Die Glocken läuten, bis es im Kässeli klimpert
30.12.2025 LampenbergBuben und Mädchen ziehen als «Wiehnachtschindli» und «Nünichlingler» durchs Dorf
In Lampenberg ziehen am 24. Dezember Mädchen als «Wienachtschindli» und Knaben als «Nünichlingler» verkleidet durch das Dorf. Organisiertwird dieser ...
Buben und Mädchen ziehen als «Wiehnachtschindli» und «Nünichlingler» durchs Dorf
In Lampenberg ziehen am 24. Dezember Mädchen als «Wienachtschindli» und Knaben als «Nünichlingler» verkleidet durch das Dorf. Organisiertwird dieser Brauch von Barbara Kablina.
Carolina Mazacek
In Ziefen ziehen am 24. Dezember die «Nünichlingler» mit Glocken und hohen Hüten umher. Einen ähnlichen Brauch gibt es in Lampenberg: Kinder vertreiben mit Gesang und Glocken die bösen Geister und wünschen «Schöni Wienachte und es guets Neus!».
Die «Volksstimme» besucht Barbara Kablina vom Frauenverein Lampenberg bei ihr zu Hause. Sie organisiert den Brauch und erklärt, wie der Abend abläuft. Noch bevor es auf die Suche nach den Kindern geht, klingelt es an der Haustür. Vor der Tür stehen die «Wienachtschindli» – eine Gruppe von fünf Mädchen in weissen Gewändern mit Sternen, Schleiern und Kronen. «Kommt rein», sagt Kablina, während sie den Rest der Familie zusammenruft. In der Stube, vor dem Weihnachtsbaum, singen die Mädchen auswendig ein mehrstimmiges Weihnachtslied. Nachdem die letzte Note verklungen ist, wünschen die «Wienachtschindli» schöne Weihnachten. Ein Batzen wandert ins Kässeli. Louisa, die bereits zum dritten Mal als «Wienachtschindli» unterwegs ist, sagt: «Es macht mir Spass, gemeinsam zu singen.» Die anderen nicken eifrig, dann zieht die Gruppe weiter.
Kablina erzählt, dass die Kinder gemeinsam mit Michael Blum, der auch aus Lampenberg ist, an zwei Samstagen die Lieder einstudieren. Ein Teil des gesammelten Geldes ist für das Sackgeld der Kinder bestimmt, den anderen Teil spenden sie. «Die Kinder bringen ihre eigenen Ideen mit und entscheiden gemeinsam, wem sie das Geld spenden möchten», sagt Kablina. Im vergangenen Jahr ging eine Spende an den Dorfladen in Lampenberg.
Nun geht es nach draussen, denn auch die «Nünichlingler» sollen noch gesehen werden. Wenn sie bei einem Haus stehen, hören sie erst mit dem Glockengeläut auf, wenn ein Batzen im Kässeli gelandet ist. Das Glockengeläut dient also als Orientierungshilfe, gleichzeitig ist aus der Ferne ein Weihnachtslied der «Wienachtschindli» zu hören. Ein Halleluja hallt durch die Strassen, begleitet vom Klang der Glocken.
Nicht weit vom Dorfbrunnen entfernt trifft die «Volksstimme» auf die «Nünichlingler», eine Gruppe von sechs Knaben. Sie tragen schwarze Mäntel, weisse Bärte und schwere Glocken, die sie sich von Bauern ausgeliehen haben. Einer von ihnen trägt ein Kässeli in Form eines Kürbisses. Auch hier sind Buben dabei, die bereits zum dritten Mal teilnehmen, wie Livio. «Mein Vater hat früher selbst mitgemacht, deshalb mache ich auch mit», sagt er. Man mache es wegen der Tradition, erklären die Knaben.
Von Tür zu Tür
Die Gruppe zieht weiter. Eine Haustür öffnet sich, die Glocken läuten, bis ein kleines Mädchen nach draussen springt und eine Münze in den Kürbis wirft. «Schöne Weihnachten!», rufen die Knaben, dann geht es zum nächsten Haus.
«Die Kinder versuchen, möglichst viele Häuser zu besuchen, aber manchmal ist niemand zu Hause oder die Tür bleibt geschlossen», sagt Barbara Kablina, die selbst als Kind am Brauch teilgenommen hat. Sie erinnert sich besonders daran, wie sie jeweils in die Stuben eingeladen wurde und die verschiedenen Weihnachtsbäume sehen durfte. Das war auch ein Grund, weshalb sie im Jahr 2015 die Organisation übernommen hat. «Der Frauenverein gibt den Rahmen vor», erklärt Kablina. Die Kleider werden in der Turnhalle gelagert und auf ihren Zustand überprüft. Die Bärte besorgen die Knaben selbst. Da auch umliegende Bauernhöfe besucht werden, organisiert Kablina durch die Eltern der Kinder die Fahrgelegenheiten.
«Ich frage Freunde und Bekannte, ob sie die Kinder aus Lampenberg kennen, welche die 6. bis 8. Klasse besuchen», sagt sie. Meist finden sich genügend Teilnehmende, manchmal sogar für mehrere Gruppen. «Einmal hatte ich zu wenige Kleider, da musste ich improvisieren», sagt sie und schmunzelt. «Das Ganze lebt von den Kindern.»
Die «Nünichlingler» sind inzwischen weitergezogen. Die «Volksstimme» bleibt zurück, denn eine Hausbesitzerin, die zuvor vom Glockengeläut überrascht wurde, fragt, ob die «Wienachtschindli» auch noch zu ihr kommen. Ja, sie werden noch vorbeischauen.
«Vor allem die ältere Generation wartet jeweils gespannt auf den Besuch der Kinder und schätzt diesen Brauch sehr», sagt Barbara Kablina. «Aber ich verstehe, wenn Zugezogene ihn ungewohnt oder befremdlich finden.» Deshalb wird im Mitteilungsblatt der Gemeinde jeweils darauf hingewiesen und der Brauch kurz erklärt.
Die Strassen sind inzwischen leer, ab und zu sind noch Glocken oder kichern zu hören. Langsam wird es dunkel, doch die Kinder machen weiter, bis zum Nachtessen, und danach klingeln sie noch bei einigen Häusern im Dunkeln. Wann Schluss ist, entscheiden sie selbst. Und so erklingen auch im kommenden Jahr, am 24. Dezember, wieder Halleluja und Glockengeläut in den Strassen von Lampenberg.


