Die Königin des «Wäisliger Mockä»
14.08.2025 Sport, Weitere SportartenDeborah Schaeffer möchte morgen Baselbieter Meisterin werden
Deborah Schaeffer steht wie kaum eine andere Frau für das Steinstossen im Baselbiet. Die 45-Jährige ist nicht nur erfolgreiche Athletin, sondern auch Trainerin, Mutter und Vereinsmensch. Morgen will sie erneut ...
Deborah Schaeffer möchte morgen Baselbieter Meisterin werden
Deborah Schaeffer steht wie kaum eine andere Frau für das Steinstossen im Baselbiet. Die 45-Jährige ist nicht nur erfolgreiche Athletin, sondern auch Trainerin, Mutter und Vereinsmensch. Morgen will sie erneut beweisen, dass sie den «Wäisliger Mockä» beherrscht.
Luana Güntert
Wenn in Wenslingen der «Mocken» fliegt, ist Deborah Schaeffer meist nicht weit. Die 45-Jährige liebt das Steinstossen – vor allem mit dem 25-Kilo-Stein, der 2018 zum Jubiläum der Damenriege eingeführt wurde und deshalb zuerst noch «Jubiläumsmocken» hiess. Heute heisst er «Wäisliger Mockä». Mit Kraft, Technik und Freude hat sich Deborah Schaeffer zur mehrfachen Kantonalen Meisterin gestossen. Doch für sie zählt vor allem eins: der Spass am Sport. Wenn Deborah Schaeffer vom Steinstossen spricht, funkeln ihre Augen. «Es ist einfach eine coole Sportart», sagt sie und lacht. Was für manche archaisch wirkt – schwere Steine stossen oder stemmen –, ist für die Wenslingerin seit drei Jahrzehnten ein Stück Lebensfreude.
Angefangen hat alles in den 1990er-Jahren, als die junge Deborah Schaeffer in der Damenriege Wenslingen aktiv wurde. Eine Kollegin aus Österreich motivierte sie, in Wintersingen an den kantonalen Meisterschaften im Steinstossen teilzunehmen. «Es hat mir auf Anhieb gefallen und ich bin dabeigeblieben», erzählt sie. Damals war Steinstossen im Baselbiet noch ein Nischensport. Heute ist Deborah Schaeffer bei den Frauen eine seiner prägenden Figuren.
Zuvor hatte sich Schaeffer im Kugelstossen und in der Leichtathletik versucht. Doch das Steinstossen faszinierte sie mehr: die rohe Kraft, die Technik – und dass trotz vergleichsweise wenig Trainings Fortschritte erzielt werden können. Auch das Steinheben hat sie bald für sich entdeckt. «Das ist ein echter Ganzkörpersport», sagt sie. Beide Disziplinen liegen ihr am Herzen, auch wenn sie derzeit wegen Schmerzen am Handgelenk vor allem stösst.
Ihre Lieblingsdisziplin ist das beidhändige Stossen mit Anlauf mit dem «Wäisliger Mockä». «Damit zu stossen macht besonders Spass», sagt die 45-Jährige. In dieser Disziplin musste sie sich nur im Einführungsjahr 2018 in Wenslingen (durch Claudia Lander aus Oltingen) geschlagen geben, seither ist sie ungeschlagene Kantonale Meisterin. Bei den Seniorinnen mit dem 4-Kilo-Stein ist sie seit 2021 ebenfalls immer zuoberst auf dem Podest gestanden. Seniorinnen sind in den Disziplinen des Nationalturnens Frauen über 40 Jahre.
