Dolce Vita am Lago d’Iseo
10.10.2025 Kultur«Volksstimme»-Leserreise | Feines Essen, spannende Kultur und wunderschöne Landschaften in Norditalien
Die erste der beiden diesjährigen «Volksstimme»-Leserreisen an den ...
«Volksstimme»-Leserreise | Feines Essen, spannende Kultur und wunderschöne Landschaften in Norditalien
Die erste der beiden diesjährigen «Volksstimme»-Leserreisen an den oberitalienischen See «Lago d’Iseo» in der Nähe von Brescia und Bergamo war ein voller Erfolg. Dabei spielte auch das Wetter mit.
André Frauchiger
Markus Bingel, Autor des handlichen Reiseführers über den Iseosee und Umgebung, schreibt treffend vom «See für Romantiker». Eine Broschüre des örtlichen Tourismusverbands stellt fest, der Iseosee sei im Vergleich zu seinen weit grösseren Nachbarseen Gardasee und Comersee eine «gemütliche und familiäre Alternative». Klar, es ist auch ein Tourismusgebiet, aber überschaubarer. Zudem wird Wert gelegt auf eine gewisse Nachhaltigkeit bezüglich Umwelt, wie sich zum Beispiel bei der Abfallentsorgung zeigt.
Der Iseosee weist eine beachtliche Gesamtfläche von rund 65 Quadratkilometern auf. Dies bei einer Länge von rund 20 Kilometern und einer Breite von rund 4 Kilometern. Er ist damit der viertgrösste der oberitalienischen Seen, nach Garda- und Comersee sowie dem Lago Maggiore. Im Norden des Iseosees befinden sich die südlichen Ausläufer der Alpen, im Süden der Region liegen die beiden bekannten Städte Bergamo und Brescia, die je eine Provinz bilden; der Lago d’Iseo wird zwischen den beiden Provinzen aufgeteilt.
Im Süden des Iseosees liegt auch die Franciacorta, ein bekanntes Weinanbaugebiet, in dem international bekannte italienische Schaumweine produziert werden. Die Region Iseosee ist Teil der Lombardei, wobei das rund 65 Kilometer südwestlich entfernte Mailand als Hauptstadt zeichnet.
Anreise über drei Pässe
Die viertägige «Volksstimme»-Leserreise war in der Tat vielfältig. Auf der Hinreise führte die Fahrt im komfortablen Sägesser-Car über Chur und den Julierpass nach Celerina zum Mittagessen ins Restaurant Saluver, dann weiter über Pontresina und den Berninapass, durch das Puschlav, über die Landesgrenze in die italienische Stadt Tirano und darüber hinaus über den Apricapass an den Iseosee – gleich ins Viersterne-Hotel Iseolago im namensgebenden Hauptort Iseo. Besonders der Berninapass beeindruckte durch seine Berglandschaft. Am zweiten und dritten Tag übernahm die einheimische Reiseleiterin Roberta Gozzini die Führung der 30-köpfigen Reisegruppe aus dem Oberbaselbiet. Erste Etappe: ein Stadtrundgang durch Iseo. Spezielle Ehre wird dort dem italienischen Freiheitskämpfer für ein vereinigtes Italien, Guiseppe Garibaldi, zuteil – mit einer Statue und einem nach ihm benannten Platz. Sehr sehenswert sind auch die Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert und die gleich danebenliegende Taufkapelle mit der Darstellung des Totentanzes.
Das Mittagessen gab es am zweiten Tag in einem alten Bahnwaggon des «Treno dei Sapori» am Bahnhof Iseo, mit gepflegter Weindegustation.
Dass die Fahrt mit dem Oldtimerzug wegen eines Defekts an der alten Lok ausfallen musste, trübte die Stimmung in keiner Weise.
