Erlebnisbericht: An der Spitze des Festumzugs
Am Sonntag, dem letzten Tag des Jodlerfestes, herrschte noch einmal Hochbetrieb in Reigoldswil. Rund 40 Vereine und geschmückte Wagen bewegten sich durch den überfüllten Dorfkern – und ich war ganz vorne mit dabei.
...
Erlebnisbericht: An der Spitze des Festumzugs
Am Sonntag, dem letzten Tag des Jodlerfestes, herrschte noch einmal Hochbetrieb in Reigoldswil. Rund 40 Vereine und geschmückte Wagen bewegten sich durch den überfüllten Dorfkern – und ich war ganz vorne mit dabei.
Tobia Benaglio
Es fühlte sich fast ein wenig an wie an der Fasnacht, als wir uns am Sonntagmorgen für den grossen Festumzug aufstellten. Die Bretzwilerstrasse war gesäumt von Wagen und Formationen, einige davon fast so imposant wie Fasnachtswagen – oder sogar noch grösser. Ich hatte die besondere Ehre, den Umzug mit der Musikgemeinschaft Bretzwil-Lauwil als Startnummer 1 anzuführen. Als Tambour lief ich in der vordersten Reihe – damit war ich wohl einer der ersten sichtbaren Teilnehmer des ganzen Umzugs.
Dass wir nicht lange auf unseren Einsatz warten mussten, war bei der drückenden Hitze ein willkommener Vorteil. Noch wenige Tage zuvor waren Regen und gar Gewitter gemeldet worden – doch am Sonntag zeigte sich das Wetter von seiner heissesten Seite.
Bei gefühlten 35 Grad marschierten wir in voller Uniform – auch, weil nur zwei Nummern hinter uns Bundesrat Beat Jans in der Kutsche folgte. Einen guten Eindruck wollten wir selbstverständlich hinterlassen, auch wenn das unsere Körpertemperatur nicht gerade senkte …
Schon beim Start bei der Bündten-Turnhalle standen zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer am Strassenrand. Die Stimmung war von Anfang an ausgezeichnet – und wir nutzten sie aus.
Plötzlicher Richtungswechsel
Bereits bei den ersten Takten schlugen uns Applaus und Begeisterung entgegen. In der ersten Reihe bekam ich das unmittelbar zu spüren: Lächelnde Gesichter und klatschende Hände begleiteten uns. Am dicht gefüllten Dorfplatz war der Empfang besonders herzlich. Nach jeder musikalischen Sequenz gab es Szenenapplaus. Ein besonderer Moment war zweifellos der Kontermarsch: Vor der Pizzeria Rebstock kehrten wir plötzlich um und marschierten in entgegengesetzter Richtung weiter. Das überraschte nicht nur das Publikum, sondern auch die Formation hinter uns.
Als wir auf der anderen Seite des Dorfplatzes das Baselbieter-Lied anstimmten, kochte die Stimmung endgültig über. Viele im Publikum sangen aus voller Kehle mit. Der Umzug zog sich weiter bis in den «Unterbiel» hinunter – nach etwa 20 Minuten war unser Auftritt beendet. Als Startnummer 1 hatten wir danach das Privileg, den restlichen Umzug in aller Ruhe geniessen zu können. Und der bot einiges: Etwa ein überdimensionales Alphorn, das mitten auf dem Dorfplatz gespielt wurde – der Musiker musste dazu sogar auf eine Leiter steigen, um ans Mundstück zu gelangen. Ein anderer Wagen transportierte einen Brunnen, aus dem tatsächlich Wasser sprudelte. Auch die musikalischen Beiträge überzeugten – von Alphornbläsern über Jodler bis hin zur Reigoldswiler Guggenmusik «Wasserfalleschränzer», die als Jodler verkleidet waren.
Die «Wasserfalleschränzer» spielten nach dem Umzug noch einige Lieder. Genau als der letzte Ton des letzten Liedes gespielt wurde, erreichte eine riesige Regenwand das Dorf, und beendete sowohl den Umzug als auch den Festbesuch in Reigoldswil für die meisten Besucherinnen und Besucher.