Der älteste Verein Liestals wird 200
05.09.2024 Sport
Mit einem Galaabend feiert die Schützengesellschaft Liestal am Samstag ihr 200-jähriges Bestehen. Sie blickt als ältester Verein Liestals auf bewegte zwei Jahrhunderte zurück – also auch auf Anfänge von vor der Gründung des Kantons Basel-Landschaft.
...Mit einem Galaabend feiert die Schützengesellschaft Liestal am Samstag ihr 200-jähriges Bestehen. Sie blickt als ältester Verein Liestals auf bewegte zwei Jahrhunderte zurück – also auch auf Anfänge von vor der Gründung des Kantons Basel-Landschaft.
Willi Wenger
Die Schützengesellschaft Liestal (SGL) ist nach der «Bewilligung» vom 25. Februar 1824 durch den Basler Kleinen Rat mutmasslich im März 1824 gegründet worden. «Dieser historische Tag konnte nur begangen werden, weil die in Basel vorgelegte ‹Verfassung einer Schützengesellschaft in Liestal› letztlich durch die zuständige Behörde des damaligen Kantons Basel ratifiziert wurde», sagen Vereinspräsident Paul Schaub aus Rothenfluh sowie Ehrenund OK-Präsident Peter Schäfer aus Liestal. Beide sind quasi seit Kindsbeinen mit dem Schiesssport verbunden und in der SGL seit mehr als 50 Jahren aktiv dabei. Und beide Schützen haben eines gemeinsam: Sie haben zusammen mehrere Jahrzehnte in Schiess-Vorständen verbracht, sei dies lokal oder kantonal.
Schäfer und Schaub sagen im Gespräch mit der «Volksstimme», dass lange vor der eigentlichen Vereinsgründung ab circa 1500 in Liestal geschossen worden sei. Diese Schiessübungen «nach dem Ziel» hätten, so Schaub, beim Weiher, ungefähr dort, wo heute die Liegenschaft Lüdin steht, stattgefunden. 1537 wird dann erstmals eine «geselschaft büchsenschützen allhie zu Liechstal» erwähnt. Weitere Nennungen folgten Jahre später, so 1810. Die Gesellschaft fiel aber den Wirren der napoleonischen Zeit zum Opfer. 1824 war es dann aber so weit: Die heutige SGL konnte gegründet und auf einem soliden Fundament aufgebaut werden.
Von Stand zu Stand
Die Gründer waren die sogenannten Gestadeckschützen, die von ihrem Stand bei der alten Kaserne am Gestadeckplatz ihre Schiessübungen abhielten. Aber nicht sehr lange, «nur» von 1810 bis 1837. Schäfer erwähnt in diesem Zusammenhang, dass die ehemaligen Schützenkameraden noch vielfach den Stand wechseln mussten. Beispielsweise ins Gebiet Kreuzboden, ins Oristal, in den Militärstand Altmarkt, in den Schützengarten oberhalb des heutigen Bahnhofs an der Tiergartenstrasse oder in den «Alten Brunnen». «Den Durchbruch schafften wir 1973 mit der Gemeinschaftsschiessanlage Sichtern», freut sich Schaub, der einst als Lehrer im Rotackerschulhaus in Liestal einige Jahre gewirkt hat.
Auf «Sichtern» ist die SGL quasi die Hausherrin, gehört ihr doch im Stockwerkeigentum gut die Hälfte der Anlage. Schaub sagt, dass die Infrastruktur ideal sei. Schäfer ergänzt, dass der Verein sehr froh sei, über einen solch tollen Schiessstand verfügen zu können. Die SGL engagiert sich auch deshalb vor Ort enorm. Seit 22 Jahren besorgt sie den Betrieb und den Unterhalt der gesamten Anlage im Rahmen einer Leistungsvereinbarung, die sie mit der Stadt Liestal abgeschlossen hat. Übrigens: Der älteste Schütze, der vor Ort aktiv ist und dem Team Betriebsunterhalt angehört, ist der 102-jährige Edgar Strub, ein noch regelmässiger Kranz-Schütze.
Bei der SGL herrscht trotz des Alters Aufbruchstimmung. Mit ihren 270 Mitgliedern, knapp 15 Prozent davon sind mittlerweile Frauen, blickt sie zuversichtlich in die Zukunft, obschon die Gesellschaft an einer gewissen Überalterung leidet. Dies sei, so Schaub, nicht wegzudiskutieren und auch in den stark reglementierten Bestimmungen bei der Übergabe der Armeewaffe beim Ausscheiden aus der Wehrpflicht begründet. «Darin sehen wir von der SGL einen wesentlichen Faktor, warum der Nachwuchs von Erwachsenen ab 30 Jahren, dies im Gegensatz zum Interesse der Jungen am Jungschützenkurs, eher bescheiden ist», ergänzt Schäfer.
Rund 500 Franken fürs Hobby
Die Anlage mit 60 300-m-Scheiben, 30 50-m-Scheiben, 4 Blöcken à 5 Scheiben auf 25 Meter und 7 10-m-Indoor-Scheiben verursacht Lärm. Um diese Tatsache weiss die Gesellschaft, die in diesem Zusammenhang ein Projekt «in den Anfängen» aufgegleist hat. «Bisher allerdings nur in unseren Köpfen», sagt Ehrenpräsident Schäfer. Er nennt als Vision eine 100-m-Halle, die das Problem Lärm erheblich reduzieren würde.
Neben dem Schiessstand ist punkto Lärm auch die Kurzdistanz-Anlage zwischen Schiess- und Scheibenstand im Tal, auf derselben Parzelle, zu erwähnen. Diese wird in erster Linie von Kantonspolizei, Armee und Zoll benutzt.
Aktiv sind die Schützinnen und Schützen der SGL das ganze Jahr. Alle Übungen finden in vereinseigenen Teilen der Schiesssportanlage statt. Neben der intensiven Nachwuchsförderung werden drei bis vier «Obligatorische» angeboten. Schützenfeste ergänzen das Jahresprogramm inklusive die historischen Schiessen am Rütli, am Morgarten, bei Sempach und weiteren Orten. Die Kosten halten sich dabei im Rahmen anderer Sportarten. «Das Gros gibt pro Jahr etwa 500 Franken für sein Hobby aus», sagt Präsident Schaub.
Am Galaabend am Samstag nehmen rund 200 Personen teil. Ihr Kommen angesagt haben Vertretungen der Regierung, des Landrats, der Stadt Liestal sowie selbstverständlich befreundete Schützendelegationen sowie mehrere Liestaler Vereine.