Das Traditionshaus braucht keine Sterne
18.10.2024 EptingenFür einmal soll es eine gute Nachricht sein, dass absolut nichts Neues zu erwarten ist: Das sagen die abtretenden Gastgeber des Hotels Bad Eptingen zusammen mit dem neuen Besitzer und dem neuen Geschäftsführer.
Peter Sennhauser
«Auch ich werde ...
Für einmal soll es eine gute Nachricht sein, dass absolut nichts Neues zu erwarten ist: Das sagen die abtretenden Gastgeber des Hotels Bad Eptingen zusammen mit dem neuen Besitzer und dem neuen Geschäftsführer.
Peter Sennhauser
«Auch ich werde hinausgehen, wenn ein Gast quer über die Parkfelder parkiert, und ihn bitten, den Wagen in die Reihe zu stellen», sagt Jakub Krol und zwinkert: Er sei dem bisherigen Patron Heinz Schwander in vielen Dingen sehr ähnlich. «Ich habe ja auch viel von ihm und von Stefano Spata gelernt.» Krol übernimmt ab Jahreswechsel die Geschäftsführung des Gasthauses am Fusse des Bölchens, und dafür hat er berufsbegleitend die Wirteausbildung absolviert.
Wichtiger als die Parkordnung dürfte den Gästen des Hotels Bad Eptingen allerdings die Zusicherung sein, dass sich an der Servicequalität, dem Stil und der französisch-mediterranen Küche nichts ändert, wenn Schwander und Spata sich effektiv zurückziehen.
Besitzer will nur Gast sein
Dafür garantiert nicht zuletzt Küchenchef Emmanuel Friedmann. Auch er will dem Haus treu bleiben, und der neue Besitzer Hermann Alexander Beyeler betont, wie wichtig ihm das alles sei: «Ich will in diesem Haus eigentlich nur Gast sein», sagte er gestern zur Übergabe der Geschäftsführung.
Offenkundig hat sich das Gespann aus alten Besitzern und neuem Investor bewährt und gut eingespielt. Beyeler ist eigens für den kleinen Pressetermin aus der Zentralschweiz angereist, und die gegenseitige Wertschätzung ist mehr als deutlich spürbar. Schwander erzählt, sichtlich gerührt, dass Beyeler ihm beim Kauf nicht nur versichert habe, dass das Urnengrab seiner Mutter im Garten des Hauses bleiben dürfe; er habe zur Vertragsunterzeichnung auch noch eigens einen Blumenschmuck dafür mitgebracht.
Nach der Handänderung hat Beyeler seine Finanzkraft mit einer Investition von sieben Millionen Franken eingebracht: Die Küche wurde komplett erneuert und deutlich vergrössert, es wurden neue Gasträume, zusätzliche Parkplätze und eine Sommerterrasse geschaffen.
Auch gestern betonte der Eigentümer, dass er sich aus dem Betrieb weiter heraushalten wolle: Ansprechpartner für den neuen Geschäftsführer sei Albert Streit, der Geschäftsführer der Iduna Holding AG mit Sitz in Eptingen.
Hilfe werde sich Jakub Krol aber immer bei Spata und Schwander holen können, versichern diese. Sie haben von Beyeler ein Gastrecht auf Lebenszeit erhalten, und der Eigentümer hakt auch hier sogleich ein und konstatiert, wie sehr er sich wünsche, dass Schwander immer mal wieder die Runde mache und die Gäste im Haus begrüsse.
«Der Stern hier bin ich!»
Das hat Schwander tatsächlich auch vor. Denn die Gäste («und Freunde!») werden ihm fehlen, zumal er einige von ihnen in fünfter Generation kennt: 45 Jahre lang hat er in 7-Tage Wochen das Haus geführt und ist dabei der Qualität stets treu geblieben: «Tradition im Stil der Zeit». Das heisst: Weisse Tischtüchter, zuvorkommender Service, hervorragendes Essen, dabei aber immer auch eine niedrige Schwelle. Seine (oft zitierte) Mutter habe einst zwei Kritiker eines Guides rausgeworfen mit den Worten: «Sterne? Wir wollen keine Sterne, wir wollen Gäste. Der Stern hier drin bin ich!»
Langweilig wird es Schwander wohl nicht. Wenn er zum Jahreswechsel als 70-jähriger in die Pension geht, will er sich der Kunst und den Antiquitäten widmen. Und er arbeitet an einem Buch über das Bad, dessen Geschichte und seine Mutter, das im Januar herauskommen soll.
Stefano Spata wird die «Frühpensionierung» anders als sein älterer Partner erst ab Ende Februar antreten. «Weil er ein Ehrenmann ist», erklärt Hermann Alexander Beyeler: Spata wolle das Geschäftsjahr noch selber abschliessen und sein ganzes Wissen geordnet übergeben.
Eine grosse, erfolgreiche «Familie»
sep. Mehr als 200 Jahre hat das Kernteam insgesamt im «Bad Eptingen» gearbeitet: Heinz Schwander hat zeitgleich mit der Köchin Kathrin Trifari vor 45 Jahren angefangen. Vor 30 Jahren ist Stefano Spata dazugekommen, es folgten Rosy Krause (25 Jahre), Simone und Emmanuel Friedmann (20 Jahre), Katrin Schmutz (18 Jahre). Das «Nesthäkchen» ist der neue Geschäftsführer: Jakub Krol ist «erst» seit 8 Jahren dabei. Der Teamgeist scheint auf das Produkt abzufärben: Das «Bad Eptingen» sei derart erfolgreich, dass derzeit auf einige Wochen hinaus Wartelisten für Tischreservationen an Samstagabenden bestünden, sagt Stefano Spata. Die Agenda reiche bis ins Jahr 2026; vermehrt begrüsse man in jüngster Zeit auch jüngere Gäste. Auch der Hotelbetrieb sei gut gebucht, die achtzehn Zimmer vermiete man ausserhalb von Messe-Zeiten meist an Geschäftsleute.