Die Suche nach der goldenen Mitte
21.08.2025 OberdorfSchulraumdiskussion fördert Gegensätze zutage
Die Primarschule Oberdorf hat bald zu wenig Platz: Neuer Schulraum muss her. Am vorgestrigen Mitwirkungsanlass gingen die Vorstellungen, wie das Problem gelöst werden soll, weit auseinander.
Nikolaos ...
Schulraumdiskussion fördert Gegensätze zutage
Die Primarschule Oberdorf hat bald zu wenig Platz: Neuer Schulraum muss her. Am vorgestrigen Mitwirkungsanlass gingen die Vorstellungen, wie das Problem gelöst werden soll, weit auseinander.
Nikolaos Schär
Nachdem die Arbeitsgruppe Schulraumplanung ihre Vorschläge in der Mehrzweckhalle der Oberdörfer Bevölkerung präsentiert hatte und dieser Red und Antwort stand, wurde eines schnell klar: Die Vorstellungen darüber, wie die Gemeinde mehr Raum für die stark ausgelastete Primarschule schaffen soll, gehen weit auseinander.
Der Appell von Schulleiterin Daniela Baumgartner war deutlich: «Wir basteln den Stundenplan rund um die Räume und haben immer weniger Flexibilität.» Seit dem Schuljahr 2025/26 führt die Primarschule Oberdorf jeden Klassenzug doppelt – die Schülerzahlen nahmen zuletzt stetig zu und werden dies laut Prognosen auch weiterhin tun. Deshalb müsse die Schule selbst Räume, die für den Unterricht nur wenig geeignet sind, nutzen, so Baumgartner. Konrektorin Andrea Schmieman erklärte den rund 50 Anwesenden, dass die modernen Schulformen mehr auf Gruppenarbeiten und weniger auf Frontalunterricht setzen und die Schule deshalb auf zusätzliche Gruppenräume – die für einen idealen Unterricht momentan fehlen – angewiesen sei.
Die ausgearbeiteten Vorschläge der Arbeitsgruppe haben eine grosse Spannbreite und reichen von Schulraum im benachbarten Waldenburg mieten bis zu einem kompletten Neubau mit Turnhalle auf dem Areal des alten Werkhofs in der Eimatt (die «Volksstimme» berichtete). Diese beiden Varianten waren es denn auch, die für den meisten Gesprächsstoff sorgten.
Mit einem gross angelegten Neubau könnte die zusätzliche Turnhallenproblematik langfristig gelöst werden. Die Primarschule muss zurzeit für den Turnunterricht Klassen zusammenlegen und auf die Turnhallen der benachbarten Sekundarschule ausweichen. Da die Sekundarschule ebenfalls wächst, ist diese Ausweichoption nicht langfristig gesichert und die Gefahr besteht, dass die Schule ihrem gesetzlichen Auftrag nicht nachkommen könnte.
Steuererhöhung bei grossem Wurf
Rund die Hälfte der Teilnehmenden favorisierte den grossen Neubau, doch die Finanzen der Gemeinde werden dies kaum zulassen. Oberdorf hat bereits jetzt 7 Millionen Franken Schulden. Ein Neubau auf der «Eimatt» würde die Gemeinde rund 15 bis 17 Millionen Franken kosten. Ob die Unterstützung für die Variante «Eimatt» noch besteht, wenn dafür die Steuern erhöht werden müssten, ist fraglich.
Am anderen Ende des Spektrums waren jene, die mit der prekären Finanzlage im Hinterkopf für die Schulraummiete in Waldenburg plädierten. Dafür bräuchte es keine grossen Investitionen und die Kosten könnten ordentlich im Budget geführt werden. Wegen des drohenden Platzmangels in der Turnhalle beabsichtigt die Arbeitsgruppe ohnehin jetzt schon, die Turnhalle in Waldenburg zu mieten, sollte der Worst-Case eintreffen.
Wie eine Zusammenarbeit mit Waldenburg konkret aussehen könnte, blieb vorgestern jedoch noch im Dunkeln. Die Gespräche seien noch nicht weit fortgeschritten, sagte Gemeindepräsident Piero Grumelli. Attraktiv wirkt die Variante auch, weil sie als Vorstufe zur Gründung einer Kreisschule betrachtet werden kann. Doch die Herausforderung für eine Zusammenlegung ist hoch. Bedenken gab es aus der Ecke der Elternschaft, die hinter die Sicherheit des Schulwegs ein Fragezeichen setzte. Ausserdem würde die Attraktivität von Oberdorf als vollwertige Schulgemeinde (Primarschule und Sekundarschule) abnehmen.
Schulden als Damoklesschwert
Die Schule und die Elternschaft würden sich wohl den grossen Wurf mit einem Neubau wünschen. Doch im Wissen darum, dass es grosse Investitionsprojekte (Wasserreservoir z‘Hof und Kunstrasen FC Oberdorf) bei der Stimmbevölkerung zuletzt schwer hatten, tendiert der Gemeinderat sehr wahrscheinlich zu einer der Varianten, die zwar keine neue Turnhalle vorsieht, jedoch zusätzlichen Schulraum schafft, der – mit einer moderaten Investition – auch nahe bei der Schule wäre.
Allerdings musste Grumelli am Ende überrascht zur Kenntnis nehmen, dass beim Verlassen der Mehrzweckhalle kaum jemand seine Stimme für einen moderateren Neubau abgab. Neue Aufgaben hat die Arbeitsgruppe auch durch kreative Ideen aus der Mitte der Teilnehmenden gefasst. So wurde mehrfach gefragt, warum die Miete von freien Fabrikgebäuden – in erster Linie von «Depuy Synthes», die im vergangenen Jahr 100 Stellen in Oberdorf abbaute – nicht in Betracht gezogen wurde. Auch eine Kombination von verschiedenen Ausbauvarianten in Verbindung mit der temporären Miete von Schulraum in Waldenburg wurde angeregt.
Grumelli sagt, dass der Gemeinderat bereits eine Priorisierung vorgenommen habe. Ob sich dieser wegen des vorgestrigen Resultats nochmals umorientieren wird, bleibt offen. Klar ist, dass die Arbeitsgruppe noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss, falls sie sich für eine grosse Investition aussprechen wird. Auch kann die Mitwirkungsveranstaltung als Auftrag, die Zusammenarbeit mit Waldenburg intensiver voranzutreiben, verstanden werden. Somit dürfte auch der Druck auf die klamme Nachbargemeinde steigen, Oberdorf ein taugliches Angebot zu machen.