Den Wald vor lauter Bäumen sehen
11.09.2025 WaldenburgBreites Leistungsportfolio der Forstbetriebe Frenkentäler
Die Waldbewirtschaftung wurde in den letzten Jahren immer anspruchsvoller. Der Zweckverband «Forstbetriebe Frenkentäler» setzt auf verschiedene Standbeine und nutzt neuste wissenschaftliche Erkenntnisse. An der ...
Breites Leistungsportfolio der Forstbetriebe Frenkentäler
Die Waldbewirtschaftung wurde in den letzten Jahren immer anspruchsvoller. Der Zweckverband «Forstbetriebe Frenkentäler» setzt auf verschiedene Standbeine und nutzt neuste wissenschaftliche Erkenntnisse. An der «RegiOnal2025» präsentieren sie die Bandbreite ihrer Dienstleistungen.
Brigitte Keller
Möbel vom Forstbetrieb? Ja, auch das gibt es bei den Forstbetrieben Frenkentäler. Unter dem Label «Gamskopf.ch» gibt es beispielsweise Quader-Sitzbänke und Lampen aus Holz. Die Sitzbänke hatten vor drei Jahren bereits einen Auftritt am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln oder diesen Sommer am Jodlerfest in Reigoldswil, wo sie an verschiedenen Orten im Dorf zum Ausruhen einluden. Wer wollte, konnte die Bänke nach dem Fest kaufen. Die nächste Gelegenheit, die Bänke in Augenschein zu nehmen, bietet sich an der Gewerbeausstellung «RegiOnal2025».
Als Forstbetrieb auch Möbel herzustellen ist nicht aus einem Jux heraus entstanden, sondern hat handfeste Gründe. Durch die Verarbeitung im eigenen Betrieb von Holz, das von Weiterverarbeitern als qualitativ minderwertig eingestuft wird und dessen Ernte somit kaum einen Erlös einbringt, soll ein Mehrwert generiert werden. Und so entstehen beispielsweise aus Scheiben von hohlen Bäumen oder Buchenstämmen mit Spritzkern einzigartige Lampen. Das «Upcycling» von fehlerhaften Baumstämmen – also das Aufwerten von «Abfall» zu neuen, hochwertigeren Produkten, so die Definition – bietet interessierten Mitarbeitenden gleichzeitig Gelegenheit für eine kleine Abwechslung im Arbeitsalltag.
Einnahmequellen sind gefragt
«Man muss einfach wissen, dass die eigentliche Haupttätigkeit eines Forstbetriebs, also die Waldbewirtschaftung als solches, nicht wirklich rentabel ist», erklären Philipp Zehntner und Manuel Barazutti. Philipp Zehntner, Förster HF, ist Leiter «Neue Produktbereiche», Manuel Barazutti, Fachagrarwirt Baumpflege, leitet den Bereich «Baumpflege». «Wenn wir im Hinblick auf den Erlös eine Null-Nummer haben, bis das Holz an der Waldstrasse zum Verkauf bereitsteht, ist es bereits positiv», sagt Zehntner, «in der Regel ist es aber eher so, dass wir bis zu diesem Punkt bereits 5 bis 10 Franken pro Kubikmeter draufgelegt haben.»
Weitere Standbeine und Arbeiten für Dritte sind also erforderlich, um den Betrieb breiter abzustützen, damit überhaupt Kapital vorhanden ist, um den Wald zu pflegen und zu erhalten. Bei den Forstbetrieben Frenkentäler heissen die weiteren Standbeine respektive Produktbereiche: Holzwirtschaft und Waldbau, Biodiversität, Ingenieurwesen, Baumpflege und «Naturprodukte», wo unter anderem die Gamskopf.ch-Produkte wie auch CO2-Zertifikate angesiedelt sind. Die einzelnen Bereiche überschneiden sich natürlich im Alltag oft respektive greifen vielmals ineinander.
Ein Bereich, der immer wichtiger wird, ist die Baumpflege. Dem Leiter des Bereichs, Manuel Barazutti, liegt viel daran, diesbezüglich neue Massstäbe zu setzen. Die Angebote und Arbeiten laufen unter dem Markennamen «Bäumepfleger.ch». «Es ergibt schon Sinn, etwas besser auf die Bäume aufzupassen», sagt er. «Es gibt ein wunderbares System, um Kohlenstoff zu binden, und das heisst Holz.» Mit etwas mehr Sorge zu den Bäumen könne jeder und jede einen multifaktoriellen Beitrag gegen die Bedrohungen des Klimawandels leisten.
