Das Wort Gottes in zeitgemässer Sprache
31.05.2025 TennikenRuth Heller ist die erste Laienpredigerin aus dem Baselbiet
Ruth Heller aus Tenniken ist nach dreijähriger Ausbildung die erste Laienpredigerin der Reformierten Kirche Baselland. Die Oberbaselbieterin wird morgen Sonntag in der Kirche von Diegten ihren Prüfungs- und ...
Ruth Heller ist die erste Laienpredigerin aus dem Baselbiet
Ruth Heller aus Tenniken ist nach dreijähriger Ausbildung die erste Laienpredigerin der Reformierten Kirche Baselland. Die Oberbaselbieterin wird morgen Sonntag in der Kirche von Diegten ihren Prüfungs- und Ermächtigungsgottesdienst abhalten.
André Frauchiger
Seit 30 Jahren ist Ruth Heller an verschiedenen Orten in der Region als Religionslehrerin tätig. Sie kennt die Sorgen, Freuden und Herausforderungen rund um das Thema Religion. Zudem vertritt sie die reformierte Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen in der Synode der Kantonalkirche und ist als Amtspflegerin bei der Fachstelle «Jugendarbeit und Religionsunterricht» aktiv. Auch mit Themen und Problemen Erwachsener ist sie vertraut – nicht zuletzt durch vielfältige Erfahrungen im Spitalbereich.
Für Ruth Heller, Mutter zweier erwachsener Söhne und Grossmutter eines Enkels, ist die Ausbildung zur Laienpredigerin keine zufällige Entscheidung, sondern Ausdruck einer inneren Berufung. Das betont sie im Gespräch mit der «Volksstimme» mehrfach. Sie freue sich darauf, das Wort Gottes in einer zeitgemässen, eingängigen und für alle verständlichen Sprache weiterzugeben. Am Sonntag wird sie nun – als erste im Baselbiet wohnhafte Person – offiziell zur Laienpredigerin der Reformierten Kirche Baselland «ermächtigt», wie es im kirchlichen Sprachgebrauch heisst.
Ausbildung in Basel
Zu Beginn ihres Berufslebens war Ruth Heller als Sekretärin bei einer grossen Brauerei in Rheinfelden tätig. Danach folgte eine langjährige Tätigkeit als Religionslehrerin mit Testat. Die Ausbildung zur Laienpredigerin schloss sich daran an – sie dauerte drei Jahre. Voraussetzung für diese Ausbildung ist ein abgeschlossener Theologiekurs, wie er seit rund 40 Jahren in den reformierten Kirchen von Zürich und Basel angeboten wird.
Der Ausbildungsort für angehende Laienpredigerinnen und -prediger ist das Zwinglihaus an der Gundeldingerstrasse in Basel. Dort unterrichten Pfarrerinnen, Pfarrer und sonstige theologisch geschulte Fachpersonen. Begleitet wird die Ausbildung von einer eigens dafür gegründeten Laienprediger-Kommission. Dieser gehören unter anderem die beiden Pfarrer Daniel Frei und Matthias Plattner (Mitglied des Kirchenrats) sowie Pfarrerin Judith Borter an.
Zurzeit befinden sich acht weitere Personen in Ausbildung. Jede von ihnen wird von einer Mentorin oder einem Mentor begleitet – allesamt ausgebildete Theologinnen und Theologen. Ruth Hellers Mentorin ist die Laufner Pfarrerin Regine Kokontis, die am 1. Juli das Amt der Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland übernehmen wird (die «Volksstimme» berichtete).
Unterstützung für Pfarrpersonen
Dass es in der Reformierten Kirche Baselland Laienpredigerinnen und -prediger braucht, ist angesichts der aktuellen Entwicklungen offensichtlich: Wegen rückläufiger Mitgliederzahlen sinken die Steuereinnahmen, und der finanzielle Spielraum der Kirche wird kleiner. Gleichzeitig steht in den kommenden Jahren eine Pensionierungswelle bei den Pfarrerinnen und Pfarrern bevor. Manche Pfarrstellen werden aus Kostengründen nicht mehr besetzt oder zumindest in ihrem Pensum reduziert.
In dieser Situation gewinnen freiwillig engagierte Laien zunehmend an Bedeutung. Sie können die verbleibenden Pfarrpersonen bei Gottesdiensten unterstützen und entlasten. Dabei ist klar: Laienpredigerinnen und -prediger sind keine Konkurrenz zu den ausgebildeten Pfarrerinnen und Pfarrern, sondern eine wichtige Ergänzung im kirchlichen Alltag. Ruth Heller erklärt: «Das Wort ‹Laie› stammt vom lateinischen ‹laicus› und bedeutet schlicht ‹zum Volk gehörig›».
Und weiter: «Ein Laienprediger verstand sich über Jahrhunderte hinweg einfach als ‹einer aus dem Volk›, als ein Nicht-Kleriker.»
Die Tennikerin blickt mit Freude auf ihre bevorstehenden Einsätze. Im Juli und August wird sie unter anderem in drei Alters- und Pflegeheimen in Pratteln tätig sein. Der Kontakt zu älteren Menschen, besonders zu solchen in ihrer letzten Lebensphase, sei ihr ein grosses Anliegen, so Ruth Heller. Doch zuerst gilt ihr Fokus dem morgigen Sonntag: Sie wird um 10 Uhr in der Kirche von Diegten ihren Prüfungs- und Ermächtigungsgottesdienst abhalten.
Erste Erfahrungen
Die Laienpredigerin hat eine klare Vorstellung von ihrer zukünftigen Rolle: «Ich möchte mithelfen, das Evangelium zu verkünden und Zeugnis von Gott zu geben – als Ermutigung für alle. Gleichzeitig möchte ich eine Brücke schlagen: von der Kirche und vom Glauben zu den Menschen.»
Dabei dürften Ruth Heller ihre in Tenniken gesammelten Erfahrungen helfen: Sie hat dort während rund zehn Jahren die «Sunntigsschuel» geleitet und bei verschiedenen Gottesdiensten mitgewirkt.