch in vielen Bereichen steht das Baselbiet in Zukunft vor grossen Herausforderungen: Grossprojekte im Verkehrsbereich wie der Zubringer Bachgraben kommen schleppend voran. Der Umfahrungstunnel in Sissach muss aufwendig saniert werden. Der Verkehrsbericht von Professor Weidmann sprach dem «Herzstück», dem zentralen Puzzleteil für den Ausbau der trinationalen S-Bahn, seine Priorität ab. Der Bahnknoten Basel droht ohne Ausbau zum Nadelöhr zu werden. Auch Staus plagen die Region.

Im Gesundheitsbereich überprüft der Kanton die Standortfrage des Kantonsspitals Baselland und stellt mit einer möglichen Ein-Standort-Variante in Pratteln die Standorte in Liestal und auf dem Bruderholz zur Debatte. In der Alterspflege sehen sich die Gemeinden aufgrund der älter werdenden Bevölkerung mit stark steigenden Kosten konfrontiert.

Generell bekunden die Gemeinden zunehmend Mühe, ihre Investitionen – auch wegen der steigenden Bildungsausgaben – selbst zu finanzieren, und fordern eine gerechtere Aufteilung der Lasten zwischen den Gemeinden und dem Kanton. Mehrere Gemeindeinitiativen sind neben jener zum Finanzausgleich hängig, während schon seit Jahren an einer neuen Aufgabenverteilung bei den Primarschulen verhandelt wird.

Per Livestream direkt nach Hause
Am «Volksstimme»-Podium vom kommenden Montag im Kulturhaus «Cheesmeyer» in Sissach erhalten die Kandidierenden die Chance, ihre Positionen der Bevölkerung nochmals ausführlich zu vermitteln. So sprach Eigenmann zu Beginn des Wahlkampfs von einer fehlenden Priorisierung beim Kanton, die Projekte verzögere. Nun unterstützt er den grössten Teil der mehr als 16 Initiativen der Wirtschaftskammer, die Verwaltung und Politik momentan auf Trab halten. Bucher sagte an einem anderen Podium, die externe Kinderbetreuung sei keine Staatsaufgabe, und sie sei bei deren Finanzierung gegen das «Giesskannenprinzip», obwohl die SP an vorderster Front für einen Ausbau der externen Kinderbetreuung kämpft. Es gibt also einige Fragen zu klären.

Die «Volksstimme» bietet der Bevölkerung erstmalig die Möglichkeit, das Podium per Livestream auf «Youtube» zu verfolgen. Am besten kommen Sie jedoch vorbei und werden Teil einer spannenden Debatte!


Podium Regierungsrats-Ersatzwahl,
Montag, 10. November,
Einlass 19 Uhr, Beginn 19.30 Uhr, im Kulturhaus «Cheesmeyer», Hauptstrasse 55 in Sissach.

Den Livestream finden Sie auf www.youtube.com/@redaktionvolksstimme/streams


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