Dienste für Dritte
Manuel Barazutti kam vor einem Jahr in den Betrieb und setzt sich insbesondere dafür ein, die Vorteile eines digitalen Baumkatasters bekannter zu machen. Dabei werden die Standorte von einzelnen Bäumen vermessen und Daten wie Vitalität, Gesundheitszustand und Schadsymptome erfasst und bewertet. Ist der Baum gesund und verkehrssicher? Wenn nicht, kann die Verkehrssicherheit wieder hergestellt werden oder muss der Baum entfernt werden? Vielleicht kann er zumindest noch als Ökotorso für allerlei Käfer und Insekten stehengelassen werden.
Auftraggeber sind Versicherer, Liegenschaftsverwalter und auch Privatpersonen. Eine solche fachmännische Überwachung kommt beispielsweise auch beim Waldseilpark Wasserfallen zum Einsatz, wo jeder Baum einmal jährlich unter die Lupe genommen wird. Bei geschädigten Altbäumen in der Nähe von Kindergärten oder Marktplätzen sei gar eine Kontrolle alle neun Monate sinnvoll.
«Ein Baumkataster bietet eine sehr zeitgemässe Form von Baummanagement», fährt der Fachmann fort. In der hiesigen Gegend würden dessen Möglichkeiten bisher noch wenig genutzt, was er und das Team der Forstbetriebe Frenkentäler ändern wollen. Bei geplanten Überbauungen lohne sich ebenfalls der frühzeitige Beizug eines spezialisierten Baumpflegers. So könne fachmännisch geprüft werden, welche Bäume mit welchen Massnahmen erhalten werden können. «Lasst uns doch bereits beim Aushub, wenn die Bagger vor Ort sind, Massnahmen zur besseren Bodenbeschaffenheit für zukünftige gesunde Bäume ergreifen», lautet ein Motto von Barazutti.
Hangsicherungen, ingenieurbiologische Massnahmen und bei Bedarf die Montage von Schutznetzen sind weitere Dienste, welche die «Frenkentäler» im Rahmen des Produktbereichs «Ingenieurwesen» leisten können. Bei einem kleinen Felssturz in der näheren Umgebung vor ein paar Jahren sei nach einer pragmatischen Lösung gesucht worden. Und so hätten sie sich damals in diesen Bereich eingearbeitet. «Ja, das forstliche Bauwesen und das Ingenieurbauwesen haben bei uns einen hohen Stellenwert, das zeichnet uns ebenfalls aus», erklärt Philipp Zehntner. Dabei ist das oberste Ziel, kostengünstige und naturverträgliche Lösungen zu erzielen.
Das breite Spektrum an Dienstleistungen bringe auch Abwechslung in den Berufsalltag der Mitarbeitenden. «Damit es ein spannender Beruf bleibt und wir ein attraktiver Arbeitgeber sein können», erklärt Zehntner weiter. Als Co-Präsident des Forstpersonalverbands beider Basel liegt ihm erst recht viel daran, die ausgebildeten Forstwarte und Forstwartinnen im Beruf halten zu können. Lehrlinge fänden sich genügend, aber dass diese nach dem Abschluss nicht abspringen, das sei die grössere Herausforderung.
Forstbetriebe Frenkentäler
bke. Die «Forstbetriebe Frenkentäler», zu denen die elf Gemeinden Waldenburg, Langenbruck, Reigoldswil, Bretzwil, Lauwil, Oberdorf, Niederdorf, Lampenberg, Arboldswil, Titterten und Liedertswil gehören, beschäftigen 23 Mitarbeitende, darunter auch zwei Forstwartinnen und eine Lernende. Sie sind für 3000 Hektaren Wald zuständig, in welchem etwa 20 Millionen Tonnen CO2 gespeichert ist. An der «RegiOnal» geben die Mitarbeitenden an ihrem Stand Einblicke in das vielfältige Leistungsportfolio. Die kleinen Besucherinnen und Besucher können sich zudem im Harassenklettern messen, das gemeinsam mit der Firma Hubschmid Bedachungen angeboten wird.