Die Exoten sind in Maisprach integriert
10.04.2025 SportSeit bald 50 Jahren fliegen die Shuttles im Dorf
Der 1976 gegründete Badminton-Club Maisprach ist im «Rebendorf» eine Institution. Er versteht sich als Dorfverein und zielt auf den Breitensport. Die Mitglieder verpflichten sich nirgends. Trainieren, Spielen und Geselligkeit ...
Seit bald 50 Jahren fliegen die Shuttles im Dorf
Der 1976 gegründete Badminton-Club Maisprach ist im «Rebendorf» eine Institution. Er versteht sich als Dorfverein und zielt auf den Breitensport. Die Mitglieder verpflichten sich nirgends. Trainieren, Spielen und Geselligkeit stehen im Zentrum.
Willi Wenger
Maisprach hat keine 1000 Einwohner und verfügt dennoch über ein Sportangebot, das keine andere Gemeinde im Bezirk Sissach bieten kann: Das nördlichste Dorf im Oberbaselbiet hat einen eigenen Badminton-Club, den BC Maisprach (BCM). Die Sportart ist zwar weithin bekannt, spezialisierte Vereine dafür sind im Baselbiet aber spärlich gesät; beim Regionalverband sind im ganzen Kanton elf aufgelistet. Von den Gemeinden, die über einen Badmintonverein verfügen, ist Maisprach mit Abstand die kleinste.
Der BCM ist ein echter Breitensportverein. Er wird von Georg Lienhard als Präsident geleitet. Ihm zur Seite steht als Techniker-Trainer Oskar Ruch, der als ältester Aktiver (69) wie der 54-jährige Lienhard seit Jahren unverzichtbare Freiwilligenarbeit leistet. Beide sind mit Leib und Seele dabei, auch im Training am vergangenen Montag, als die «Volksstimme» eine der wöchentlichen Übungseinheiten in der Mehrzweckhalle Linde besuchte.
Die Trainings, die wöchentlich am Montag und Donnerstag stattfinden, ermöglichen es der sportinteressierten Bevölkerung im Dorf und der Umgebung, die Sportart Badminton kennenzulernen. Beide Spiel- und Trainingsabende finden in ungezwungenem Rahmen statt. «Neue Spielerinnen und Spieler sind in diesem Sinne willkommen», sagt Lienhard. Idealerweise seien dabei Grundkenntnisse vorhanden, ergänzt Ruch. «Das ist allerdings nicht zwingend notwendig», sagt dieser.
Zu wenig Spieler für Interclub
Der BCM hat beschlossen, ab sofort «Walk-in-Badminton» für Nichtmitglieder anzubieten; eine Voranmeldung ist also nicht nötig. Möglich sei dies jeden Montag auf einem der vier optimal ausgeleuchteten Spielfelder während zwei Stunden gegen eine Gebühr von 5 Franken, kommentiert Ruch, der älteste Aktive und Ehrenpräsident des Vereins. Dass der BCM Rackets und Shuttles zur Verfügung stellt und Tipps bei Bedarf abgibt, ist im Preis inklusive. Im Rahmen seiner Möglichkeiten fördert der BCM Jugendliche generell und stellt das Material und das Wissen der Schule und anderen Dorfvereinen zur Verfügung.
Die Mehrzweckhalle Linde ist für den BCM eine ideale Trainingsund Wettkampfstätte. «Wir haben hier super tolle Bedingungen», sagen Lienhard und Ruch, die auch den Support seitens der Gemeinde loben. «Wir dürfen die hiesige Infrastruktur kostenlos nutzen.» Das sei nicht selbstverständlich, dankt der Präsident dem Gemeinderat für dessen Unterstützung.
Zum Material des BCM gehört unter anderem eine Ballmaschine, mit welcher der Club das Schlagtraining unterstützt. Das Gerät kann individuell eingestellt werden, je nach Stärke und Fitness der Athletin oder des Athleten. Die Maschine ist dabei in der Lage, sämtliche Schläge zu imitieren, wie Smash, Drop, Clear oder Drive. Oskar Ruch ist daher begeistert von der Maschine, die im Oberbaselbiet gemäss Präsident Lienhard einzigartig sei. Die einzelnen Schlagarten lassen sich auch kombinieren, um gezielt an der Lauftechnik arbeiten zu können.
Die Ballsportart Badminton, die in Maisprach auch von wenigen Frauen betrieben wird, ist ein Rückschlagspiel, das mit einem Shuttle und jeweils einem Badmintonschläger pro Person gespielt wird. Es kann sowohl von zwei Spielern als Einzel als auch von vier Spielern als Doppel oder Mixed gespielt werden. Es wird im Regelfall in einer Halle ausgetragen. Jene in Maisprach ist in jeder Beziehung passend, auch in Bezug auf die Höhe. Beim «Volksstimme»-Besuch wurde deutlich, dass Badminton aufgrund seiner Schnelligkeit und der grossen Laufintensität eine hohe körperliche Fitness erfordert.
Im Unterschied zum Freizeitspiel Federball, bei dem der Spielspass mit möglichst langen Ballwechseln und ohne Spielfeld oder Netz im Vordergrund steht, ist Badminton ein Wettkampfsport mit festen Regeln und dem Ziel, zu siegen. Allerdings: Für den BCM steht Letzteres aktuell nicht im Zentrum. Interclubspiele respektive die Teilnahme an jenen Meisterschaften stehen nicht auf der Tagesordnung. «Wir haben zu wenig Spielerinnen und Spieler, um dort teilzunehmen», bedauert Ruch die Situation.
Am Montag waren elf Spielerinnen und Spieler im Training. Eine gemäss Ruch ordentliche, aber nicht berauschende Situation. Die Zahl relativiert sich, wenn man sie mit dem «Vollbestand» von ungefähr 15 Aktiven und dem langjährigen Durchschnitt von rund 20 Spielerinnen und Spielern mit 3.- oder 4.-Liga-Niveau vergleicht.
Wenn im kommenden Jahr das 50-Jahre-Jubiläum gefeiert wird, wird der BCM auf ein gutes, ein erfolgreiches halbes Jahrhundert zurückblicken. Er wird sich mit Schmunzeln daran erinnern, dass der damalige Gemeinderat bei der Gründung des Clubs Federballspiele und nicht Badminton bewilligt habe. Und zufrieden feststellen, dass ein Verein einer Nischensportart auch in einer kleinen Gemeinde funktionieren kann.
Infos unter www.bc-maisprach.ch