Das Baselbiet stärken heisst: die Region denken
04.07.2025 PolitikThomas Noack, Landrat SP, Bubendorf
«Make Baselland great again» – der Slogan klingt selbstbewusst, doch dahinter steckt ein Irrtum: Dass das Baselbiet stärker wird, wenn es sich abgrenzt. In Wahrheit gilt das Gegenteil. Wer das Baselbiet heute ...
Thomas Noack, Landrat SP, Bubendorf
«Make Baselland great again» – der Slogan klingt selbstbewusst, doch dahinter steckt ein Irrtum: Dass das Baselbiet stärker wird, wenn es sich abgrenzt. In Wahrheit gilt das Gegenteil. Wer das Baselbiet heute zukunftsfähig machen will, muss es regional denken – im Schulterschluss mit Basel-Stadt und dem Dreiland Schweiz-Deutschland-Frankreich. Denn die Bevölkerung lebt längst grenzüberschreitend: Man arbeitet in der Stadt, wohnt im Oberbaselbiet, besucht Theater und Spital im Dreiland oder studiert in Muttenz. Unsere Lebensrealität ist regional – unsere politische Planung dagegen oft noch kantonal beschränkt. Das bremst Entwicklungen – gerade auch im Baselbiet.
Dabei bringt das Baselbiet vieles mit, worauf wir stolz sein dürfen: eine starke KMU-Landschaft, hervorragende Schulen, aktive Gemeinden, reiches Kulturerbe und attraktive Landschaften. Doch um diese Qualitäten weiterzuentwickeln, braucht es Kooperation statt Konkurrenz.
In der Verkehrspolitik etwa müssen die finanzierbaren Projekte gemeinsam vorangebracht werden: das S-Tram im Leimen- tal mit der Margarethenverbindung, Investitionen in den öffentlichen Raum rund um die Haltestelle auf der Margarethenbrücke, der weitere Ausbau des Bahnhofs Basel, die neue S-Bahn-Haltestelle Mor- gartenring-Allschwil, die das Bachgraben-Gebiet besser erschliessen soll, oder auch der Viertelstundentakt der S-Bahn bis nach Aesch. All das sind wichtige Bausteine für Erreichbarkeit und Innovationskraft – notabene weitgehend von Basel-Stadt und der SBB geplant und finanziert. Damit solche Projekte zum Fliegen kommen, braucht es gegenseitiges Vertrauen – und den politischen Willen, die Region gemeinsam zu gestalten.
Auch in Bildung und Gesundheit sind wir seit Jahren eng verflochten: Die Universität beider Basel und der gemeinsame FHNW-Campus in Muttenz sind Leuchttürme einer vernetzten Bildungsregion. Ihre Weiterentwicklung braucht eine stabile, vertrauensvolle Partnerschaft. In der Gesundheitspolitik hingegen ist viel Vertrauen verloren gegangen. Doch der Fachkräftemangel und die steigenden Gesundheitskosten betreffen uns alle – und lassen sich nur gemeinsam lösen.
Auch als Wirtschaftsstandort zählt die Region nur im Verbund. Unternehmen entscheiden sich nicht wegen eines Steuersatzes in Liestal oder eines Areals in Ba- sel – sondern wegen des Gesamtpakets: Erreichbarkeit, Arbeitskräfte, Lebensqualität. Diese Stärken haben wir – aber sie entfalten sich nur, wenn wir als Region auftreten, nicht als Konkurrenten.
Die politische Realität aber ist oft ernüchternd. Misstrauen steht der Zusammenarbeit im Weg. Dabei ist klar: Basel-Stadt braucht das Baselbiet genauso wie umgekehrt. Und das Baselbiet wird nicht stärker, wenn es sich kleiner macht, als es ist. Im Gegenteil: Unsere Stärke wächst mit unserer Fähigkeit zur Kooperation. Ein starkes Baselbiet erreichen wir nicht durch Abgrenzung. Stärke entsteht durch Zusammenarbeit – und durch verlässliche Partnerschaften, in die das Baselbiet seine Kompetenzen und Qualitäten selbstbewusst einbringen kann. Genau darin liegt unser Potenzial – und unsere Zukunft.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.