Chromstahl anstatt Plastik fürs Freibad
31.05.2025 GelterkindenSanierungskredit über 2,5 Millionen Franken kommt vor die Gemeindeversammlung
Für das Gelterkinder Hallen- und Freibad steht wieder eine grössere Investition an. Für 2,5 Millionen Franken sollen das 50-Meter-Becken und die Sprungbucht des Freibads saniert werden. Zwei ...
Sanierungskredit über 2,5 Millionen Franken kommt vor die Gemeindeversammlung
Für das Gelterkinder Hallen- und Freibad steht wieder eine grössere Investition an. Für 2,5 Millionen Franken sollen das 50-Meter-Becken und die Sprungbucht des Freibads saniert werden. Zwei Varianten stehen zur Wahl, der Gemeinderat empfiehlt die – im Moment – teurere.
Christian Horisberger
Wer vor 40 Jahren die Sommerferien mehr oder weniger im Gelterkinder Freibad verbracht hat, wird sich daran erinnern: An der Beckenwand aufgeschürfte Körperpartien gehörten zum Badi-Sommer wie der verbrannte Rücken und die Bienenstiche in der Fusssohle. Mit der Sanierung des grossen Schwimmbeckens und der Sprungbucht im Jahr 1991 war es mit den Hautabschürfungen vorbei: Damals wurden die Becken mit einer glatten Kunststofffolie ausgekleidet.
Diese Folie hat ihre Lebensdauer nun deutlich überschritten, wird spröde, brüchig und damit undicht. Eine Sanierung ist angezeigt. Dazu legt der Gemeinderat der Gemeindeversammlung am 18. Juni einen Investitionskredit über 2,55 Millionen Franken vor. Für diesen Betrag sollen Beckenelemente aus Chromstahl in das bestehende Betonbecken eingesetzt und zu einem selbsttragenden Becken verschweisst werden, wie dies auch im Freibad in Sissach gemacht worden ist.
Zusätzlich werden alle drei Sprungtürme abgerissen und durch zwei neue (1 und 3 Meter) ersetzt, wobei diese dem erhöhten Wasserspiegel angepasst sowie neu positioniert werden, um konforme Abstände zum Schwimmbereich zu erreichen, wie es in der Vorlage heisst. Ferner ist eine Volumenerhöhung der Wasserumwälzung geplant, um auf die heute geltende SIA-Norm zu kommen, sowie eine neue Entwässerung des Bereichs ausserhalb der Becken zur Entlastung der Badewasseraufbereitung.
Der Kanton zahlt mit
Für die Investition rechnet die Gemeinde mit einem Zuschuss von einer halben Million Franken aus dem Kantonalen Sportanlagenkonzept-Topf (Kasak), der jedoch noch durch den Regierungsrat zu genehmigen ist. Netto verblieben für die Gemeinde Kosten von gut 2 Millionen Franken.
Die Sanierung wäre auch für einen tieferen Preis zu haben. Der Gemeinderat hat als Variante den Ersatz der Folie rechnen lassen. Hier würden die Sanierungskosten bei insgesamt 1,43 Millionen Franken liegen, abzüglich eines Kasak-Beitrags von voraussichtlich 336 000 Franken. Trotz der beinahe halbierten Nettokosten spricht sich der Gemeinderat für das Chromstahlbecken aus: Auf lange Sicht sei dies die wirtschaftlichere Variante.
Die Nutzungsdauer eines Chromstahlbeckens beträgt gemäss Vorlage 50 Jahre gegenüber 15 bis 20 Jahren einer Folie. Auf 50 Jahre hochgerechnet würde die Gemeinde rund 800 000 Franken sparen, wenn sie jetzt mehr Geld in die Hand nimmt: So gross ist der Unterschied bei den «Lebenszykluskosten» nach Abzug der Kasak-Beiträge. Bei den Lebenszykluskosten handelt es sich um sämtliche Kosten, die über die Nutzungsdauer anfallen. Sie beinhalten die Erstinvestition, die Ersatzinvestitionen sowie die Betriebs- und Unterhaltskosten. Damit lassen sich Varianten vergleichen, bei denen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Ersatzinvestitionen anfallen. Mit 87 500 gegenüber 101 000 Franken schneidet Chromstahl auch bei den jährlichen Unterhaltskosten besser ab als die Folie.
