Damit der Biber nicht auf dem Trockenen sitzt
08.12.2023 AnwilDer Damm bei den Talweihern ist bald wieder dicht
Der Querdamm des unteren Talweihers leckt. Nun lässt der Kanton den Damm mit Betonabdichtungen im Bereich des Auslaufbauwerks sanieren. Ohne Massnahmen könnte der Damm im ungünstigsten Fall brechen und Überflutungen ...
Der Damm bei den Talweihern ist bald wieder dicht
Der Querdamm des unteren Talweihers leckt. Nun lässt der Kanton den Damm mit Betonabdichtungen im Bereich des Auslaufbauwerks sanieren. Ohne Massnahmen könnte der Damm im ungünstigsten Fall brechen und Überflutungen längs der Ergolz bewirken.
Otto Graf
Der 1965 erstellte Querdamm des unteren der beiden Talweiher zwischen Rothenfluh und Anwil weist undichte Stellen auf und muss saniert werden. Die Bauarbeiten begannen Ende November und dürften Mitte Dezember beendet sein. In dieser Zeit ist der Forst- und Wanderweg, der über den Damm führt und in die Kantonsstrasse mündet, gänzlich gesperrt. Die «Volksstimme» wollte von Joël Schwendimann, stellvertretender Leiter Gewässerunterhalt bei der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), Näheres über die Massnahme wissen.
Entlang der Aussenseite des Rohrs am Auslaufbauwerk des Gewässers fliesst seit etwa zwei Jahren Wasser in die angrenzenden Bodenschichten und tritt dann auf der anderen Seite des Damms wieder aus. Der permanente Wasserdurchfluss, so Schwendimann, könne die Stabilität des Damms langfristig beeinträchtigen. Der Extremfall wäre ein Dammbruch, verbunden mit Überflutungen längs der Ergolz.
Geplant wurden die Unterhaltsmassnahmen durch den Fachbereich Gewässerunterhalt im Baselbieter Tiefbauamt – in Abstimmung mit der Talweiherkommission. Die Arbeiten sind auf rund 30 000 Franken veranschlagt und werden durch das Bauunternehmen Ruepp AG im Auftrag des Tiefbauamts ausgeführt. Auch alle anderen Eingriffe im Naturschutzgebiet Tal erfolgen generell in Absprache mit der Weiherkommission und mit der Abteilung Natur und Landschaft des Ebenrain-Zentrums.
Barriere aus Beton
Um das Durchströmen des Damms mit Wasser zu unterbinden, wird im Bereich des austretenden Wassers ein Graben ausgehoben und mit Flüssigbeton wieder verfüllt. Auf diese Art entsteht eine Selbstverdichtung, die ein Stabilisieren der Bodenschicht zur Folge hat. Ein Entleeren des Weihers oder Absenken des Pegels ist nicht erforderlich.
Ein sogenanntes Mönchsbauwerk reguliert im Normalbetrieb die Überfallkante und den Maximalpegel. Das ist wichtig, um ein Überfluten des Damms und der Kantonsstrasse zu verhindern. Denn im Naturschutzgebiet ist auch der Biber aktiv und schert sich nicht um die vom Menschen erbrachten Eingriffe. Der kluge Nager baut den Weiher und die Ergolz nach seinem Gusto um. Schon vor Jahren wurde deshalb ein Umgehungsgerinne erstellt, das den Wasserspiegel nach oben begrenzt. Dabei wurde bei der Sanierung des Längsdamms am Umgehungsgerinne als Nagerschutzmassnahme ein Drahtgeflecht eingelegt.
Der Biber bestimmt
Die laufenden Arbeiten stören den Biber kaum. Doch die Wühlaktivitäten der unter Schutz stehenden Tiere hatten zur Folge, dass in den vergangenen Jahren verschiede Sanierungsarbeiten an den Dämmen ausgeführt werden mussten.
In dicht besiedelten Gebieten können die Aktivitäten des Bibers allerdings zu Konflikten mit der Landwirtschaft oder der Forstwirtschaft führen. Auch Schäden an Infrastrukturen im Bereich der Gewässer, etwa an Uferwegen, sind nicht ausgeschlossen.
Im Naturschutzgebiet Tal hingegen besteht kein Konfliktpotenzial. Hier hat die Population ausreichend Platz und kann ihren Lebensraum weitgehend in eigener Regie gestalten. Von Schäden spricht niemand. Das Umgehungsgerinne wirkt ausserdem dem Verlanden des Weihers durch Geschiebe der Ergolz entgegen.
Die Bauarbeiten am unteren Damm, über den die Gemeindegrenze zwischen Anwil und Rothenfluh verläuft, stehen in keinem Zusammenhang mit der pendenten Planung der Hochwasserschutzmassnahmen an der Ergolz, um die Überflutungsgefahr des Siedlungsgebiets von Rothenfluh zu vermindern.
Das Projektieren und Umsetzen derartiger Vorkehrungen braucht Zeit. Neben dem Meistern der planerischen Herausforderungen müssen hierfür auch politische Hürden genommen werden. Und das Umsetzen dieser Massnahmen kostet viel Geld. Wer weiss, vielleicht kann der Biber die Bachlandschaft so umbauen, dass Hochwasser künftig weniger Schäden anrichten können.