Die Planerin, die auf ihr Bauchgefühl hört
21.02.2025 Leichtathletik, SportAngela Grossmann betreut aussichtsreiche Nachwuchsläuferinnen
Trainerin Angela Grossmann ist ein wichtiger Faktor für die guten Resultate des LV Frenke-Fortuna in den vergangenen Jahren. Jüngst hat sie die Ausbildung zum höchsten Trainer-Diplom von Swiss Athletics ...
Angela Grossmann betreut aussichtsreiche Nachwuchsläuferinnen
Trainerin Angela Grossmann ist ein wichtiger Faktor für die guten Resultate des LV Frenke-Fortuna in den vergangenen Jahren. Jüngst hat sie die Ausbildung zum höchsten Trainer-Diplom von Swiss Athletics absolviert.
Alan Heckel
Am ersten Märzwochenende finden in Magglingen die Schweizer Hallen-Meisterschaften des Nachwuchses statt. Am Start sind auch diverse Läuferinnen und Läufer des LV Frenke-Fortuna. Der Verein aus dem Waldenburgertal hatte in den vergangenen Jahren immer häufiger junge Athletinnen und Athleten in den regionalen und nationalen Spitzenplätzen, was durchaus bemerkenswert ist.
Ein wichtiger Grund für die Erfolge ist die Arbeit von Angela Grossmann. Die 44-Jährige ist technische Trainingsleiterin Lauf für Nachwuchs- und Leistungsathletinnen sowie -athleten und hat jüngst die Diplomprüfung zur Trainerin A von Swiss Athletics, die höchste Verbandsausbildung, bestanden.
Auf ihre Stärken angesprochen, meint sie: «Ich bin eine sehr gute Planerin, die auf ihr Bauchgefühl hört.» Ausgestattet mit einer grossen Portion Empathie erlaubt ihr das, in jeder Situation flexibel zu sein, auf die Sportlerinnen und Sportler einzugehen und dadurch die entscheidenden Leistungsprozente herauszukitzeln.
Von Inferno bis Fortuna
Angefangen hat alles in Birmensdorf, wo «Angie», wie sie von allen genannt wird, als älteres von zwei Kindern aufwuchs. Das Mädchen hatte Freude an der Bewegung und versuchte sich in vielen Sportarten. Sie schloss sich unter anderem dem lokalen Damenturnverein an, wo sie Leichtathletik und Geräteturnen ausübte. Bis im Alter von 22 Jahren übte Angela Wettstein, so ihr Mädchenname, in ihrer Freizeit auch noch Basketball, Unihockey, Reiten, Schwimmen und Rennkartfahren aus. «Das war alles ambitionierter Breitensport», erinnert sich die gelernte Pflegefachfrau, die an zahlreichen Wettkämpfen und Turnieren teilnahm und oft Podestplätze erreichte. «Für Leistungssport fehlte mir die familiäre Unterstützung», sagt Grossmann.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends nahm sie die Ausbildung als J+S-Leiterin Turnen in Angriff, im Jahr 2002 folgte eine Sportpause. Die Hobbygärtnerin zog der Liebe wegen ins Oberbaselbiet, nach Niederdorf. Über den Freundeskreis ihres Mannes Stefan erfuhr sie, dass dort Leiterinnen für Junge gesucht wurden. Dafür hatte Angela Grossmann ein offenes Ohr. Sie begründete im Jahr 2006 den Jugend- und Sportverein Niederdorf mit, war dort eine Zeit lang Präsidentin und sass im Vorstand. Beim Verein wurden polysportive Aktivitäten grossgeschrieben, Aerobic und Kinderturnen waren besonders beliebt.
Die zweifache Mutter begann zudem, wieder mehr Sport zu machen, nahm an diversen Triathlons sowie Ausdauerwettkämpfen im Team – unter anderem am «Inferno»-Gigathlon-und-Ironman-70.3 – teil, wo sie stets Spitzenplätze erreichte.
Die beiden Töchter Lynn und Yael haben die Sportbegeisterung von Mama geerbt, fingen beim LC Fortuna mit Leichtathletik an und trainierten beim Schwimmclub Liestal oder spielten Unihockey. Auf der Suche nach Trainerinnen für die LC Fortuna wurde auch Angela Grossmann angefragt und begann 2017 die ganz Kleinen zu betreuen. «Es war eine tolle Gruppe», sagt die Trainerin, die mit den Kids Stufe für Stufe in die jeweils nächste Alterskategorie aufstieg. Nun ist sie für die Kategorie «U16 bis Leistungssport» verantwortlich. Viele Kinder von damals sind immer noch dabei.
Seit sich der LV Frenke im Jahr 2022 mit der LC Fortuna zusammenschloss, ist Angie Grossmann die technische Leiterin der Laufabteilung. «Es war nie mein Ziel, Leistungsathletinnen und -athleten zu trainieren, die an der EM oder an der SM vorne dabei sind», gesteht sie. Dennoch gefällt ihr die Arbeit sehr. «Der Laufsport hat viele Facetten», erklärt die Berufsschuldozentin, die am BzG Münchenstein tätig ist. Besonders mag sie die Tatsache, dass sich dieser Sport praktisch überall ausüben lässt. Weil der LV Frenke-Fortuna nicht so gute Trainingsstrukturen wie ein Teil der Konkurrenz besitzt, muss die Trainerin immer mal wieder kreativ werden.
Die Leistung zählt
Im Lauf der vergangenen Jahre ist das Ansehen des Vereins in der Szene stark gestiegen. «Am Anfang mussten wir um Anerkennung kämpfen, nun wollen immer mehr gute Athletinnen und Athleten zu uns», erzählt Grossmann, die längst nicht mehr nur Leute «aus der Nachbarschaft» trainiert. Ihre Schützlinge kommen unter anderem aus Ormalingen, Häfelfingen, Titterten und Basel.
Nach ihrem Erfolgsgeheimnis gefragt, gibt die mittlerweile in Hölstein wohnhafte Trainerin die Lorbeeren weiter: «Wir haben ein starkes Team, es herrscht ein grossartiger Spirit.» Die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam, den Sportklassen und Kadertrainern, dem Leistungszentrum Nordwestschweiz, dem Sportamt und Swiss Athletics sei sehr gut. Die Anforderungen sind aber andere als noch vor ein paar Jahren. «Mittlerweile ist es sehr wichtig, die Ziele zu erreichen. Wir sind schliesslich im Leistungssport.» Das sei auch daran abzulesen, dass sich immer mehr Sportklassenschülerinnen und -schüler dem Leichtathletikverein Frenke-Fortuna anschliessen.
Für die Zukunft wünscht sich die Erfolgstrainerin, «dass wir das Fundament, das wir erschaffen haben, festigen». Sie ist optimistisch, dass dies gelingen wird. «Es sieht gut aus, unser Nachwuchs ist sehr vielversprechend.» Zu den Talenten im Verein gehören auch Angela Grossmanns Töchter, was sie am Familientisch manchmal in die Zwickmühle bringt. «Ich muss immer wieder entscheiden, ob ich jetzt Mutter oder Trainerin bin.» Doch auch in solchen Situationen kann sie sich auf ihr Bauchgefühl verlassen.