Ihren Vorteil gegenüber der Konkurrenz sieht die Wenslingerin in ihrer überdurchschnittlichen Grösse von 1,78 Metern und in ihrer Erfahrung. Ihre Schwäche? «Ich kann den Schwung vom Anlauf nicht immer mitnehmen. Daran arbeite ich.» Trotz kleinerer Wehwehchen bleibt sie dem Sport treu. «Ich merke schon, dass es mit 45 nicht mehr ganz so leicht geht», sagt Schaeffer. Dies zeigt sich seit ein paar Jahren vor allem im Frühling: «Im Winter trainiere ich nur selten mit dem Stein, da ich dann in Oltingen Indiaca spiele.» Dies macht aber nichts, denn mit dem Alter wurde sie auch gelassener: «Der Spass steht im Vordergrund. Ich muss nicht mehr an jeden Wettkampf.» Dennoch startet sie weiterhin auch bei den Aktiven und unterstützt als älteste Stösserin die Damenriege Wenslingen, wenn Not an der Frau ist. «Solange ich noch so gut bin, lassen sie mich mitmachen», sagt sie und lacht.
Trainerin, Kassierin, Mutter
Deborah Schaeffer ist nicht nur auf dem Wettkampfplatz präsent. Sie ist auch Kampfrichterin, Trainerin für Schnupperstunden im Steinstossen und engagiert sich in der Jugendarbeit. Den Nachwuchs zu fördern, ist ihr ein grosses Anliegen: «Wir haben im Baselbiet inzwischen eigene Kategorien für Jugendliche und Senioren etabliert, das gab es früher nicht. Ich finde es schön, wenn wir neue Leute für den Sport begeistern können.»
Auch der eigene Nachwuchs ist längst vom Steinvirus angesteckt: Tochter Alexandra (17) ist Schweizer Meisterin bei den Juniorinnen im Steinheben und trainiert gemeinsam mit ihrer Mutter, oft aber auch mit Freundinnen. «Langsam hört sie nicht mehr auf mich», sagt Deborah Schaeffer schmunzelnd – ganz so, wie es sich für eine selbstbewusste Teenagerin gehört. Auch ihr Sohn Marcel probiert das Steinstossen gerne aus, hat aber seine sportliche Leidenschaft im Badminton gefunden
– ganz wie sein Vater. «Er ist eher zierlich und flink – nicht unbedingt der Typ für den schweren Stein», sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Neben dem Sport führt Deborah Schaeffer ein vielseitiges Leben: Sie arbeitet 80 Prozent als Buchhaltungs- und Personalchefin bei der Firma Tecton-Fladag in Pratteln, ist Kassiererin der Damenriege 35+ und des Nationalturnverbands Baselland, Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission von Wenslingen, lebt mit ihrer Familie in einem Haus mit grossem Garten. Langeweile ist für sie ein Fremdwort.
Trotz ihres vollen Terminkalenders bleibt Schaeffer eine treibende Kraft des Steinstossens im Baselbiet. Mit ihrer Energie, ihrer Freude und ihrer Beständigkeit hat sie den Sport Jahrzehnte mitgeprägt. Und auch wenn der Ehrgeiz heute weniger im Vordergrund steht – Deborah Schaeffer ist noch lange nicht am Ende ihrer sportlichen Reise.
Morgen Freitag möchte das die amtierende Kantonale Meisterin zeigen. In Rünenberg startet sie an der Kantonalen Meisterschaft im Steinstossen – und dies in drei Kategorien: bei den Aktiven mit dem 6-Kilo-Stein für die Teamwertung, bei den Seniorinnen mit dem 4-Kilo-Stein sowie mit ihrem «Lieblingsgerät», dem «Wäisliger Mockä». Sie freut sich auf super Anlagen, eine hervorragende Organisation und vor allem die Stimmung: «Wenn ich laut angefeuert werde, stosse ich viel weiter als im Training», sagt sie. Trotz Gelassenheit reist Schaeffer morgen nicht nur mit Vorfreude nach Rünenberg, sondern auch mit einer gesunden Portion Ehrgeiz: «Mit dem ‹Mockä› strebe ich den Sieg an.»
Nationalturntage, 15. und 16. August, Turnhalle, Rünenberg