Darüber reden
11.12.2025 KircheZum sexuellen Missbrauch durch einen kirchlichen Mitarbeiter im Oberbaselbiet
Regine Kokontis
Mit dem Advent hat eben ein neues Kirchenjahr begonnen. Das führt zuerst weiter in die dunkle Zeit mit kürzeren Tagen und längeren Nächten. Wir ...
Zum sexuellen Missbrauch durch einen kirchlichen Mitarbeiter im Oberbaselbiet
Regine Kokontis
Mit dem Advent hat eben ein neues Kirchenjahr begonnen. Das führt zuerst weiter in die dunkle Zeit mit kürzeren Tagen und längeren Nächten. Wir zünden Kerzen an und in ihrem Licht wird manches erst erkannt.
Mutig haben junge Menschen ans Licht gebracht, was über Jahre im Dunkeln war. Seit August steht es im Licht, dass in unserer Kirche Menschen Grenzverletzungen erlebt haben. Mehr als zehn von ihnen haben bei offiziellen Stellen über die erlebten Übergriffe berichtet, vom Vertrauensmissbrauch, der grosses Leid nach sich zog und zieht. Dem stellen wir uns.
Die Reformierte Kirche Baselland distanziert sich von jeder Person, die ihre berufliche Stellung auf solche Weise ausnutzt, Vertrauen missbraucht, Mitmenschen in ihrer Integrität verletzt und damit auch der Gemeinschaft Schaden zufügt.
Es tut mir so leid, dass Ihr als Betroffene innerhalb der Reformierten Kirche Baselland solchen Schmerz erfahren habt. Ich bitte um Entschuldigung. Ich verspreche, dass wir uns, unsere Mitarbeitenden und Behörden sensibilisieren und schulen und es weiter tun werden, damit heikle Strukturen geändert, Vorkommnisse offen angesprochen und Übergriffe, wenn immer möglich, verhindert werden – oder wenigstens ans Licht kommen. Wir verdanken es Euch, dass zu Tage kam, was Euch angetan worden ist. Wir sind Euch dankbar und verbunden.
Es gibt in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft Menschen, die kaum glauben können, dass ausgerechnet dieser ehemalige Mitarbeiter die Integrität von jungen Menschen verletzt hat. Ich bitte Sie, auch wenn es weh- tut, anzuerkennen, was zutage kam. Das ist der erste wichtige Schritt, damit Heilung geschehen kann, dass wir unseren Grosskindern, Kindern sowie Partnerinnen und Partnern nicht absprechen, was sie erlitten haben; denn dadurch würden wir ihr Leid noch grösser machen.
Ich glaube und vertraue darauf, dass Gott uns dazu die Kraft, die Geduld und die Liebe zur Wahrheit schenkt. Ich vertraue darauf, dass Gott uns auch in dieser Schwere vom Erleben hilft, wieder zu gesunden und ganz zu sein.
In wenigen Tagen ist für uns alle Weihnachten: Wir feiern, dass Gott in die Welt kam, dass Gott trotz allem wieder und wieder im Kleinen neu beginnt mit dem Leben, in dem die Liebe und das Gute Geschichte schreiben.
In dieser Hoffnung zünde ich eine, zwei, drei, vier Kerzen an. In der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium, Kapitel 2, Vers 9, steht: «Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.»
Im Namen der Reformierten Kirche Baselland anerkenne ich das Leid, das den Betroffenen zugefügt worden ist. Ich hoffe fest, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie brauchen und die sie stärkt. Es besteht eine Gruppe von mindestens sechs Betroffenen, die miteinander im Austausch sind und einander wissen lassen, dass niemand damit allein ist. Bei Bedarf werden interne und externe Fachleute zu ihrer Unterstützung und Begleitung herbeigezogen.
Wer betroffen ist, darüber reden will oder Kontakte braucht, soll sich bitte melden. Die Telefonnummern befinden sich auf unserer Website (www.refbl.ch)unter«Meldestelle Grenzverletzungen».
Regine Kokontis ist Pfarrerin und Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland.

