Der Buchenwald verschwindet
02.12.2025 HersbergRevierförster informiert über einen bevorstehenden Holzschlag
Am Domberg ob Hersberg zeigen sich die Folgen des Klimawandels: Zahlreiche Buchen sind geschädigt oder bereits abgestorben. Weil die Stabilität vieler Stämme nicht mehr gewährleistet ist, will das ...
Revierförster informiert über einen bevorstehenden Holzschlag
Am Domberg ob Hersberg zeigen sich die Folgen des Klimawandels: Zahlreiche Buchen sind geschädigt oder bereits abgestorben. Weil die Stabilität vieler Stämme nicht mehr gewährleistet ist, will das Forstrevier zahlreiche Bäume fällen.
Elmar Gächter
Der Blick auf den Domberg oberhalb von Hersberg zeigt es unübersehbar: Viele Buchen strecken ihre Kronen kahl himmelwärts, der Feinanteil ist weitgehend verschwunden. «Die Klimaerwärmung, speziell die Hitzesommer 2018 und 2022, wirken sich hier an diesem Südhang ganz besonders negativ aus», sagte Revierförster Urs Schaub. Der Anteil der Buchen liegt bei nahezu 100 Prozent. Viele von ihnen, teils älter als 100 Jahre, weisen Hitzeund Trockenheitsschäden auf, sind bereits abgestorben oder kurz davor und müssen nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Das Forstrevier Altenberg plant im Februar/März einen Holzschlag auf einer Fläche von rund 55 Aren. Der Gemeinderat Hersberg hatte deshalb vergangenen Samstag zu einem Informationsanlass eingeladen.
Die Buchen fühlen sich in Hersberg heimisch: Mit rund 60 Prozent sind sie die deutlich häufigste Baumart im rund 77 Hektar grossen Waldgebiet. Viele wurden nicht gepflanzt, sondern wuchsen natürlich. Doch der Anteil dieser Laubbäume wird laut Urs Schaub in den nächsten Jahren deutlich sinken. «Wir beobachten heute Schäden bereits bei 15- bis 20-jährigen Buchenbeständen.» Er spricht vom Sonnenbrand, der durch das Verbrennen der Rinde dazu führt, dass die Äste zu faulen beginnen und bei starkem Wind abbrechen, selbst wenn sie noch Blätter tragen.
Hinzu kommt der Wasserunterbruch in den Leitbahnen, der die Bäume austrocknet. «Die Wissenschaft meinte längere Zeit, dass sich die Bäume erholen würden. Wir stellen jedoch fest, dass dem nicht so ist», so der Revierförster.
Nach dem Holzschlag wird sich das Revier der Wiederaufforstung widmen. Als Anpflanzungen nennt der Revierförster Hopfenbuchen, Linden, Zerreichen und Speierlinge, die gruppenweise mit jeweils gleichen Baumarten gesetzt werden sollen. Ob die heimischen Wälder dereinst auch Buchen aus dem Mittelmeerraum beherbergen, lässt Schaub offen.
«Man spricht viel von süditalienischen Buchenwäldern. Doch diese wachsen auf Höhen von 1500 bis 1800 Metern. Aber wir werden wohl nicht darum herumkommen, auch diese Möglichkeit zu prüfen.» Da die langjährige Klimaentwicklung unklar ist, hänge man ein wenig in der Luft, was gepflanzt werden solle. «Ich hoffe, dass wir in ein paar Jahrzehnten schlauer sind, wohin die Reise geht.»
Der Holzschlag wird konventionell durchgeführt, da das Gelände für den Einsatz eines Vollernters zu steil ist. So bleibt den Bewohnerinnen und Bewohnern von Hersberg während rund zwei Wochen das Geräusch der Motorsägen nicht erspart. Zudem müssen sie sich an den vorübergehend kahlen Hang gewöhnen, bis ihn der Jungwuchs wieder in ein grünes Kleid hüllt. Diese Aspekte veranlassten den Gemeinderat, die Bevölkerung vor Beginn der Arbeiten zu informieren. «Solche Anlässe sind ein geeignetes Format, um die Leute zu erreichen. Es ist besser, im Vorfeld zu informieren, als hinterher alles zu erklären», sagte Gemeindepräsident Pascal Wiget. Mit dem Besuch – es waren zwölf Interessierte anwesend – zeigte er sich zufrieden.
Anwohner sind entspannt
Gerhard Thoma wohnt seit mehr als 50 Jahren in Hersberg. Der 89-Jährige ist praktisch jeden Tag im Wald anzutreffen und deckt seinen Bedarf an Brennholz nach wie vor selbst. Für ihn ist klar, dass der Forst gepflegt werden muss. Einwohner Markus Aebischer zeigte sich überrascht über das relativ geringe Ausmass des Holzschlags. «Aufgrund der Einladung hatte ich ein viel grösseres Projekt erwartet.»
Den beiden wird der vorübergehende Lärm die Freude an ihrem Dorf nicht trüben können. Wie meinte doch Gerhard Thoma: «In Hersberg wohnen zu dürfen, ist ein Segen.»

