Start in das Jubiläumsjahr hat bereits am 1. Advent stattgefunden
Einen Monat zu früh hat die 500-jährige Kirche St. Jakob das Jubiläumsjahr 2025 in Angriff genommen, das sie gemeinsam mit der 300 Jahre älteren Einwohnergemeinde feiern wird. Am Sonntag wurde zudem ...
Start in das Jubiläumsjahr hat bereits am 1. Advent stattgefunden
Einen Monat zu früh hat die 500-jährige Kirche St. Jakob das Jubiläumsjahr 2025 in Angriff genommen, das sie gemeinsam mit der 300 Jahre älteren Einwohnergemeinde feiern wird. Am Sonntag wurde zudem der neue Kunstführer zur Kirche vorgestellt.
Jürg Gohl
Mag sich doch die weite weltliche Welt nach dem gregorianischen Kalender richten. Für die Kirche beginnt das neue Jahr bereits am 1. Advent. Deshalb hat es sich die Kirchgemeinde erlaubt, das offizielle Jubiläumsjahr, das die Kirche und die Gemeinde Sissach 2025 gemeinsam begehen, bereits am Sonntag mit einem etwas eigenwilligen und längeren Jubiläums-Gottesdienst einzuläuten.
Bis hin zu «Macht hoch die Tür» kam keines der Rituale, die zu einem ordentlichen Advents-Gottesdienst gehören, an diesem Morgen zu kurz. Doch die beiden Pfarrer Matthias Plattner und Daniel Wüthrich sowie Laienpredigerin Veronika Henschel, die den kirchlichen Anlass gemeinsam gestalteten, kamen immer wieder auf das Jubiläum und die Zeit zu sprechen. «Für alles gibt es eine Zeit», zitierte Veronika Henschel aus der Heiligen Schrift; «Time after Time» war der erste von vier Songs, die das Jazz-Duo mit Sängerin Inna Siegrist und Saxofonist Reto Schäublin vortrug.
Peter Werli und die Pfarrerin
Die 500 Jahre, die seit dem Bau der Kirche bis heute verflossen sind, bildeten auch den Kern des kurzen Spiels von Matthias Plattner und Veronika Henschel, in welchem sie eine geerdete Pfarrerin von heute und er von oben auf der Kanzel Peter Werli spielt. Dieser Werli war der erste Pfarrer in der neuen Kirche. Die Basler Katholiken haben damals das Gotteshaus errichtet, um in «Sissgau» ihren Glauben zu bewahren, und ein Reformer übernimmt vier Jahre später. Obwohl Werli verheiratet ist, als Progressiver gilt und deswegen aus Schaffhausen vertrieben wurde, jammert er über die Hitze, die im Advent in der Kirche St. Jakob herrscht. Und dass da unten ein «Weib» predigt, verwirrt ihn vollends. Aber eben: Für alles gibt es eine Zeit.
Der Dialog bietet zugleich ein hübsches Stück Lokalgeschichte zur Zeit der Reformation. Für alle, die es aber gerne genauer mögen, ist in der Reihe der Schweizerischen Kunstführer die Nummer 1127 erschienen, die sich auch mit der Historie, aber vor allem mit der Baugeschichte des Sissacher Kirchenensembles sowie dem Inneren und Äusseren des Baus befasst. Geschrieben wurde das 40 Seiten umfassende Werk von Brigitte Frei-Heitz, der Baselbieter Denkmalpflegerin, und dem Sissacher Markus Christ, dem Kirchenhistoriker und früheren Pfarrer.
Die Vernissage des Werks, das seit gestern im Handel ist, bildete einen weiteren Höhepunkt des Gottesdienstes. Ebenfalls am Sonntag wurden ein Film zur Kirche sowie die neue Website, neue QR-Codes und das neue Logo der Kirche vorgestellt. Sie hat zudem nach der jüngsten Fusion ihr bisheriges Namensungetüm (Sissach, Böckten, Diepflingen, Itingen, Thürnen, Nusshof, Wintersingen) abgestreift und heisst neu «reformierte Kirche Sissach-Wintersingen».
Als Mitglied des Leitungsteams der nächstjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten betonte Pfarrer Daniel Wüthrich, dass die Kirche trotz des neuen Kunstführers nicht primär «ihre Mauern» bejubelt, sondern sich selber als Ort der Begegnung feiern will. Schliesslich steht «Begegnungen» als Motto über allen Feierlichkeiten. Aus der Optik der Kirche steht dabei im kommenden Jahr die Einweihung des neugestalteten Pfarrhauses im Mittelpunkt, und vorher will man an Silvester mit einem gemeinsamen Apéro im Jakobshof ins Jubiläumsjahr 2025 starten. Ganz ausser Acht lässt die Kirche den gregorianischen Kalender also nicht.