In der Gegenüberstellung hat «Chromstahl» auf lange Sicht nicht nur bei den Investitions- und Unterhaltskosten die Nase vorn, sondern auch bei der Reinigung, der Nachhaltigkeit und beim Bauherrenrisiko. In letzterem Fall, weil anders als bei der Folie keine überraschenden Betonsanierungen anfallen können. Bei der Wartung haben beide Varianten ihre speziellen Bedürfnisse und die Ästhetik liegt im Auge des Betrachters und der Badenden. Die Bilanz der Gegenüberstellung: fünf Mal Vorteil für Chrom, zweimal Unentschieden.
Alternative ist die Schliessung
Der Gemeinderat weist in seinen Erläuterungen zum Traktandum darauf hin, dass beim Nichtschwimmer- und beim Planschbecken keine Massnahmen erforderlich sind. Diese könnten im aktuellen Zustand noch rund zehn Jahre betrieben werden, heisst es. In diesem Zeitraum seien auch fürs 2018 eröffnete Hallenbad keine umfangreichen Sanierungsmassnahmen oder Ersatzinvestitionen zu erwarten.
Sollte die Gemeindeversammlung dem Antrag des Gemeinderats folgen, wird die Sanierung im übernächsten Winter ausgeführt. Und falls sie einen Kredit ablehnt? Gemeindepräsident Christoph Belser: «Die Lebensdauer der Folie lässt sich leider nicht verlängern. Der Zustand der Folienauskleidung verschlechtert sich zusehends.» Deshalb sei es nun dringend notwendig, ein Sanierungsprojekt auszuarbeiten. Sollte die Folie in grösserem Ausmass undicht werden, könne das Schwimmbecken nicht mehr betrieben werden. Nicht nur das grosse: «Da die Wasserumwälzung des Nichtschwimmerbeckens mit dem Schwimmbecken gekoppelt ist, müsste das ganze Freibad geschlossen werden.»
Stattlicher Gewinn anstatt Verlust
ch. Verschnaufpause für die Gemeinde Gelterkinden, die gegen ein strukturelles Defizit im Haushalt ankämpft: Die Rechnung 2024 schliesst um fast 2,5 Millionen besser ab als erwartet: Budgetiert war ein Verlust von 760 000 Franken, erzielt wurde ein Gewinn von 1,68 Millionen, dies bei Ausgaben von rund 32 Millionen Franken. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich im Wesentlichen Verbesserungen in den Bereichen Soziale Sicherheit sowie Finanzen und Steuern aus, wie der Einladung zur Gemeindeversammlung vom 18. Juni zu entnehmen ist. Der Nettoaufwand für Soziale Sicherheit reduzierte sich gegenüber dem Budget um rund 1,6 Millionen Franken. Hier fielen um 740 000 Franken tiefere Sozialhilfekosten am stärksten ins Gewicht: Die Fallzahlen nahmen weniger stark zu als erwartet. Ein Plus von 1,5 Millionen wurde bei den Steuereinnahmen verbucht (davon 1,2 Millionen aus den Vorjahren), aufgrund der Steuererträge von 2023 reduzierte sich aber der Ressourcenausgleich um 0,8 Millionen Franken.
Neben der Rechnung und dem Badi-Kredit stimmen die Stimmberechtigten über folgende Geschäfte ab: einen Kredit zur Sanierung des Farnsbergwegs über 1,1 Millionen Franken, neue Infrastrukturreglemente (Strassen, Wasser, Abwasser), die Teilrevision der Gemeindeordnung (neu mit Proporzwahl der Gemeindekommission), eine Änderung des Reglements über den Fonds für Infrastrukturbeiträge sowie die Aufhebung des Reglements über die Erschliessungsbeiträge Lärmschutzwand Chienbergreben / Ebnet.
Zur Erläuterung der drei neuen Infrastrukturreglemente lädt der Gemeinderat am 3. Juni (19 Uhr, Gemeindesaal) zu einer Informationsveranstaltung ein. Die Reglemente sind ausserdem auf der Gemeinde-Website einsehbar.