Donnerstag ist Risottotag
12.08.2025 HäfelfingenRalph Bausinger ist seit Juni mit seinem Foodtrailer unterwegs
Ralph Bausinger liebt es zu kochen – besonders Risotto. Jeden Donnerstag tauscht der Chauffeur das Fahrerhaus mit seinem Foodtrailer. Mittags steht er in Lausen, abends in Diegten. Für den Häfelfinger ist es ...
Ralph Bausinger ist seit Juni mit seinem Foodtrailer unterwegs
Ralph Bausinger liebt es zu kochen – besonders Risotto. Jeden Donnerstag tauscht der Chauffeur das Fahrerhaus mit seinem Foodtrailer. Mittags steht er in Lausen, abends in Diegten. Für den Häfelfinger ist es ein Traum: regionales, frisches Essen, mit Herzblut gekocht.
Luana Güntert
Es ist früher Nachmittag am Bahnhof in Lausen. Die Sonne steht hoch. Vor dem kleinen Verkaufsstand auf dem Bahnhofplatz duftet es noch leicht nach Pilzen, doch die Töpfe sind leer, die Kelle ist zur Seite gelegt. Ralph Bausinger ist noch am Aufräumen und verabschiedet gerade seinen letzten Kunden. Der Mittagsservice ist vorbei.
«Heute stand Steinpilzrisotto auf dem Menüplan», sagt Bausinger. Gleich wird er noch den Rest des Materials sowie den Stehtisch neben dem Wagen verstauen und sich auf den Weg nach Diegten machen. Dort wird er seinen Verkaufsstand ein zweites Mal aufbauen – dann bei der Autobahnausfahrt, für die Abendkundschaft. Es ist Donnerstag, sein Risottotag. Und für Bausinger ist das mehr als nur ein Nebenverdienst. Es ist ein kleiner, aber entschlossener Schritt in Richtung eines erfüllten Traums, den er seit Jahren mit sich trägt.
Keine Hotspots
Bausinger ist gelernter Zimmermann. Heute arbeitet er 80 Prozent als Lastwagenchauffeur. Den Führerschein hat er im Militär gemacht. Dass er nun seit Juni zusätzlich einen Teil seiner Zeit dem Kochen widmet, ist kein Zufall. «Ernährung hat mich schon immer fasziniert», erzählt der Häfelfinger. Schon als Kind stand er oft mit seiner Mutter in der Küche, half beim Rüsten, Rühren, Abschmecken. Als er vor einigen Jahren selbst Vater wurde, sei ihm frisches und gesundes Essen noch wichtiger geworden.
«Ich habe schon früh gerne Risotto gekocht und neue Kreationen ausprobiert», so Bausinger. Seine Bekannten lobten ihn dafür. «Meine Frau mochte Risotto nicht, bevor sie mich kannte. Jetzt schon», sagt er und lacht. Also kochte er weiter und träumte insgeheim davon, mehr daraus zu machen. Doch der Schritt in die Selbstständigkeit schien lange unerreichbar. Familie, Verpflichtungen, Sicherheit: All das stand seinem Wunschtraum lange Zeit im Weg. Jetzt, mit seinem kleinen Foodtrailer, also einem mobilen Imbissanhänger, lebt er ihn zumindest teilweise aus. «Ich hätte jedoch nie nur auf diese Karte gesetzt. Mir ist bewusst, wie schwierig es ist, davon zu leben.»
Dass Lausen und Diegten keine «Hotspots» sind, dessen war sich Bausinger bewusst. Auch die Sommerferien versprachen nicht besonders viel Kundschaft. «Das hat aber auch einen Vorteil. So kann ich mich als Neuling in der Gastronomie einleben», sagt er. Für die Zukunft könne er sich vorstellen, an belebtere Orte zu wechseln.
Seit rund zwei Monaten kocht Ralph Bausinger jeden Donnerstag eine Sorte Risotto – immer frisch, mit saisonalem Gemüse oder Zutaten aus der Region. Die Sorten variieren: mal klassisch mit Spargel oder Steinpilzen, mal mit Fleisch. Er sei offen für neue Ideen, sagt er. «Ich freue mich sehr über Vorschläge meiner Kundschaft.» Gerne würde er auch noch mehr mit hiesigen Betrieben zusammenarbeiten und regionale Spezialitäten wie besondere Gemüsesorten oder Fleisch mit seinem Risotto verbinden.
Mit seinem auf Frische und Regionalität ausgelegten Konzept verfolgt der Häfelfinger eine spezielle Philosophie. Sie unterscheidet sich von anderen Foodtrucks, wo oft auf Döner, Thai oder Pizza gesetzt wird.
«Natürlich nutze auch ich einige Massen-Produkte vom Grossverteiler. Doch ich versuche, möglichst viele regionale Zutaten zu verwenden», sagt Bausinger. Die Sandwiches, die er zusätzlich und auch bereits morgens zum «Znüni» anbietet, bestehen aus Brot, das seine Frau bäckt. Einen Belag, Pastrami, macht er selbst. Den Hauseistee füllt er zu Hause ab. Aktuell bietet er zum Dessert selbst hergestellte Kirschenglace an, mit Kirschen aus Diegten.
Der eigene Chef
Neben seiner Leidenschaft fürs Kochen schätzt es der Häfelfinger, dass er in seinem Foodtrail sein eigener Chef ist. «Ich kann spontan sein und Sachen ausprobieren», sagt er. Sein eigener Chef zu sein bedeutet aber auch, dass er sich um alles selbst kümmern muss. Unterstützung erhält er von seiner Frau, die seine Philosophie der frischen, regionalen Lebensmittel teilt.
«Bald wird es wieder kühler. Dann muss ich mir auch Gedanken machen», sagt Bausinger. Aktuell steht neben seinem Foodtrailer ein grosser Tisch, der Platz für mehrere Personen bietet. Im Herbst möchte er zusätzlich eine Suppe anbieten. Dazu studiert er bereits heute an einer Möglichkeit, um seine Gäste windgeschützt bewirten zu können.
Der Alltag sei streng, gibt der Häfelfinger zu. Früh aufstehen, Sandwiches schmieren, Zutaten rüsten, kochen, verkaufen, abbauen, weiterfahren, wieder alles aufbauen, um es dann wieder abzubauen und am nächsten Tag wieder in die Führerkabine des Lastwagens steigen. Langfristig wäre es sein Traum, dass sein Risotto-Business mehr abwirft – vielleicht einmal ein fester Standort, vielleicht mehr Tage pro Woche. Doch aktuell steht seine Leidenschaft im Vordergrund. «Ich will nichts überstürzen. Aber ich glaube daran, dass gute Qualität ihren Weg findet – auch wenn er manchmal länger ist.»