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27.03.2025 Oberdorf«Gmäini» lehnt Naturpark klar ab
Die 82 Stimmberechtigten an der Oberdörfer Gemeinderversammlung schlossen sich mit grossem Mehr dem Antrag des Gemeinderats an: Sie sagten Nein zum Beitritt zum Naturpark-Trägerverein. Der Tenor: Es werde schon genug für die ...
«Gmäini» lehnt Naturpark klar ab
Die 82 Stimmberechtigten an der Oberdörfer Gemeinderversammlung schlossen sich mit grossem Mehr dem Antrag des Gemeinderats an: Sie sagten Nein zum Beitritt zum Naturpark-Trägerverein. Der Tenor: Es werde schon genug für die Natur und den Tourismus getan.
Elmar Gächter
Es war eine relativ kurze Sache am Montagabend in der Mehrzweckhalle Oberdorf. Nach weniger als 45 Minuten war das Verdikt klar: nur gerade 10 Stimmen, bei 3 Enthaltungen, votierten für den Beitritt zum Trägerverein des Naturparks Baselbiet. Der grosse Rest der 82 anwesenden Stimmberechtigten hingegen schloss sich dem Antrag des Gemeinderats an, auf den Beitritt zu verzichten. Gemeindepräsident Piero Grumelli zeigte sich nach der Versammlung überrascht von der Deutlichkeit der Abstimmung. «Ich habe dies nicht erwartet. Der Ausgang war im Vorfeld schwierig abzuschätzen», hielt er gegenüber der «Volksstimme» fest.
Laut Grumelli anerkennt der Gemeinderat die Bemühungen der Initianten, mit dem Naturpark die Region zu stärken. Er vertrete jedoch mehrheitlich die Auffassung, dass Oberdorf vom Park kaum profitieren werde. Es sei unklar, welchen Einfluss der Naturpark auf die Gemeindeautonomie ausübe. Als negatives Beispiel erwähnte der Gemeindepräsident den Naturpark Thal, wo ein Ausbau einer überlasteten Strasse verhindert worden sei und sich hohe Personalkosten zeigten. Der Gemeinderat befürchtet, dass mit dem Beitritt Ortsbild und Dorfcharakter beibehalten werden müssen und damit eine Entwicklung verunmöglicht oder behindert werde.
Bereits heute leiste Baselland Tourismus hervorragende Arbeit für die Region. Zudem führe die steigende Zahl von Tagestouristen zu höherem Verkehrsaufkommen mit unangenehmen Nebenerscheinungen bei nur geringer Wertschöpfung. Der eingesparte Betrag von jährlich 13 000 Franken, der mit einem Beitritt verbunden wäre, könne besser direkt in Projekte der Gemeinde investiert werden. «Unsere Finanzlage erlaubt keine unnötigen Ausgaben», so die Meinung der Exekutive.
«Wir haben schon einen Park»
Zwei Redner sprachen sich für den Beitritt aus. «Die Argumente, die vorgebracht wurden, sind Angstmacherei und beruhen teilweise auf Falschinformationen», so ein Befürworter. Der Naturpark sei eine Chance, nicht nur finanziell, sondern auch, um etwas für die Natur zu leisten. Das Geld komme hauptsächlich aus der Naturschutzkasse des Bundes, und es profitiere dabei auch das lokale Gewerbe. Der Mann betonte zudem die Freiwilligkeit des Vorhabens. Es werde niemand gezwungen – auch nicht die Landwirte –, mitzumachen oder Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Ein anderer Teilnehmer bezeichnete das Argument, das Waldenburgertal werde nach einem Beitritt von Touristen überlaufen, als unglaublich. «Man kommt vor lauter Besuchern ja heute schon kaum mehr durch das ‹Stedtli› Waldenburg …», so sein kritischer Kommentar.
«Weshalb will man noch mehr Geld ausgeben? Dies ist absolut unnötig, es hat überall Natur», äusserte sich ein Parkgegner. Als «Greenwashing» bezeichnete ein anderer das Vorhaben, bei dem seiner Meinung nach kein einziger Schwerpunkt gesetzt werde. Auch stelle sich für ihn die Frage, weshalb das Unterbaselbiet von vornherein als ungeeignet ausgeschieden worden sei. «Man könnte meinen, in Therwil, Aesch oder Arlesheim gebe es keine Natur.»
Ein weiterer Einwohner bezweifelte grundsätzlich die Notwendigkeit eines Naturparks. «Diesen haben wir ja schon seit Jahren», so seine Überzeugung, und meinte die Projekte, die im Rahmen der Landschaftsplanung realisiert werden. Er ist skeptisch, ob, wie vorgesehen, das Dreifache der Investitionen an die Gemeinden zurückfliesst. Zudem bezeichnete er die Leistungen, die Tourismus Baselland im vergangenen Jahrzehnt geleistet habe, als beeindruckend. «Zusammen mit der Landwirtschaft geht auch in nächster Zeit einiges, für das es keinen Naturpark braucht.»
Mit der Ablehnung in Oberdorf wird es zunehmend eng für den Naturpark. Nur gerade 7 von 56 im Perimeter liegende Gemeinden haben bisher ihren Beitritt bekundet, in den beiden Frenkentälern Arboldswil, Bubendorf, Hölstein, Lauwil und Ziefen. Noch offen sind Abstimmungen in Liedertswil, Niederdorf und Waldenburg. In Reigoldswil und Langenbruck kommt es zu Referendumsabstimmungen an der Urne.