«Der Titel ist eine Verpflichtung»
27.03.2025 Eishockey, SportDer Erfolg der ZS-Ladies bringt Herausforderungen mit sich
Walter Winteler, der das Frauenteam des EHC Zunzgen-Sissach vor 18 Jahren in Laufen gegründet hatte und in allen möglichen Bereichen führte, sagt, was die Frauen für eine weitere erfolgreiche Saison brauchen. ...
Der Erfolg der ZS-Ladies bringt Herausforderungen mit sich
Walter Winteler, der das Frauenteam des EHC Zunzgen-Sissach vor 18 Jahren in Laufen gegründet hatte und in allen möglichen Bereichen führte, sagt, was die Frauen für eine weitere erfolgreiche Saison brauchen. Er kritisiert, dass die Mädchen in der Region zu wenig gefördert würden.
Daniel Monnin
Der erste Titel nach 18 Jahren harter Arbeit. Walter Winteler, wie fühlen Sie sich nach dem Gewinn des ersten Meistertitels?
Walter Winteler: Nach dem Siegtreffer und in den darauffolgenden Minuten waren die Euphorie, der Jubel und das Glücksgefühl gross. Doch dann kamen mir plötzlich Zweifel. Ich fragte mich, ist das nur ein Traum? Ich fühlte irgendwie etwas Surreales in mir. Doch als ich die Medaille in die Hand nahm, wusste ich, dass dies alles endlich, endlich Wirklichkeit geworden ist. Mir wurde aber auch bewusst, wie viel Zeit, Energie und Kampf wir in diesen Meistertitel gesteckt haben. Dieses Wissen gab mir eine tiefe Befriedigung, dass sich unser Einsatz für das Team gelohnt hat.
Sie sprechen von «wir»?
Bewusst, denn ich bin kein Alleinunterhalter. Es ist vor allem ein Erfolg für den ganzen Staff – insbesondere für unseren Scout Flavio Costeggioli, der mich all die Jahre begleitet hat.
Und dennoch scheinen ein paar schlechte Erinnerungen in Ihnen zu schlummern?
Das ist so. Ich erinnere mich, dass wir uns früher zeitweise mit 12 Spielerinnen durch die Saison «seuchten». Diese Saison hatten wir 23 im Kader. Ich erinnere mich auch, dass nicht alle unser Projekt als förderungswürdig ansahen. Wenn dir jemand vor der Meisterschaft sagt, es sei doch eigentlich egal, in welcher Liga die ZS-Ladies spielen, und man könne bei einem allfälligen Abstieg Geld einsparen, dann macht dich das fuchsteufelswild.
Fehlt Ihnen die lokale und regionale Unterstützung?
In gewissen Bereichen ja. Ich denke, der Meistertitel ist nicht nur eine Verpflichtung für die Teamleitung, den Trainer und die Spielerinnen, sondern vielmehr auch für den Club, die Kunsteisbahn Sissach, die Gemeinden und die Politik. Wir haben bewiesen, dass man vieles erreichen kann, wenn die Bedingungen stimmen und alle am gleichen Strick ziehen. Und wir haben den Namen «EHC Zunzgen-Sissach» in die Schweiz hinausgetragen.
Um ein erfolgreiches Team zusammenzustellen und zu finanzieren, braucht es viel Geld.
Richtig. Es braucht in erster Linie einen kompetenten Trainer, der das Team formen, ausbilden und einen Schritt vorwärtsbringen kann. Roger Rensch ist ein ausgewiesener Fachmann, der es nach seiner Amtsübernahme im November verstanden hat, das Team aus der Krise bis an die Spitze zu führen. Es braucht aber auch jene Spielerinnen, die nicht direkt in Sissach und Umgebung wohnen, sondern etliche Kilometer auf sich nehmen, um bei uns zu spielen. Sie muss man für ihren Aufwand entschädigen. Es braucht eine regionale Nachwuchsbewegung, die mithilft, ihre und unsere Nachwuchsspielerinnen weiter zu fördern. Wir haben gehört, dass Nordwest United, die Jugend-Organisation von ZS und Partnern, kein U16- und U18-Team mehr führen wird. Das ist fatal für die rund 25 Mädchen in dieser Altersstufe und würde bedeuten, dass wir als Club ein neues Team gründen müssen – ein Girls-Team oder nur ein Turnierteam. Wir sind aber auch auf eine gute Infrastruktur mit Kraftraum angewiesen, und nicht zuletzt brauchen wir neue Sponsoren, die mithelfen, die neue Saison zu finanzieren.
Sie wollen Roger Rensch als Headcoach weiter verpflichten und das Team zusammenhalten respektive ergänzen?
Ja. Ich setze mich zu 100 Prozent für Roger Rensch ein und werde dies auch in die Gespräche mit ZS-Sportchef Marco Model, der sich in Zukunft vermehrt um das Frauen-Team kümmern wird, einbringen. Model wird in der Folge die Verhandlungen führen und ich werde ihm assistieren.
Gibt es schon konkrete Transfermeldungen?
Nein, wir sind mit den Spielerinnengesprächen infolge unseres Play-off-Erfolgs etwas in Verzug. Die meisten Spielerinnen haben uns signalisiert, dass sie gerne bleiben möchten. Unser Zögern hat die Konkurrenz bereits ausgenutzt und einige Spielerinnen mit sehr guten Angeboten geködert.
Wird auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem HC Fribourg-Gottéron weitergeführt werden?
Zu 100 Prozent! Die Zusage für einen unbefristeten Zusammenarbeitsvertrag mit Gottéron liegt vor, er wird im April unterzeichnet.
Das tönt ja alles erfreulich. Sind Sie zuversichtlich für die nächste Saison?
Im Prinzip ja, sonst könnte ich ja auch aufhören. Aber ich erinnere daran, dass wir als Frauenteam das Ganze nicht allein stemmen können. Wir brauchen die Hilfe des Clubs und der anderen erwähnten Stellen und Organisationen. Wir sind bereit, mit vollem Einsatz in die nächste Saison zu gehen und uns für die möglichen Hilfestellungen mit guten Leistungen zu bedanken.
Zur Person
dm. Walter Winteler ist Teammanager der ZS-Frauen. Er hat das Team 2007 beim EHC Laufen gegründet und ist mit ihm 2016 unter das Dach des EHC Zunzgen-Sissach umgezogen. Wie der 71-Jährige tickt, zeigt eine kleine Episode aus der Saison 2023/24, als das Überfliegerteam aus Zug die SWHLB-Meisterschaft ad absurdum führte: Winteler liess vor dem Play-off-Halbfinal gegen Bassersdorf «goldene» Medaillen herstellen mit dem Hintergedanken, dass sie an jenes Team vergeben werden sollen, das die Meisterschaft als «Best of the Rest» hinter Zug abschliesst. «Seine» Medaillen gingen am Ende nicht an «sein» Team, sondern an Widersacher Bassersdorf. Umso mehr war diese Aktion ein Beweis dafür, wie sehr Walter Wintelers Herz für das Fraueneishockey geschlagen hat und es immer noch tut.