Blitzsaubere Schuhe – und hoffentlich leere Teller
06.11.2025 GelterkindenTeil 2: Vorbereitungen für die Überfahrt
Die bevorstehende Überfahrt von Neukaledonien nach Brisbane, eine Strecke von gut 850 Seemeilen (etwa die Luftlinie Basel–Athen), ist mit einer geplanten Dauer von rund sieben Tagen überschaubar. Trotzdem ist die Vorbereitung aufwendig, denn die Einreise nach Australien mit einer Yacht unterliegt strengen Biosicherheits- und Zollbestimmungen. Absolut sauber müssen Sportschuhe, Tauchausrüstung, Ankerketten und das Unterwasserschiff sein. Letzteres hat Tom bereits von einem Taucher in der Marina reinigen lassen. Ich bin erleichtert, dass das erledigt ist. Immer wieder abzutauchen und die Muscheln und Algen mit einem Schaber abzukratzen, ist nicht wirklich mein Ding, da es mich schon seekrank gemacht hat.
Bei der Ankunft in Australien müssen Lebensmittel entsorgt werden. Daher bunkern wir nur das Nötigste. Auf der Einkaufsliste sind Früchte, Salat, Gemüse, Brot, Mehl, Teigwaren, Fleisch und Getränke. Dazu haben wir noch zwei Portionen Fondue, die ich von zu Hause mitgebracht habe; da in Plastik verschweisst, wurde das vom Flughafenzoll akzeptiert. Sollten wir wetterbedingt länger als erwartet auf See sein, haben wir Fertigsuppen dabei. Ist der Tank leer, bereiten wir das Wasser mit einer Entsalzungsmaschine auf.
Entscheidend für die Überfahrt auf hoher See ist das richtige Wetterfenster. Wir rufen täglich über «PredictWind» die Prognosen ab und tauschen uns mit anderen Seglern aus. Von jetzt bis April ist Regenzeit, in der tropische Wirbelstürme (Zyklone) drohen. Sie sind noch nicht voll ausgereift, können aber bereits gefährlich starke Winde und heftige Regenschauer mit sich bringen. Passende Winde, aber mit Starkgewitterwarnung und Wellen bis zu zwei Metern Höhe sind für Ende Oktober angesagt.
Wir nutzen die verbleibende Zeit für Ausflüge zu idyllischen Inseln innerhalb des Riffs. Beim Schnorcheln und vom Schiff aus sehen wir im glasklaren Wasser die prachtvolle Unterwasserwelt mit ihren vielen bunten Fischen, Seeschlangen und farbigen Korallen. Direkt am Schiff sind Barrakudas auf Jagd, Schildkröten und Haie schwimmen vorbei.
Am 30. Oktober klarieren wir aus, indem wir uns bei der Einwanderungsbehörde, dem Zoll und der Hafenpolizei abmelden. Der Prozess verläuft problemlos. Nach zwei Stunden haben wir das Dokument mit dem Ausreisestempel in der Hand. Bevor wir ablegen, kaufen wir noch etwas Proviant ein und füllen die Wasser- und Dieseltanks. Ab jetzt haben wir 48 Stunden Zeit, um das Hoheitsgebiet von Neukaledonien zu verlassen – sonst machen wir uns strafbar.
Jo Krebs
Jo Krebs segelt seit Jahrzehnten. Der einstige Versicherungsexperte leitete unter anderem bei der PostFinance AG strategische Projekte, ehe der Gelterkinder 24 Jahre lang Kommunikationschef bei Primeo Energie war. Der 65-Jährige berichtet in dieser Reihe jede Woche von der Überfahrt von Neukaledonien nach Sydney, bei der er einen Weltumsegler auf dessen Katamaran unterstützt.



