Der alte und neue Bahnhof
24.12.2024 LausenFilmabend mit Kurt Mohler im Ortsmuseum
Im Ortsmuseum hat Kurt Mohler über die wechselhafte Geschichte des Lausner Bahnhofs referiert. Historische Filmsequenzen und Bilder – mit einem Hauch von Eisenbahnromantik – ermöglichten eine Zeitreise in die Vergangenheit mit ...
Filmabend mit Kurt Mohler im Ortsmuseum
Im Ortsmuseum hat Kurt Mohler über die wechselhafte Geschichte des Lausner Bahnhofs referiert. Historische Filmsequenzen und Bilder – mit einem Hauch von Eisenbahnromantik – ermöglichten eine Zeitreise in die Vergangenheit mit interessanten Anekdoten rund um den Bahnhof.
Sander van Riemsdijk
Die Schweiz hat nicht nur ein dichtes Schienennetz, sondern auch einen grossen Reichtum an altehrwürdigen Bahnhöfen, die ein Hauch von Nostalgie umweht. Diese Zeugnisse des früheren Bahnwesens müssen jedoch vermehrt einer modernen Architektur weichen, da sie den heutigen Standards eines modernen Bahnhofs nicht mehr entsprechen. Oder sie werden abgerissen, weil der Standort seine ursprüngliche Funktion verloren hat.
Dies ist auch dem alten Bahnhofgebäude in Lausen vor 17 Jahren widerfahren. Es ist zwar noch nicht so lange her, aber für den 76-jährigen Kurt Mohler, Mitglied der Museumskommission als Veranstalter, Grund genug, am vergangenen Donnerstag die 70 Anwesenden mit auf eine Reise durch die bewegte Geschichte des Lausner Bahnhofs ab 1858 zu nehmen. Er berichtete mit viel Nostalgie und Witz im voll besetzten Ortsmuseum unter dem Motto «Bahnhof Lausen – alt und neu» über dessen ereignisvolle Geschichte.
Mit einzigartigen Filmausschnitten und einer historischen Bilderreihe mit vielen datierten Eckpunkten und mit eigenen Tonsequenzen eingespeist präsentierte Kurt Mohler eine Rückblende in eine Zeit, als Bahnfahren noch das grosse Abenteuer und das Tor zur Welt beziehungsweise zum Dorf waren. Bahnhöfe haben eine Gemeinsamkeit. Sie sind für die Bahnreisenden immer der erste und letzte Eindruck eines Ortes. Der damalige Lausner Bahnhof war zwar nicht gerade ein beliebtes Sujet bei Eisenbahn-Spottern oder ein von Bahnreisenden viel frequentierter Ort, aber immerhin ein idyllisches Eisenbahn-Kleinod.
Als die gut erhaltenen geschichtsträchtigen Bilder vom alten Bahnwärterhäuschen, der Passerelle, den beiden Bahnübergängen, dem alten Restaurant «Bahnhöfli», dem Bahnhofgebäude – mit Telefonkabine – und dem Fahrradunterstand über die Leinwand flimmerten, war das Schwelgen in der Vergangenheit beim mehrheitlich älteren Publikum deutlich spürbar.
Persönliche Kontakte
Ein richtiges Raunen ging durch die Stuhlreihen, als Personen erkannt wurden, die früher zum Standardinventar des Lausner Bahnhofwesens gehörten. So auch der Präsentator Kurt Mohler. Als noch junger Postbeamter, der 46 Jahre für die Lausner Post gearbeitet hat, holte er jeweils am Morgen um 5 Uhr die Post aus dem Eisenbahnwaggon aus Basel, um diese nachher gut sortiert in die Briefkästen zu verteilen.
Bedingt durch seine Arbeit kam er immer wieder in Kontakt mit den Dorfbewohnenden. Diese Kontakte konnten ihm dann helfen, das Bildmaterial ausfindig zu machen und wie ein Puzzle zu einer Präsentation zusammenzustellen, wie er es formulierte. Kombiniert mit seinem eigenen Archivmaterial entstand so ein einmaliges audiovisuelles Erbe mit grossem Wiedererkennungswert über die Geschichte des Lausner Bahnhofs, der zeitbedingt allmählich aus dem Bewusstsein der Lausner Bevölkerung zu verschwinden droht.
Wie viele andere Bahnhöfe stand auch dieser Bahnhof ausserhalb der bestehenden Dorfstruktur. Es waren die Unternehmen der Region, denen der Bahnhof als Umschlagplatz diente. Als diese Firmen sukzessiv verschwanden beziehungsweise der Warentransport von Lastwagen übernommen wurde, verlor der Bahnhof seinen ursprünglichen Zweck als Güterumschlag.
Als der Entscheid getroffen wurde, die Bahnanlagen zu erneuern und zu verändern und den Bahnhof 400 Meter Richtung Dorf in die neue Eisenbahnstruktur zu integrieren, war das Schicksal des alten Gebäudes besiegelt. Da die historische Bedeutung überschaubar war, regte sich kaum Widerstand gegen den Abriss, so Kurt Mohler. Und so fuhren im Juni 2007 die Bagger auf, und damit verschwand ein Stück Lausner Eisenbahngeschichte. Im Juni 2008 wurde der neue moderne Bahnhof, der eine selbstbewusste Grosszügigkeit ausstrahlt, nach einer achtjährigen Planungs- und einer zweijährigen Bauzeit am neuen Ort neben dem Tonwerk mit einem grossen Fest seiner Bestimmung übergeben – als erster und letzter Eindruck vom Dorf.