Die Frau mit der Torgarantie
16.10.2025 Sport, FussballDer FC Bubendorf ist klar das torgefährlichste Team in der 3. Liga der Frauen. Hauptgrund dafür ist Topskorerin Erlisa Ibraimi. Ganze 24-mal hat die 20-Jährige in der Meisterschaft bereits getroffen.
Alan Heckel
Die Zahlen sind eindrücklich: 52 ...
Der FC Bubendorf ist klar das torgefährlichste Team in der 3. Liga der Frauen. Hauptgrund dafür ist Topskorerin Erlisa Ibraimi. Ganze 24-mal hat die 20-Jährige in der Meisterschaft bereits getroffen.
Alan Heckel
Die Zahlen sind eindrücklich: 52 Tore haben die Drittligistinnen des FC Bubendorf in den ersten 8 Runden der Meisterschaft erzielt, allein 24 davon gehen auf das Konto von Erlisa Ibraimi. «Das Wichtigste ist der Erfolg des Teams», sagt die 20-Jährige und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: «Als Stürmerin wird man aber auch an Toren gemessen, deshalb sollte man schon regelmässig treffen …»
Regelmässig treffen tut die junge Bubendörferin eigentlich ihr ganzes Leben lang, denn schon von Kindesbeinen an verbrachte sie viel Zeit auf dem Fussballplatz. «Bei uns in der Familie spielen eigentlich alle – mein Vater, mein Onkel, meine Cousins …» Deshalb kickte sie schon als Dreikäsehoch mit ihrem Papa. Bereits damals hoch im Kurs: Abschlusstraining.
Natürlich wollte die Rechtsfüsslerin auch zum lokalen Verein, landete aber nur auf der Warteliste, weshalb sie sich im E-Juniorinnenalter dem SV Sissach anschloss. «Ich habe dort viele Freunde gefunden», erzählt die junge Frau, die von Anfang an als Stürmerin spielte. Dennoch wechselte sie mit elf Jahren zum FC Bubendorf, als dort ein Platz frei wurde. «Hier spielt praktisch meine ganze Familie.» Zeitgleich begann Ibraimi beim VBC Bubendorf Volleyball zu spielen; erst in diesem Jahr wurde die «Doppelbelastung» zu gross und sie widmete sich ganz dem Fussball.
Gefragt in höheren Ligen
Beim FCB war sie mit Ausnahme des ersten Jahres das einzige Mädchen im Team. «Das war gut für meine Entwicklung. Ich habe gelernt, dagegenzuhalten.» Als 15-Jährige folgte dann bereits der Schritt ins Frauenteam – eine ziemliche Umstellung, wie sie findet. «Zuvor war ich mit gleichaltrigen Jungs zusammen, nun reichte das Altersspektrum von 14 bis 36.» Dennoch gefiel es dem Real-Madrid-Fan von Beginn an. «Es war einfach, sich in diesem Team wohlzufühlen.»
Nach kurzer Anlaufzeit warf Ibraimi auch in der 3. Liga die Tormaschine an: 34 Treffer in ihrer ersten Saison, nur 12 in der zweiten, weil sie lange verletzt ausfiel, 44 in der dritten und 48 in der vierten, lautet die eindrückliche Ausbeute. Die Goalgetterin kennt ihre Statistiken, setzt sich aber keine konkreten Zahlen zum Ziel. Ihr Erfolgsgeheimnis? «Man braucht dieses Stürmerdenken und das Gespür, wann man wo stehen muss. Irgendwie war das schon immer in mir drin.»
Obwohl die reisebegeisterte Kauffrau in ihrer Freizeit viel Fussball konsumiert, hat sie keine Vorbilder. «Natürlich sehe ich, wenn ein Stürmer etwas besonders gut macht, aber ich schaue nicht Fussball, um etwas abzuschauen.» Handkehrum ist bereits so einigen Vereinsverantwortlichen aufgefallen, was Erlisa Ibraimi besonders gut macht. Entsprechend gab es in den vergangenen beiden Sommerpausen diverse Angebote aus höheren Ligen für die Frau mit der eingebauten Torgarantie. «Ich sage nicht, dass ich nicht offen für einen Wechsel bin, aber momentan stimmt es für mich einfach beim FC Bubendorf. Ich geniesse es, für diesen tollen Verein zu spielen.»
Oberbaselbieter Duell steht an
Es ist nicht nur das Frauenteam, das in den vergangenen fünf Jahren richtig stark zusammengewachsen ist, das die abschlussstarke Offensivspielerin in Bubendorf hält. Auch Trainer Pierre Thommen ist ein Faktor. «Wir haben mega Glück mit ihm. Nicht alle Teams im Frauenfussball haben dermassen kompetente Trainer.» Und da ist auch noch die Familie: Knapp ein Dutzend Verwandte spielt derzeit bei den Gelb-Blauen, von den G-Junioren bis zu den Senioren. Zwei Cousinen sind sogar Teamkolleginnen.
Was die Saisonziele mit dem FC Bubendorf betrifft, möchte Erlisa Ibraimi «oben mitspielen», bemerkt aber auch, dass das Kader ziemlich dünn sei. Wegen vieler Verletzungen stellt sich die Equipe momentan von selbst auf. Mit Rang 3 und nur einem Punkt Rückstand auf Leader Breitenbach sind die Bubendörferinnen aber mehr als im Soll. Am Samstag gastieren sie beim Zweitplatzierten FC Gelterkinden zum Oberbaselbieter Duell auf der Wolfstiege (19.30 Uhr). «Diese Spiele sind meist spannend und eng – ich freue mich sehr darauf», sagt die 176 Zentimeter grosse Torjägerin, die vor jedem Match spazieren geht und eine Dose «El Tony Mate» trinkt. Mit Blick auf Samstag fügt Ibraimi hinzu und lacht: «Wenn ich in einem Derby treffe, freue ich mich ein bisschen mehr als sonst.»