Mit dem Schiff unterwegs
Nachmittags führte ein Ausflug zum alten Kloster San Pietro in Lamosa. Das Kloster aus dem 11. Jahrhundert wurde von Mönchen aus dem burgundischen Benediktinerkloster Cluny gegründet. Cluny war zu seiner Zeit das grösste Kloster in Westeuropa, mit rund 1500 angeschlossenen Klöstern. Besonders sehenswert im Kloster San Pietro ist das Fresko «Warten auf das jüngste Gericht». Der Baustil des Klosters ist romanisch und gotisch.
Der dritte Ferientag war dem Ausflug nach Pisogne, früher ein wichtiger Markstandort am nordöstlichen Ufer des Iseosees, und einer ausgedehnten Schifffahrt im Privatschiff auf die Insel Monte Isola mit ihrem beachtlichen, 400 Meter hohen Berggipfel gewidmet.
Der Besuch der Kirche Santa Maria delle Neve in Pisogne, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und einmal ein Augustiner-Kloster war, ist wegen ihrer vielen Fresken weltberühmt. Ein Freskenzyklus zeigt die Passionsgeschichte. Dem Maler Girolamo da Romano, in Venedig ausgebildet, war es wichtig, dass auch einfache Leute ohne Bildung dank seiner Bilder die Bibelgeschichten verstehen konnten.
Nach dem Kirchenbesuch war bis zur Abfahrt mit dem Schiff «Lädele» und Ausruhen in einem Bistro angesagt. Die Piazza Mercato von Pisogne verläuft ideal für zu Fuss Gehende: malerisch an der Uferstrasse entlang.
Die Insel Monte Isola mit ihrem mächtigen Berg – sie wird auch «Bergsee» oder «Inselberg» genannt – ist neben dem See das eigentliche Wahrzeichen der Gegend von Isola. Schon die Schifffahrt zu dieser Insel war eindrücklich – und die wie bestellt strahlende Sonne spiegelte sich im blauen Wasser. Vorbei ging es unter anderem an der Privatinsel Isola di San Paolo. Sie befindet sich heute im Besitz der Unternehmerfamilie Beretta, die im internationalen Waffengeschäft tätig ist.
Die Insel Monte Isola ist zweifellos der Tourismus-Brennpunkt des Lago d’Iseo und mit 4,5 Quadratkilometern die grösste Binneninsel Südeuropas. Sie zählt rund 1600 Einwohnerinnen und Einwohner, die in insgesamt zwölf kleinen Dörfern leben. Peschiera Maraglia ist der gemütliche, wenn auch sehr touristisch ausgerichtete Hauptort. Die Insel verfügt über eigenes, sehr edles Olivenöl und spezielle Salami – auch zur Freude der Teilnehmenden der «Volksstimme»-Reisegruppe. Auch das insel-eigene Bier «l’Isola» und das Agrar-Weissbier «Pagus» waren für die Durstigen vorzüglich, vom Wein gar nicht zu reden.
Im ganzen Gebiet des Lago d’Iseo mit den vielen alten Kirchen, Klöstern, Burgen und Städtchen wird deutlich: Diese Region stand im Mittelalter und auch später im Mittelpunkt des Lebens und unter dem Einfluss der konkurrierenden Regionalmächte Mailand und Venedig, danach auch von Österreich und Frankreich. Zypressen, Zedern, Lorbeerbäume, Rhododendren, Olivenbäume, Kamelien, Reben, Früchte und sogar Sumpfgebiete prägen die fast mediterrane Landschaft.
Am vierten Tag musste trotz all des Schönen die Heimreise angetreten werden. Auf der Autobahn ging es vorbei an Mailand nach Chiasso und zum Mittagshalt ins Restaurant All’Arco in Bissone mit wunderbarem Blick auf den Luganersee. Dies mit Piccata Milanese, Safran-Risotto und Saisongemüse. Bei der Fahrt über den Gotthardpass gab es zwar kurz Nebel und leichten Schneefall, aber die Heimfahrt verlief reibungslos und erfreulicherweise ohne Stau.
Die beschriebene Leserreise fand vom 22. bis 25. September statt. Vom kommenden Montag bis Donnerstag wird die zweite Reise an den Lago d’Iseo durchgeführt. Auch sie ist ausgebucht.