Zwei ÖV-Linien nach Reigoldswil und Grellingen sollen gestrichen werden
Bretzwil wird auch in Zukunft eine Bürgergemeinde haben: Die Bürger haben eine Fusion mit der Einwohnergemeinde deutlich abgelehnt. Gutgeheissen wurde an der Bürger-«Gmäini» die ...
Zwei ÖV-Linien nach Reigoldswil und Grellingen sollen gestrichen werden
Bretzwil wird auch in Zukunft eine Bürgergemeinde haben: Die Bürger haben eine Fusion mit der Einwohnergemeinde deutlich abgelehnt. Gutgeheissen wurde an der Bürger-«Gmäini» die Rechnung 2024. Mit gemischten Gefühlen wurde der neue ÖV-Fahrplan zur Kenntnis genommen.
André Frauchiger
Zwölf Bürger entschieden an der Bürgergemeindeversammlung von Bretzwil vom vergangenen Freitag über die Zukunft der Bürgergemeinde. Mit zehn gegen eine Stimme, bei einer Enthaltung, wurde beschlossen, den Antrag eines Bürgers für die Aufhebung der Bürgergemeinde und die Zusammenlegung mit der Einwohnergemeinde abzulehnen, beziehungsweise als «nicht erheblich» zu erklären.
Begründet wurde der Antrag vom Antragsteller insbesondere mit dem Argument, dass eine Bürgergemeinde in einer kleinen Gemeinde «aus der Zeit gefallen» sei und unnötige Doppelspurigkeiten und Unklarheiten in der Aufgabenaufteilung zwischen Einwohner- und Bürgergemeinde schaffe. Dies zeige sich beispielsweise beim Strassenunterhalt. In den kommenden Jahren sei bei der Bürgergemeinde für Notfällungen wegen des Absterbens von Nadelbäumen mit hohen Kosten zu rechnen, die aus eigener Kraft kaum zu stemmen seien. Grundsätzlich sei auch nicht nachvollziehbar, weshalb nur die Bürgerschaft über die Verwendung des ausgedehnten Bürgerlandes mitbestimmen könne.
Der Gemeinderat vertrat die Ansicht, die Bürgergemeinde stehe finanziell gut da und könne ihre Tätigkeiten selber finanzieren. Sie weise aktuell ein Eigenkapital von rund 754 000 Franken aus – bei einem Umsatz in der Erfolgsrechnung 2024 von rund 143 000 und einem Ertragsüberschuss von rund 7300 Franken. Doppelspurigkeiten würden in enger Zusammenarbeit mit der Einwohnergemeinde vermieden. Mit der Gründung des Zweckverbands Forstbetrieb Frenkentäler auf das Jahr 2021 hin sei die Bewirtschaftung des Waldes auf eine «solide finanzielle Basis» gestellt worden. Eine Aufnahme der Bürger- in die Einwohnergemeinde wäre nach Meinung des Gemeinderats mit erheblichen Kosten verbunden.
Guter Rechnungsabschluss
Im Anschluss an die Versammlung der Bürgergemeinde genehmigte die Einwohnergemeindeversammlung einstimmig die Rechnung 2024. Diese schliesst bei Einnahmen von rund 3,5 Millionen und Ausgaben von rund 3,4 Millionen Franken mit einem Ertragsüberschuss ab. Dies bei ordentlichen Abschreibungen von rund 151 000 Franken. Das gute Ergebnis ist in erster Linie auf die Mehreinnahmen bei den Gemeindesteuern zurückzuführen. Im Budget für das Jahr 2024 wurde von einem Gewinn von 580 Franken ausgegangen.
Einstimmig gutgeheissen wurden mit 33 Ja-Stimmen auch die neuen Statuten des Zweckverbands Versorgungsregion APG Waldenburgertal plus, die 2026 in Kraft treten sollen, sowie die Auflösung des bisherigen Vertrags. Ebenfalls einstimmig wurde der frühere Gemeinderat Beat Müller als drittes Mitglied in die Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission gewählt.
Nur noch ein Fahrdienst
Schliesslich stellte Gemeinderat Danny Hein die Auswirkungen des Generellen Leistungsauftrags (GLA) 2026 bis 2028 auf den öffentlichen Verkehr vor. Der GLA für die nächsten drei Jahre wurde vom Landrat in seiner Sitzung vom 8. Mai genehmigt und soll im Dezember 2025 in Kraft treten. Er sieht Verbesserungen auf der Linie 111 von Laufen nach Liestal vor. Allerdings soll die Linie 74 zwischen Reigoldswil und Bretzwil wegen ungenügendem Kostendeckungsgrad von 11,5 statt mindestens 20 Prozent (Einnahmen aus Ticketverkäufen und Gebühren) nur noch als Schulbus funktionieren.
Es soll also tagsüber und in der Nacht keine ÖV-Verbindungen zwischen den beiden benachbarten Gemeinden mehr geben. Angeboten wird nur noch ein Fahrdienst der Gemeinde Bretzwil mit Privatfahrzeugen, der aber jeweils 48 Stunden vor einem Termin aufzubieten ist. Zudem soll die Linie 116 von Grellingen nach Seewen – ebenfalls wegen schlechter Auslastung – ersatzlos aufgegeben werden. Als Ersatz wird die bestehende Linie 67 von Seewen über Hochwald nach Dornach propagiert; Sie soll neu aber nicht mehr wie bis anhin über Gempen verkehren.
Dass die Streichung von gleich zwei Buslinien an der «Gmäini» nicht auf Begeisterung stiess, liegt auf der Hand. Insbesondere die Streichung der Linie 74 zum Nachbardorf Reigoldswil wurde kritisiert.