SVP-Landrätin Caroline Mall fordert bessere Deutschkenntnisse für die Einbürgerung

Die Reinacher SVP-Landrätin Caroline Mall setzt sich dafür ein, dass im Baselbiet die Mindestanforderungen in Sachen Deutschkenntnisse für den Erhalt des Schweizer Passes erhöht werden. Im Interview erklärt sie, weshalb dies für beide Seiten einen Mehrwert bedeuten würde.

Tobias Gfeller

Frau Mall, kennen Sie Personen, die den Schweizer Pass erhalten haben, aber noch immer nicht gut Deutsch sprechen?
Caroline Mall: Wir wissen, dass Sprachkenntnisse schon lange ein Thema sind. Wir haben vor allem in der Bildungslandschaft ein grosses Problem mit Kindern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, obwohl ihre Eltern eingebürgert sind. Diese Eltern können ihren Kindern nicht helfen. Das muss sich ändern.

Heute müssen Einbürgerungswillige im Baselbiet mindestens das Niveau B1 aufweisen. Dies bedeutet, dass eine Person das Wesentliche versteht, wenn eine klare Sprache verwendet wird. Man spricht auch von «fortgeschrittener Sprachenverwendung». Wieso reicht das Ihrer Meinung nach nicht aus?
Sie sagen es: Wir sprechen beim Niveau B1 von «fortgeschrittener Sprachenverwendung». Nehmen wir Abstimmungen als Beispiel: Wenn jemand eingebürgert ist und abstimmen darf, muss er wissen, um was es bei der Abstimmung geht, ohne dass diese Person zusätzliche Übersetzungshilfe in Anspruch nehmen muss. Und bei Elterngesprächen an der Schule darf es nicht sein, dass die Lehrperson sich so umständlich ausdrücken muss, dass es auf der anderen Seite korrekt ankommt. In Extremfällen braucht es sogar einen Übersetzer. Das ist eine falsche Entwicklung.

In Ihrer Motion fordern Sie mündlich und schriftlich ein Sprachniveau B2. Wo sehen Sie darin konkret Vorteile?
Die Kommunikation und die Schriftlichkeit sind in diesem Fall deutlich besser. Wenn man aufzeigen kann, dass die Person Deutschkenntnisse auf Niveau B2 mitbringt, dann steht der Einbürgerung nichts mehr im Weg und es besteht keine Frage darüber, ob man zusätzliche Übersetzungshilfen beiziehen muss. Gute Deutschkenntnisse sind der Schlüssel zum Erfolg. Es ist eine Win-win-Situation für die Einbürgerungswilligen und die Gesellschaft. Die deutsche Sprache ist auch im Arbeitsmarkt einer der wichtigsten Punkte.

Erhoffen Sie sich, dass es durch die höheren Anforderungen zu weniger Einbürgerungen kommt?
Sie wissen, ich bin Bildungspolitikerin. Ich sehe, was wir in der deutschen Sprache für Defizite haben. Nehmen wir die Gruppierung, die sich einbürgern lässt und Kinder hat: Es ist doch einfach ein Mehrwert, wenn gute Deutschkenntnisse vorhanden sind und die eigenen Kinder in der deutschen Sprache unterstützt werden können. Jemand, der sich einbürgern lassen will, ist doch auch daran interessiert, der Sprache mächtig zu sein. Meine Forderung ist keine Strafe und kein Widerspruch – im Gegenteil, sie ist für mich eine Selbstverständlichkeit.

Bei Einbürgerungsgesuchen werden Fragen gestellt, die auch viele Schweizerinnen und Schweizer nicht beantworten können. Sollte grundsätzlich mehr Wert auf Sprachkenntnisse gelegt werden anstelle von Wissen, das auswendig gelernt werden kann?
Für mich ist unsere Landessprache beim Einbürgerungsverfahren essenziell und Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Integration. Möglicherweise muss man das Einbürgerungsverfahren in unserem Land grundsätzlich neu überdenken.

«Das ist eine Selbstverständlichkeit»

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