«Der Ton in der politischen Debatte ist rauer geworden»

  05.06.2025 Baselbiet

Die ehemalige Denkmalpflegerin Brigitte Frei-Heitz zieht nach 27 Jahren im Amt Bilanz

Die Denkmalpflege erhält bei Unterschutzstellungen schützenswerter Gebäude politischen Gegenwind. 27 Jahre lang gab Brigitte Frei-Heitz (65) als kantonale Denkmalpflegerin dieser ein Gesicht und musste viele Konflikte austragen. Zu ihrer Pensionierung sprach sie mit der «Volksstimme».

Interview Nikolaos Schär

 Frau Frei-Heitz, Sie haben für das Gespräch zu Ihrer Pensionierung als kantonale Denkmalpflegerin die Mühle in Lausen ausgewählt. Warum?
Brigitte Frei-Heitz:
Die Mühle war eines der ersten Gebäude, die ich als Denkmalpflegerin unter Schutz stellte. Als eines der ältesten noch bestehenden Gewerbegebäude ist sie eine wichtige Zeitzeugin der historischen Entwicklung hier in der Region. Gleich nebenan ist die schützenswerte Papiermühle, einer der wertvollsten Gewerbebauten des Kantons, die noch älter ist als die Papiermühle in Basel-Stadt.

Sie waren 27 Jahre lang Denkmalpflegerin. Was hat sich beim Denkmalschutz in dieser Zeit verändert?
Wir sind gemäss Gesetzesauftrag für das Kulturgut verantwortlich und versuchen, gemeinsam mit den Eigentümerinnen und Eigentümern dieses zu erhalten. Das ist konstant geblieben. Verändert hat sich die Vielfalt der Objekte, die wir unter Schutz stellen. Auch der kulturhistorische Wert von Bauten des 20. Jahrhunderts ausserhalb der Kernzonen – Siedlungen wie das Freidorf (Muttenz) oder die Wasserhäuser (Münchenstein) – wird heute mehr gesehen. Früher lag der Fokus stärker auf den Kernzonen mit ihren historischen Bauten. Als ich begann, war mein Vorgänger Hans-Rudolf Heyer schon lange krank. Es gab viele Lücken. Wir mussten Grundlagen schaffen: Inventare, Publikationen, Dokumentationen. In meiner Anfangszeit ging es oft um den Strukturwandel im Baselbiet: leere Scheunen, Umnutzungen, Dachausbauten. Heute beschäftigen uns der Hochwasserschutz, der die Kulturlandschaft bedroht, und energetische Sanierungen im Kontext des Klimawandels. Der thematische Fokus hat sich deutlich verschoben.

Es gibt Kriterien, nach denen Gebäude als schützenswert eingestuft werden. Wie schwer ist es, das der Bevölkerung zu erklären?
Viele finden alte Bauten schön, bei jüngeren wie der «Cheddite» (ehemalige Sprengstofffabrik) in Liestal zum Beispiel ist das nicht immer so klar.

Das bleibt eine Herausforderung. Ein Bauernhaus unter Schutz zu stellen, ist vergleichsweise einfach. Schwieriger ist es bei Bauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Da stösst man zum Teil auf Unverständnis. Die Denkmalpflege muss viel Vermittlungsarbeit leisten: über Führungen, Publikationen, Denkmaltage, Baustellenbesichtigungen. Das Erkennen von wertvollen Kulturdenkmälern ist auch eine Frage der Bildung. Der Schweizer Heimatschutz hat Lehrmittel für Schulen entwickelt. Auch wir haben Impulse für den Schulunterricht gegeben, damit Kinder lernen, was wertvolle Bauten ausmacht und warum.

 Sie haben gesagt, das Ziel ist nicht, einfach möglichst viele Bauernhäuser unter Schutz zu stellen. Warum?
Der gesetzliche Auftrag verlangt, dass wir repräsentative Objekte verschiedener Epochen und Typen unter Schutz stellen – mit den Gemeinden und Eigentümern zusammen. Gerade Einfamilienhäuser sind für den Denkmalschutz ein wichtiger Bautyp geworden. Der individuelle Wohntraum war nur in einem kurzen Zeitfenster, nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg, für breite Bevölkerungsschichten realisierbar. Viele Architekten haben für das Einfamilienhaus wegweisende Konzepte entwickelt und damit Architekturgeschichte geschrieben.

 Denkmalpflege heisst also nicht, das Schöne zu erhalten?
«Schön» ist subjektiv. Das Gesetz verlangt nicht, dass wir «schöne» Objekte schützen. Wir suchen historisch aussagekräftige Zeugnisse, und das kann eben auch eine dreckige Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert sein. Es geht darum, zu verstehen, was hinter einem Objekt steckt. Oft hilft Wissen, um eine Wertschätzung für das Objekt zu entwickeln.

