Christoph Belser ist im Amt angekommen

  03.07.2025 Gelterkinden

Gemeindepräsident zieht nach einem Jahr erstmals Bilanz

Wie in anderen Gemeinden auch sind die Finanzen in Gelterkinden ein wiederkehrendes Thema. Gemeindepräsident Christoph Belser (SP, 57) sieht die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden als Möglichkeit, Geld zu sparen.

Thomas Gubler

Dieser Tage ist Christoph Belser ein Jahr Gelterkinder Gemeindepräsident. Sein Amtsantritt damals, zu Beginn der Legislaturperiode 2024 bis 2028, glich fast schon einem Kaltstart, nachdem er dem Gemeinderat erst anderthalb Jahre angehört hatte. Mittlerweile hat der 57-Jährige Fuss gefasst. Er sei angekommen und fühle sich im Amt «überhaupt nicht unwohl», sagt er und wirkt dabei so entspannt, dass man es ihm aufs Wort glaubt.

Überhaupt, so Belser, sei der neue Gemeinderat gut in die Legislatur gestartet. Es gelinge zwar nicht immer alles. So brachte der Gemeinderat jüngst an der «Gmäini» seinen Vorschlag zur Sanierung des Schwimmbads nicht durch und musste mit einer günstigeren Variante Vorlieb nehmen. Doch der «Breesi» nimmts sportlich: Die Gemeinde bestehe schliesslich bei Weitem nicht nur aus der Badi. Und selbstverständlich sei man im Gemeinderat auch nicht immer gleicher Meinung, aber die Sachlichkeit und das Gesamtwohl der Gemeinde stünden eindeutig im Vordergrund.

Später Einstieg in die Politik
Um Weihnachtsbäume werde jedenfalls nicht mehr gestritten, meint er auf eine gescheiterte Sparmassnahme von 2021 angesprochen, die in der Region für Schlagzeilen und Stirnrunzeln gesorgt hatte. Stattdessen wurde ein neues Geschäftsleitungsmodell umgesetzt, das es dem Gemeinderat beziehungsweise den Ratsmitgliedern erlaubt, sich vermehrt «auf die grossen Linien zu konzentrieren» und die rein operativen Geschäfte an die jeweiligen Geschäftsleiterinnen und Geschäftsleiter zu delegieren.

Trotz starkem Engagement spürt man bei Christoph Belser so etwas wie eine gesunde Distanz zum Amt und dessen Geschäften. Man könnte es auch Gelassenheit nennen. Möglicherweise hängt dies auch damit zusammen, dass er relativ spät in die Politik eingestiegen ist. Zwar hat er im Gemeinderat nicht bei Null angefangen. Belser war zuvor langjähriges Mitglied der Gemeindekommission und der Rechnungsprüfungskommission. Und er war von 2021 bis 2024 Sektionspräsident der SP Gelterkinden und Umgebung. Aber immerhin war er bei seiner Wahl in den Gemeinderat doch schon Mitte 50. Es sei damals von der Familie – Christoph Belser ist Vater von drei erwachsenen Kindern, zweier Töchter und eines Sohnes – und vom Beruf her die Zeit dafür reif gewesen.

Aufgewachsen in Lausen und seit 2001 in Gelterkinden wohnhaft, hatte Christoph Belser nie die Absicht, in die Fussstapfen seines Vaters, des früheren SP-Ständerats und -Regierungsrats Eduard «Edi» Belser zu treten. «Ich hatte ganz einfach andere Interessen als mein Vater», erklärt er. Auch beruflich. War jener ursprünglich Lehrer, ist Christoph Belser Elektroingenieur FH mit einem Master in General Management und als Leiter Fahrstrom Region Mitte bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) tätig.

Dort arbeitet er seit seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten 80 Prozent. Einen Tag in der Woche widmet er sich «auch tagsüber», wie erklärt, der Gemeinde. Womit auch gesagt ist, dass ein Gemeindepräsident häufig eben auch abends «amtlich unterwegs» ist. Auf die Frage, ob er unter diesen Umständen wirklich noch ein Privatleben habe, zögert Belser einen kurzen Moment, bevor er erklärt: «Ja, doch, ich habe noch ein Privatleben, manchmal mehr, manchmal weniger.»

Der Aufwand sei mitunter schon hoch. Man dürfe sich aber nicht zu sehr in den Details verlieren, nicht alles an sich heranlassen und solle gleichwohl den Kontakt mit der Bevölkerung pflegen. «Kurz, man muss die persönlichen Ressourcen einteilen. Aber glücklicherweise nimmt die Verwaltung einem viel ab.»

Offen für Zusammenarbeit
Und wie beurteilt der Gemeindepräsident nach einem Jahr im Amt die Perspektiven einer Zentrumsgemeinde wie Gelterkinden mit entsprechenden Zentrumslasten? Die Antwort darauf fällt ihm leicht: «Positiv». Der Gemeinderat habe soeben ein diesbezügliches Leitbild erarbeitet, das demnächst der Öffentlichkeit vorgestellt werde. Selbstverständlich gebe es immer wieder Herausforderungen, und eine permanente sei die regionale Zusammenarbeit der Gemeinden, «mit der wir alle Geld sparen können», so Christoph Belser.

Gelterkinden habe eine Grösse, die es der Gemeinde erlaube, gegenüber Nachbarkommunen als Leistungserbringerin aufzutreten – etwa bei den Sozialdiensten oder der Brunnmeisterei. «Und wir sind offen für weitere Kooperationen, ohne dabei aber eine Wachstumsstrategie zu verfolgen», sagt Belser.

Kein Problem für den «Breesi» ist deshalb auch, dass die Gemeindeversammlung dem Gemeinderat eben einen Auftrag aufs Auge gedrückt hat, ein Konzept zu erarbeiten, wie die umliegenden Gemeinden zu einer Kostenbeteiligung an Schwimmbad und Hallenbad bewegt werden können (die «Volksstimme» berichtete). «Auf Behördenseite gibt es da keine Berührungsängste», sagt Belser. Will heissen, das Problem dürfte eher bei den Gemeindeversammlungen liegen.

Mit Herausforderungen dieser Art lebt indessen nicht nur Gelterkinden, sie betreffen auch andere Zentrumsgemeinden wie Sissach oder Liestal. Apropos Sissach: Wie geht Christoph Belser mit den «ewigen» Sticheleien zwischen Sissach und Gelterkinden um? Auf Behördenseite gebe es diese nicht, sagt er. «Und persönlich spüre ich schon deshalb keine Animositäten, weil ich ein Zugezogener bin.»


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