Das barocke Juwel auf dem Lande
09.05.2025 SissachDas Schloss und der Schlosspark Ebenrain und seine Bedeutung
Seit 250 Jahren befindet sich im Banne Sissach ein besonderes Kleinod: das Schloss Ebenrain. Das barocke Gebäude, heute im Besitz des Kantons Baselland, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
...Das Schloss und der Schlosspark Ebenrain und seine Bedeutung
Seit 250 Jahren befindet sich im Banne Sissach ein besonderes Kleinod: das Schloss Ebenrain. Das barocke Gebäude, heute im Besitz des Kantons Baselland, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
Heinz Spinnler
Unter den Landgütern Basels nimmt das Schloss Ebenrain eine besondere Stellung ein. Was auffällt, ist die Stattlichkeit des Baus und seine weite Entfernung vor der Stadt Basel. Damals benötigte man gut und gerne zweieinhalb bis drei Stunden, um mit leichtem Gefährt von Basel nach Sissach zu gelangen.
Es war vor allem die Jagd, die Martin Bachofen-Heitz (1727–1814), den Erbauer und Besitzer von Schloss Ebenrain, veranlasste, sich in Sissach anzusiedeln. Diese war damals in unserer Gegend besonders ergiebig.
Im Jahr 1776 wurde das Landgut erbaut. Ein dazu passender, grosszügiger Garten wurde im französischen Stil angelegt. Bachofen bewohnte das Schloss von Mai bis Herbst, dies bis ins Jahr 1812. Aus den Lebenserinnerungen des Grosssohns J. J. Bachofen-Merian (1788–1876) erhalten wir interessante Informationen aus der damaligen Zeit.
Er schrieb: «Mein Grossvater baute im Jahr 1776 das Landgut, den Ebenrain bei Sissach, in einer friedvollen Zeit und damals konnte niemand anders denken, wie dass die Schweiz auf ewige Zeiten von allen Kriegen verschont und in der hohen Achtung bei allen Mächten bleiben werde – also eine ruhige und schöne Zeitépoque war. Es war überdies in der ganzen Welt in jenen Jahren grosser Luxus an allen Höfen und bei der reichen Klasse: Die Reichen waren angesehen – die Städter hatten besondere Rechte vor den Bauern, was also alles dazu beitrug, dass ein wohlhabender oder für damals reich genannter Herr in besonders guter Stellung war.»
Jagd nur für Stadtbürger
Die Jagd war damals nur gewissen Bevölkerungsschichten vergönnt, die Bauern durften nicht jagen. Dazu schrieb Bachofen-Merian: «Es waren im Baselbiet, wie sonst in der Schweiz, Landvögte; diese hatten gewisse Berge, wo nur sie jagen durften, in den anderen aber die Stadtbürger, – also mein Grossvater und seine Gesellschaft –, und da die Anzahl von Wild, besonders Rehe und Hasen, viel war, so hatten diese Herren grosses Vergnügen, und um dem einen oder anderen Einwohner von Sissach auch Vergnügen mit der Jagd zu verschaffen, so nahm sie mein Grossvater mit, unter dem Namen, seine Hunde zu führen.»
Und weiter: «Meine Grosseltern wussten sich bei den Sissachern beliebt zu machen und diese waren wieder denselben sehr ergeben. Zum Beweis dessen erwähne, dass als die Revolution ausbrach und die Bauern aller Orte Excesse begingen und bewaffnet in die Stadt wollten, um da ihre Wut auszulasssen, so sandten die Vorsteher von Sissach eine tägliche Wache auf den Ebenrain, meine Grosseltern in allem zu beschützen …»
So blieb die Familie Bachofen den Sissachern in guter Erinnerung. Nach dem Tod von Bachofen wurde das Schloss verkauft, in der Zeit bis zum Jahr 1872 wechselte das Schlossgut sieben Mal den Besitzer, bis im Jahr 1872 der Textilfabrikant Albert Hübner den Landsitz kaufte. Er stammte aus Mülhausen im Elsass und suchte nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 eine neue Bleibe. Sein Gebiet wurde Deutschland zugeschlagen, was ihm nicht gefiel.
Pariser Winter, Sissacher Sommer
Der Ebenrain wurde für die warme Jahreszeit seine neue Heimat. Den Winter verbrachte er in Paris. Hübner veranlasste mehrere Umbauten im Schloss, vergrösserte den Gutsbetrieb und liess den Garten neu anlegen, nun im englischen Stil. Auch Hübner war in Sissach sehr beliebt, er zeigte sich wohltätig für die Armen. Hübner beschäftige einen elsässischen Gutsverwalter mit mehreren Dienern und Knechten.
Albert Hübner starb im Jahr 1890. Nach seinem Tod behielt seine Gattin bis zu ihrem Ableben 1911 den Ebenrain, der anschliessend an die älteste Tochter, Marie Eugénie Catherine, Gattin von Charles Philippe Touchard (1844–1930), aus Versailles, ging. Touchard starb 1930 auf dem Ebenrain. Seine Erben verkauften den Landsitz im selben Jahr dem Basler Kaufmann Rudolf Staechelin-Finkbeiner (1881– 1946), der das Herrschaftshaus innen und aussen renovierte. Im Jahr 1946 erlag dieser einem Schlaganfall, worauf der Landsitz dem Kanton Baselland verkauft wurde. Dieser benutzt seither das Schloss für temporäre Kunstausstellungen, Konzerte und zu Repräsentationszwecken.
Quellen:
«Der Ebenrain bei Sissach», Rudolf Riggenbach, 1948 www.swisscastles.ch
Fotoalbum der Familie Hübner
vs. Vor rund zwei Jahren tauchte auf einer Internetplattform ein seltenes, privates Fotoalbum von Maurice Touchard auf. Er war der Sohn von Charles Philippe Touchard. Das Album enthält unter anderem rund 150 Fotos vom Schloss und der Gartenanlage Ebenrain. Alle Bilder sind datiert und mit dem Aufnahmeort versehen. Die Bilder entstanden alle in der Zeit von 1889 bis 1901. Die Fotos auf diesen Seiten stammen aus dem Album, das sich heute im Archiv von Heinz Spinnler (Tecknau) befindet.
Die nächsten Jubiläumsanlässe
Laufend: Im Gemeindehaus sind alte Gemälde und Zeichnungen zu sehen, denen aktuellen Fotografien des Theaterfotografen Ernst Rudin (70) gegenübergestellt sind. Die Ausstellung kann zu den Schalteröffnungszeiten im Gemeindehaus besichtigt werden.
Freitag, 16. Mai, bis Sonntag, 18. Mai: Gewerbeausstellung Mega – über 130 Aussteller, vielseitiges Unterhaltungs- und Verpflegungsangebot in der ganzen Begegnungszone, beim Bahnhof und auf dem Postplatz. Ausstellung geöffnet am Freitag von 17 bis 22 Uhr, Samstag von 10 bis 22 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen auf der Website www.mega-sissach.ch
Freitag,23.Mai: «Die Seidenstrassen und ihre fehlenden Teile im Humboldt Forum». Vortrag von Dr. Hinchi Kong, Leiter des ChinaHouse. Chinahouse, Hauptstrasse 120. 18.30 bis 21.00 Uhr. Kostenpflichtig.
Sonntag, 1. Juni: Sonderausstellung «100 Jahre Heimatmuseum Sissach»: «Chumm cho luege». «Kässeli-Beat» Wallmer zeigt seine Sammlung an Sparkassen. Dauerausstellung «Baselbieter Trachten», Waffensammlung, Posamenterstuhl in Betrieb.