Wie wohnt die ehemalige Denkmalpflegerin?
(lacht) Ich wohne in einer kantonal zu schützenden Siedlung und arbeite in einem kantonal geschützten Gebäude. Ich bin Eigentümerin eines kantonal geschützten Hauses sowie eines weiteren in einer Isos-A-Zone. Ich kenne das Wohnen im Denkmal also sowohl als Eigentümerin und Bewohnerin als auch als Arbeitnehmerin.

Braucht es für solche Häuser mehr Aufwand im Unterhalt? Was macht das Leben in einem geschützten Haus anders?
Je älter ein Haus ist, desto individueller ist die Atmosphäre, die es ausstrahlt. Das erlaubt ein sehr persönliches Wohnen, wenn man das schätzt. Der Unterhalt hängt stark vom Baujahr und den verwendeten Materialien ab. Es gibt moderne Einfamilienhäuser oder Häuser aus den 1930er-Jahren, die sehr aufwendig im Unterhalt sind. Ein Beispiel ist das erste Flachdachhaus in Riehen, das meine Grosseltern bauen liessen. Es ist zwar noch nicht alt, aber wegen der Materialien trotzdem pflegeintensiv. Andere Häuser mit mehreren Hundert Jahren auf dem Buckel haben oft eine robuste Bausubstanz und sind weniger aufwendig im Unterhalt. Man muss also jeweils das Alter, die Bauweise und die Geschichte eines Hauses berücksichtigen, um den Aufwand des Unterhalts abzuschätzen.

 Baukultur muss also, wenn sie sich weiterentwickelt, zuerst Erfahrungen sammeln und man macht gerade bei neueren Bauten auch Fehler.
Ein interessanter Hinweis. Die Entwicklung hängt eng mit der Industrialisierung zusammen. Im Baselbiet war lange Zeit der Mensch das Mass des Bauens. Man hat nur so lange Balken verarbeitet, wie Bäume gewachsen waren. Noch 1790 hat man Fensterformen verwendet, die eigentlich mittelalterlich waren. Die Handwerker arbeiteten über Generationen mit den gleichen Formen. Mit der Industrialisierung kamen neue Materialien und vorgefertigte Bauteile. Wohlstand und Komfort führten zu Experimenten. Ein Beispiel: In Binningen haben wir ein Haus unter Schutz gestellt, dessen Wände aus Pressspanplatten bestehen. Das war ein Experiment des Architekten Hans Schmidt, gebaut für seinen Bruder Georg, den Kunsthistoriker. Erst Jahrzehnte später stellte sich heraus, dass das Material nicht funktionierte. Damals dachte Schmidt, dass diese Platten wohl lange halten würden.

Die Denkmal- und Heimatschutzkommission (DHK) zieht mit Einsprachen zu Bauprojekten den Ärger von Eigentümern auf sich. Wird die Denkmalpflege in den gleichen Topf geworfen?
Wir haben einen Verfassungsauftrag auf Bundes- und Kantonsebene, der uns dazu verpflichtet, unsere Kulturgüter zu schützen. Die Denkmalpflege ist eine kantonale Fachstelle ohne Entscheidungsbefugnisse und unterliegt auch den politischen Prozessen. Wir können keine Subventionen sprechen – nicht einmal eine Unterschutzstellung verfügen. Wir können nichts durchsetzen, sondern nur beantragen. Früher wurden wir oft mit dem privaten Heimatschutzverein verwechselt. Die DHK hingegen ist ein verwaltungsunabhängiges Gremium, das über Subventionen, Unterschutzstellungen und Stellungnahmen zu Baugesuchen entscheidet. Die DHK bringt externen Sachverstand und eine gewisse Unabhängigkeit ein, die ihr eine kritische Distanz verleiht. Ich empfinde sie als gute Einrichtung und die Strukturierung als geschickt gelöst. Übrigens kann sich jeder für diese Kommission bewerben. Im Kanton Basel-Stadt wurden die Aufgaben der DHK an einen privaten Verein ausgelagert, was zu erheblich mehr Einsprachen führt. Die Baselbieter DHK geht bei Einsprachen, meiner Meinung nach, mit Augenmass vor.

Die Kommission besteht auch aus auswärtigen Fachleuten, die zum Teil an Hochschulen unterrichten. Manche kritisieren, das seien «Studierte», die den Leuten unnötig Vorschriften machen. Was sagen Sie dazu?

