Die Frauen halten die Männer vom Krieg ab
11.06.2024 LäufelfingenFreilichttheater im Steinbruch feierte Premiere
Freude und Mut zu verbreiten, ist das erklärte Ziel der Theaterkomödie «Lysistrata 24». Beides gelingt den Schauspielerinnen und Schauspielern unter der Leitung von Danny Wehrmüller in Läufelfingen in ...
Freilichttheater im Steinbruch feierte Premiere
Freude und Mut zu verbreiten, ist das erklärte Ziel der Theaterkomödie «Lysistrata 24». Beides gelingt den Schauspielerinnen und Schauspielern unter der Leitung von Danny Wehrmüller in Läufelfingen in beeindruckender Weise.
Brigitte Keller
Ist es die Geschichte, die erzählt wird? Oder die schauspielerische Leistung der einzelnen Akteurinnen und Akteure? Oder die Lieder, die Kostüme oder gar die Arena im Steinbruch? Alles zusammen macht das Freilichttheater beim «Silo12» in Läufelfingen zu einem einmaligen Erlebnis. Nach gut und gerne anderthalb Jahren Vorlaufzeit fand am Freitag die Premiere des Stücks «Lysistrata 24» statt.
Es war kurz vor Sonnenuntergang, als es auf der «Akropolis» auf einen Schlag sehr geschäftig wurde. Alle 36 Darstellerinnen und Darsteller bevölkerten auf einmal die Bühne, in historisierten Kostümen und teilweise in aktueller Mode gekleidet. Die ursprüngliche Komödie «Lysistrata» stammt zwar aus dem antiken Griechenland, deren Thema «Krieg oder Frieden» ist aber aktueller denn je.
Gehörige Portion Weiblichkeit
Die Idee zum Stück stammt von Danny Wehrmüller, Theateregisseur und Autor aus Muttenz. Nach der erfolgreichen Inszenierung des Stücks «Hauenstein» vor zwei Jahren wollten fast alle Beteiligten unbedingt nochmals ein Freilichttheater in Läufelfingen aufführen. Dazu steht im Programmheft: «Mutige Menschen, die das Theaterfieber befallen hat, sind schwer zu bremsen, weder von der Aussicht auf jede Menge Arbeit, auch neben der Bühne, noch von den gemischten Gefühlen, die einige befielen, als zum ersten Mal der Lysistrata-Stoff von Aristophanes ins Spiel gebracht wurde. Lysi … was? Von Aristo … wem?»
Vielleicht hatte der eine oder andere Zuschauer im Vorfeld ähnliche Gedanken zum Stück. Doch etwaige Bedenken waren unbegründet. Die antike Komödie war von Wehrmüller in eine zeitgenössische Fassung umgeschrieben worden und der Funke der «Baselbieter Version» sprang am Freitag sofort von der Bühne auf das Publikum über.
Dass sich die Handlung darum dreht, dass die Frauen Athens und Spartas gemeinsam ihre Männer von kriegerischen Handlungen abbringen wollen, war von Anfang an klar. Mit wie viel List und Charme sie dabei vorgingen und ihr Ziel am Schluss auch erreichten – das unterhielt das Publikum von Anfang bis Ende köstlich.
Ein Wort noch zum Wetter, das bei einem Freilichttheater selbstredend von zentraler Bedeutung ist: Daumendrücken bei den Verantwortlichen und beim Publikum hatte geholfen, dass die Premiere bei schönem Wetter über die Bühne gehen konnte. Die Vorstellung vom Samstag blieb dann nicht ganz trocken. Dazu sagt Sandra Bütikofer vom Organisationskomitee: «Wir haben den Regen einfach ‹weggespielt› und das Publikum war grossartig und hatte viel Verständnis.»
Auch die Proben in den Wochen zuvor wurden nicht von Regenschauern verschont. «Theater ist nichts für Feiglinge», betonte Wehrmüller damals immer wieder einmal. Neben dem Akzeptieren des Wetters gehe es bei den Vorbereitungen immer darum, die einzelnen Ingredienzen in eine völlig selbstverständliche Übereinstimmung zu bringen, so der Regisseur: «Es ist wie bei einem mechanischen Uhrwerk: Alle Zahnräder, Federn und die Unruh müssen genau austariert sein, dann funktioniert die Uhr respektive die Inszenierung äusserlich. Das Leben, die Emotionalität, die positive Energie hauchen ihr dann die Schauspielerinnen und Schauspieler ein.»
Ansteckende Spielfreude
Wie gut dem Ensemble die Umsetzung von Wehrmüllers Ideen gelungen ist, davon konnte sich das Premierenpublikum überzeugen. Das Ensemble begeisterte mit seiner Spielfreude und den gesanglichen Einlagen. Es sind zwölf Lieder aus der Feder von Wehrmüller, die mit der Unterstützung von Alain Bürgler, musikalischer Leiter des Stücks, einstudiert und dargeboten werden.
Das Bühnenbild mit mehreren Ebenen und drei Korpussen, die für ein paar besondere Momente Einblick ins Innere des «Gemäuers» ermöglichen, ist genauso ein Höhepunkt der Vorstellung wie die Kostüme, die alle von geschickten Näherinnen aus gespendeten Stoffresten gefertigt wurden.
Auch die raffinierte Beleuchtung in der mit Fortschreiten des Stücks immer dunkler werdenden Arena trug das ihre zum einmaligen Erlebnis bei. Und während sich die Männer beklagten und immer wieder neue Pläne schmiedeten, weil ihre Frauen in einen Sexstreik getreten waren, ertönte aus dem umliegenden Wald der Ruf der Geburtshelferkröte, im Volksmund «Glögglifrösch» genannt; die Männchen dort buhlten ebenfalls lautstark – wie jene im Scheinwerferlicht – um die Gunst der Weibchen.
Für die sechs noch stattfindenden Vorstellungen sind noch wenige Tickets erhältlich: www.lysistrata24.ch