Blues-Nacht der Sonderklasse
03.12.2024 GelterkindenMarabu servierte ein exklusives Musik-Menü
«Sophia and The Tight Groove» und die «Simply Blues Gang» sorgten am Freitag im Marabu für ein einzigartiges Blues-Fest. Und für einen Abend war Gelterkinden so etwas wie eine Schweizer Blues-Hochburg.
...Marabu servierte ein exklusives Musik-Menü
«Sophia and The Tight Groove» und die «Simply Blues Gang» sorgten am Freitag im Marabu für ein einzigartiges Blues-Fest. Und für einen Abend war Gelterkinden so etwas wie eine Schweizer Blues-Hochburg.
Thomas Gubler
Die Ausgabe 2024 der mittlerweile fast schon traditionellen Blues Night im Gelterkinder Marabu war mit Sicherheit eine der besten. Wer nicht dabei war – es hätte durchaus noch Platz gehabt – hat jedenfalls etwas verpasst. Der Auftritt von «Sophia and The Tight Groove» liess keine Wünsche offen. Die fünf Musiker um die amerikanische Sängerin Sophia Tzoka dürften neben Philipp Fankhauser derzeit zum Besten gehören, was die Schweizer Bluesszene zu bieten hat.
Die Band ist nach dem Tod des 2019 verstorbenen amerikanischen Sängers Howard Joseph alias Mister Blue mit «Nachfolgerin» Sophia quasi wiederauferstanden. Und anders geworden. Das Repertoire der Gruppe scheint mittlerweile breiter und reicht von Jazz- und Funk-Blues, Soul über Bluesklassiker wie «Let The Good Times Roll» bis zu Country-Blues-Rock. Und es gibt keinen unbestrittenen Star mehr.
Grossartige Stimme
Die aus New Jersey stammende Sophia, die nach etwas verhaltenem Beginn im Lauf des Konzerts sowohl bezüglich Bühnenpräsenz als auch stimmlich immer besser wurde, steht schon rein optisch im Mittelpunkt. Ihre zweifellos an schwarzen Vorbildern orientierte Stimme ist selbstverständlich ein Markenzeichen der Band. Eine bessere Stimme habe man im Marabu kaum je gehört, meinte denn auch im Anschluss an das Konzert eine begeisterte Zuhörerin.
Aber sie ist nicht das einzige Markenzeichen. Mit dem Baselbieter Gitarristen René Hemmig und dem Tenorsaxofonisten Beat Riggenbach, der im Übrigen auch grossartig Blues Harp spielt, stehen auch zwei Solisten im Vordergrund, deren Spiel schlicht grandios ist. Hemmig und Riggenbach lösten sich in Stücken wie «Pie in the Sky» oder «I’ve Got to Use My Imagination» jeweils nicht nur als Solisten ab, sondern trieben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Das begeisterte Publikum reagierte dabei öfters mit spontanem Szenenapplaus.
Doch es waren nicht nur Hemmig, Riggenbach und Sophia, die für Begeisterung sorgten. Auch Jürg Frei mit seinem treibenden Bassspiel, Drummer Claudio Provenzano und Keyboarder François Kaech überzeugten als Begleitmusiker wie mitunter als Solisten. Alles in allem sorgten «Sophia and The Tight Groove» anderthalb Stunden lang für Blues der Spitzenklasse.
Allerdings, und das darf nicht unterschätzt werden, wurde ihnen das Terrain auch hervorragend durch die «Simply Blues Gang» vorbereitet. Die Lokalmatadoren aus dem Baselbiet mit Ernst «Wulli» Wüthrich (Gitarre), Rolf «Rugel» Graf (Gitarre), Georg Zerwann (Gesang, Keyboards), Thomi Hafner (Bass), Wölfli Hafner (Drums) waren sich bewusst, dass sie im Marabu ein Heimspiel austrugen, und gaben daher einfach alles.
Ihr Songmix aus erdigem Zwölftakt-Blues, besinnlichen Fankhauser-Interpretationen, Südstaaten-Blues wie die «ZZ Top»-Nummer «Jesus Just Left Chicago» und «Simple Man» von «Lynyrd Skynyrd» oder die Blues-Ballade «I Love Another Woman» von «Fleetwood Mac» trafen den Nerv des bluesbegeisterten Publikums. Bemerkenswert dabei einerseits das Zusammenspiel der beiden Gitarristen Wulli Wüthrich und Urs Graf, die sich zwanglos im Rhythmus- und Solopart ablösten und auch schon mal zweistimmig spielten, und anderseits der Gesang von Georg Zerwann.
Richtig zu begeistern wussten die Baselbieter Blueser mit ihrer Version des Jimi-Hendrix-Traditionals «Hey Joe», ein Highlight an diesem Abend, welches das Publikum perfekt auf den anschliessenden Hauptact «Sophia and The Tight Groove» eingestimmt hatte.