Ich verstehe diese Kritik. Auch ich bin studiert. Mit dem Vorwurf wird unterstellt, dass «Studierte» keinen Bezug zur Praxis haben, was man ja doch auch kritisch hinterfragen kann. Denn viele Handwerker machen heute einen Hochschulabschluss oder eine Berufsmatur. Und «nicht Studierte» geben Unterricht an Hochschulen. Das ist doch sehr gewinnbringend. Die Stellen in der Kommission werden öffentlich ausgeschrieben. Man braucht geeignete Bewerbungen. Aktuell sind auch handwerklich Tätige dabei, zum Beispiel ein Zimmermann. Sie müssen sehen: Die Mitglieder erhalten 35 Franken pro Stunde. Ein Handwerker mit oder ohne Mitarbeitende muss sich fünfmal überlegen, ob er sich das leisten will. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Kanton hat hier die Haltung, dass die Mitarbeit in einer kantonalen Fachkommission eher eine ehrenamtliche Tätigkeit ist, ein Dienst an der Öffentlichkeit.

 Nun gibt es auch ein starkes Eigentumsrecht. Eigentümer, die energetische Sanierungen durchführen wollen, werden durch Einsprachen behindert. Wie sind Sie mit diesen Herausforderungen umgegangen?
Wir versuchen, gemeinsam mit Eigentümern und Fachleuten Lösungen zu finden. Nach 27 Jahren muss ich sagen: Es gibt Einzelfälle, in denen wir keine befriedigende Lösung fanden. Bei der Sanierung von modernen Materialien beispielsweise haben wir wenig Fachwissen und stehen, gleich wie die Handwerker, mit vielen Fragen noch am Anfang. Die Verwendung von zementhaltigem Verputz auf Natursteinfassaden führt unweigerlich zu Bauschäden. Wie diese zu beheben sind und welcher Verputz verwendet werden soll, das haben wir mit den Fachleuten vor Ort, den Handwerkern, erarbeitet. Bei jedem Denkmal, bei jeder Renovation müssen wir uns in Problemstellungen hineindenken. Wichtig ist, alle Anforderungen zusammenzubringen: Denkmalschutz, Energie, Lärmschutz, Brandschutz usw.

 Ortsbilder verändern sich ständig. Wie verhindert man, dass Denkmalschutz als Fortschrittsverhinderung und Stillstand wahrgenommen wird?
In der Ortsbildentwicklung binden die Gemeinden alle Akteure mit ein. Ziefen ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Neben Vertretern der ansässigen Bevölkerung sind auch Fachleute und Vertreter von verschiedenen kantonalen Ämtern dabei. Bei diesem Mitwirkungsprozess für eine moderne Dorfentwicklung braucht es einen langen Atem und ein grosses Engagement von allen. Das Volk hat klar gesagt, dass wir nicht mehr weiter ins «Grüne» bauen dürfen, deshalb braucht es für die geforderte Innenverdichtung stärker geführte Prozesse. Das bedeutet jedoch nicht, dass in Kernzonen keine neuen Gebäude gebaut werden dürfen, sondern dass man sich verstärkt Gedanken darum macht, was wo hineinpasst.

Aber das Bauen wird schwieriger.
Entwicklung ist wichtig, aber sie braucht Qualität. Der Bundesrat hat in der «Erklärung von Davos» 2018 gefordert, dass Baukultur bewahrt und weiterentwickelt werden soll. Anstoss dafür gab die starke Verbreitung einer gesichtslosen und austauschbaren Architektur – «Spreitenbach ist überall». Dort hat man alles plattgemacht und das im Nachhinein bedauert. Ortsbilder sollen nicht eingefroren, sondern bewusst weiterentwickelt werden. Manchmal braucht es auch Pausen, damit gute Lösungen entstehen können. Der Begriff «Stillstand» ist negativ belegt – aber er kann auch Raum für gute Ideen schaffen.

Eigentümer haben doch ein Recht, ihr Grundstück wirtschaftlich zu entwickeln und nicht eine zweijährige Pause einlegen zu müssen, oder nicht?
Das ist eher eine Frage der Raumplanung, bei der Gemeinden mittels Quartierplanpflicht die Entwicklung eines Areals steuern wollen. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, in dem die Intervention der Denkmalpflege zu einer solch langen Planungspause führte. Es gibt jedoch Leute, die ein Grundstück in der Kernzone kaufen und sich nicht bewusst sind, was dies für Verpflichtungen mit sich bringt.

Wie gehen Sie mit einem Fall wie dem Teilabriss der Tschudy-Villa in Sissach um, wo sich der Kanton gegen den Willen des Eigentümers für den Erhalt eines Gebäudes entschied?
Zu einem laufenden Verfahren kann ich leider keine Stellung beziehen.

