Andrea Kaufmann abgewählt
Die Waldenburger Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann wurde am Sonntag abgewählt. Die Freisinnige verpasste sogar das absolute Mehr. Dahinter vermutet sie eine konzertierte Aktion.
Thomas Gubler
Das Resultat war eine ...
Andrea Kaufmann abgewählt
Die Waldenburger Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann wurde am Sonntag abgewählt. Die Freisinnige verpasste sogar das absolute Mehr. Dahinter vermutet sie eine konzertierte Aktion.
Thomas Gubler
Das Resultat war eine faustdicke Überraschung, mit der so niemand gerechnet hatte: Die Waldenburger Wählerinnen und Wähler haben am Sonntag ihrer Gemeindepräsidentin, FDP-Landrätin Andrea Kaufmann, eine schallende Ohrfeige verpasst. Mit 122 Stimmen blieb sie nicht nur sechs Stimmen hinter dem absoluten Mehr, sondern auch satte 80 Stimmen hinter der auf den fünften Platz gewählten Daniela Spielmann (202 Stimmen). Damit scheidet Andrea Kaufmann nach 17 Jahren im Gemeinderat, zwölf davon als Gemeindepräsidentin, aus der Exekutive des «Stedtli» am Fuss des Oberen Hauenstein aus.
Richtig gut war die Stimmung im Waldenburger Gemeinderat angeblich schon länger nicht mehr. Davon hat man offenbar ausserhalb des «Stedtli» aber nicht viel gespürt. Jedenfalls hat man im Waldenburgertal weder mit einer Abwahl Kaufmanns und schon gar nicht mit einer solchen Klatsche gerechnet. «Es müssen mehrere Gründe dazu geführt haben», meint ein langjähriger Beobachter der Politik im Tal. Vielleicht sei das Feuer bei der Präsidentin nach 17 Jahren etwas erloschen. Die fast schon notorischen Finanzprobleme oder der aus finanziellen Gründen aufgegebene (und gerettete) Weihnachtsmarkt werden ebenfalls als mögliche Gründe genannt.
Notorische Finanzprobleme
Tatsächlich kämpft Waldenburg nicht erst seit Kaufmanns Präsidium mit finanziellen Problemen. An den einst blühenden Industriestandort erinnert nur noch das weitgehend unbenutzte Werksgebäude der Revue Thommen AG. Seit 2014 gibt es auch kein Bezirksgericht, keine Bezirksschreiberei und kein Bezirksstatthalteramt mehr in Waldenburg. Der Steuersatz liegt bei rekordmässigen 69,5 Prozent, eine Steuererhöhung zwecks Abbau des Bilanzfehlbetrags wurde abgelehnt und das Budget 2024 zurückgewiesen.
Da habe vielleicht der Eine oder die Andere, so der Tenor im Tal, der Präsidentin einen Schuss vor den Bug geben wollen. Dass es dann eine veritable Salve wurde, sei vielleicht gar nicht beabsichtigt gewesen.
Nahe am Mobbing
Andrea Kaufmann selber sieht das etwas anders. Sie vermutet hinter ihrer Abwahl klar eine konzertierte Aktion. «Im Gemeinderat war die Stimmung schon längerer Zeit nicht mehr gut», erklärt sie gegenüber der «Volksstimme» und spricht von einem Verhalten ihr gegenüber nahe am Mobbing. So erachtet sie es heute als Fehler, «dass ich mich überzeugen liess, noch einmal anzutreten». Ansonsten sei sich keiner Schuld bewusst. Sie habe sich mehr als 20 Jahre für die Gemeinde engagiert und gerade im Bereich Schule viel erreicht. «Aber als Präsidentin stehst du im Fokus und musst für jeden Gemeinderatsentscheid den Kopf hinhalten.» Negatives habe immer die Präsidentin auszubaden. Ins «Loch» fallen werde sie wegen der Abwahl nicht. Es gebe auch ein Leben nach dem Gemeinderat.
In Waldenburg haben derweil unverbrauchte Kräfte die Chance, neuen Wind in die Gemeindepolitik zu bringen. Das amtsälteste Gemeinderatsmitglied gehört der Exekutive seit 2022 an. Und der neugewählte Gemeinderat Florian Furler hat während des Wahlkampfs auf seinem Blog bewiesen, dass es ihm an Ideen nicht fehlt.