Gibt es Beispiele für verlorene Bauten, die Sie bedauern?
Ja, da müssen wir nicht weit gehen. Hier in Lausen etwa wurde die Müller-Villa für den Neubau des Kindergartens abgerissen, dabei wäre doch eine Umnutzung der geräumigen Villa auch eine Option gewesen. Oder die Mühle in Niederdorf. Ich denke jedes Mal, wenn ich da vorbeifahre: «Das war schade.» Wenn etwas weg ist, ist es weg – und damit auch die Chance für die nächsten Generationen, etwas daraus machen zu können.

Hat die Zahl und Komplexität der baulichen Auflagen in den vergangenen Jahren zugenommen?
Ja, das hat sie deutlich. Wenn ich heute eine Baubewilligung sehe, denke ich oft: «Die Architektinnen und Architekten haben es wirklich nicht leicht, ein Bauprojekt zu realisieren.» In den letzten 27 Jahren haben zum Beispiel die Anforderungen im Brandschutz stark zugenommen. Wir haben in dieser Zeit die Villa Merian dreimal saniert – jedes Mal mit neuen Vorschriften, die teilweise weitreichende Folgen für das Gebäude haben können. Es kommen laufend neue gesetzliche Vorgaben dazu. Der Anspruch, möglichst vielen Interessen gerecht zu werden, steigt stetig. Der Denkmalschutz macht in dieser Entwicklung nur einen kleinen Teil aus.

Trotz weitreichendem Verfassungsauftrag sind die finanziellen Mittel für die Denkmalpflege eher bescheiden. Warum?
Das ist nicht nur im Baselbiet so. In den 1980er- und 1990er-Jahren, als Reaktion auf massive bauliche Veränderungen in der Schweiz, wurde die Denkmalpflege in den Kantonen gut ausgestattet – Stichwort: «Immer wieder geht der Betonhammer nieder». Im Baselbiet konnten wir eine Zeit lang solide Mittel beantragen, heute geht ein Grossteil der Lasten auf Kosten der Eigentümer. Aber vor etwa 15 Jahren wurden die Mittel um 60 Prozent gekürzt. Das war eine politische Entscheidung. Die Leidtragenden dieser Entscheidung sind die privaten Eigentümer, aber auch die Gemeinden, die schützenswerte Bauten besitzen. Diese Mittel kommen nicht uns, sondern direkt den Eigentümern und Handwerkern zugute. Es ist im Grunde eine indirekte KMU-Förderung. Dass das nicht mehr unterstützt wird, bedaure ich sehr.

Sie gaben dem Denkmalschutz ein Gesicht. Wurden Sie jemals persönlich bedroht?
Die Aussage, wir seien eine Verhinderungsanstalt, hört man immer wieder. Der Ton in der politischen Auseinandersetzung ist rauer geworden, und manchmal wird man mit allerlei Unzufriedenheit konfrontiert, die gar nichts mit der Denkmalpflege zu tun hat – eher mit Steuern oder Strassenbau. Das gehört zum Job. Ich nehme das nicht persönlich. Es gab Konflikte, die mich länger beschäftigt haben oder mir den Schlaf raubten. Aber ich hatte nie das Gefühl, bedroht zu sein. Unsere Strategie war immer: frühzeitig das Gespräch suchen, vor Ort sein, Lösungen finden.

Lassen sich Konflikte immer lösen?
Nicht immer sofort. Es kann vorkommen, dass eine Unterschutzstellung oder ein Umbau sehr kontrovers diskutiert wird. Aber ich kann sagen: Es gab in all den Jahren kaum einen Fall, in dem keine Lösung möglich war. Denkmalpflege funktioniert nur im Austausch. Auf einer Baustelle muss man flexibel sein – manchmal entdeckt man Überraschungen, etwa Malereien, die erhalten werden sollten, und muss die Pläne anpassen. Es gab auch Eingriffe in Objekte, um eine Umnutzung zu ermöglichen, die ich im Nachhinein bedauere. Je früher die Eigentümer das Gespräch suchen, desto besser. Gerade in der Ortsbildpflege, wo es zwischen Behörde und Eigentümer oft keine persönliche Beziehung gibt, wäre das sehr hilfreich. Einsprachen macht niemand gerne.

Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte während der Amtszeit?
Da gibt es viele. Die Unterschutzstellung der Ermitage in Arlesheim – eine der bedeutendsten Denkmallandschaften Europas. Der Erhalt der Lindenallee im Ebenrainpark in Sissach. Unter meinem Vorgänger Hans-Rudolf Heyer sollten die mehrhundertjährigen Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Dagegen gab es Widerstand, in Fachkreisen wie bei der Bevölkerung. Wir haben dann, basierend auf Gutachten, entschieden, die Bäume nicht zu fällen, sondern so zu kappen, dass sie für weitere Jahre Bestand haben. Das ist immer ein Risiko, aber der Grossteil der Bäume steht noch heute.

Und sonst?
Dass Münchenstein eine Siedlung des 20. Jahrhunderts (Wasserhäuser) unter Schutz stellte. Das Engagement von Ziefen, wie die Gemeinde mit dem Einbezug aller Stellen und der Bevölkerung an die Revision der Zonenplanung geht. Auch unsere Publikationen
– wie der Architekturführer «Bauten im Baselbiet» –, welcher die Baselbieter Architekturgeschichte erstmals sichtbar machte und die Ausbeute aus dem erstellten Bauinventar war. Sehr gefreut hat mich auch die Unterschutzstellung der Bruder-Klaus-Kirche in Liestal mit der Zustimmung der Kirchgemeindeversammlung. Die dringliche akustische Sanierung der «Betonkirche» ist vorbildlich entwickelt worden. Die Kirchgemeinde erhielt hierfür auch den Denkmalschutzpreis. Ebenfalls ein Höhepunkt waren die gesamtschweizerischen Gartenjahre 2006 und 2016, die ich mitgeleitet habe. Das führte etwa dazu, dass in Oltingen der alte Pfarrgarten auf Initiative der Bevölkerung wiederhergestellt wurde.

Gibt es genug Handwerker, die alte Bauten sanieren können?
Wir haben gemeinsam mit anderen Kantonen eine Weiterbildung «Handwerk in der Denkmalpflege» aufgebaut. Es gibt junge Handwerker im Baselbiet, die mit Begeisterung an historischen Objekten arbeiten. Aber die grosse Masse verliert dieses Wissen, und das, obwohl es zum Beispiel für einen Gipser sehr befriedigend sein kann, barocke Stuckaturen zu restaurieren, anstatt nur Gipsplatten zu montieren.

Bräuchte es mehr Förderung in diesem Bereich?
Absolut, und es ist ein Markt. Das verstehe ich manchmal nicht. Eine barocke Gipsdecke in Arlesheim können vielleicht zwei Firmen in der Nordwestschweiz restaurieren. Einen Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert in Oltingen können vielleicht drei reparieren. Diese wenigen spezialisierten Fachleute haben ihre Bücher voll, da warten die Auftraggeber – überspitzt gesagt – zwei Jahre auf einen Termin. Die brauchen sich keine Sorgen um die Zukunft ihres Berufs zu machen.

 Was werden Sie nach Ihrem Rücktritt vermissen – und was nicht?
Ich werde die Menschen vermissen. Die Gespräche und schönen Begegnungen in Stuben und Gärten, die Zusammenarbeit auf Baustellen. Man ist sehr nahe am Leben der Leute. Das war sehr bereichernd. Nicht vermissen werde ich die administrativen Abläufe und die Konflikte. Es ist gut, dass jetzt neue Leute kommen, die auch neue Ideen mitbringen.


Zur Person

nsc. Brigitte Frei-Heitz hat an der Universität Basel Kunstgeschichte studiert und vor ihrem Amtsantritt als Baselbieter Denkmalpflegerin im Jahr 1998 bei der Aargauer Denkmalpflege und beim Historischen Museum Basel gearbeitet. Sie war die erste Frau der Schweiz, die eine kantonale Denkmalpflege leitete. Nach 27 Jahren im Amt wurde sie am 31. Mai 2025 pensioniert. Ihre Nachfolgerin ist die in Arlesheim wohnhafte 49-jährige Kunsthistorikerin Sabine Sommerer.


Angriff auf den Denkmalschutz

nsc. Eine breit abgestützte Motion aus den Reihen von SVP und FDP verlangt eine grundlegende Revision des Baselbieter Denkmal- und Heimatschutzgesetzes. Im Fokus: mehr Mitsprache für Eigentümer, klare gesetzliche Leitplanken und eine faire Entschädigung bei Nutzungseinschränkungen. Künftig sollen Unterschutzstellungen nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung der Eigentümerschaft möglich sein.
Auslöser ist unter anderem der Streit um die Tschudy-Villa in Sissach, die gegen den Willen des Besitzers unter Schutz gestellt wurde – ein Entscheid, gegen den dieser Einspruch eingelegt hat. Am 18. Juni wird der Fall vor dem Kantonsgericht verhandelt.

 


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