«Bikefahren ist nicht laut»
05.09.2025 ItingenBike-Pionier René Schenker über den Sinn und Zweck von Trailcentern
Wer ein Trailcenter benützt, wie in Itingen eines entstehen soll, tut dies auf eigene Verantwortung und ohne Beaufsichtigung. Die Bezahlung ist freiwillig, Mithilfe Ehrensache. Die Fortschritte insbesondere ...
Bike-Pionier René Schenker über den Sinn und Zweck von Trailcentern
Wer ein Trailcenter benützt, wie in Itingen eines entstehen soll, tut dies auf eigene Verantwortung und ohne Beaufsichtigung. Die Bezahlung ist freiwillig, Mithilfe Ehrensache. Die Fortschritte insbesondere bei den ganz kleinen Benützern seien enorm, so René Schenker.
Christian Horisberger
Herr Schenker, was soll man sich unter einem Trailcenter vorstellen: Eher einen Bike-Trainingsplatz, um sich fürs freie Gelände fit zu machen, oder einen Velospielplatz, den man regelmässig besucht und wo man sich auch trifft?
René Schenker: Beides. Der Schwerpunkt gilt Kindern und Jugendlichen, die zum Velofahren animiert werden sollen. Es ist erstaunlich, wie rasch durch so ein Trailcenter ein gutes Niveau erreicht wird. An Aescher Primarschulen hat man die Feststellung gemacht, dass Schülerinnen und Schüler – auch ganz kleine – sicherer mit dem Velo unterwegs sind, seit dort eine solche Anlage eröffnet worden ist. Ich selber habe dort schon erlebt, wie Dreikäsehochs auf ihrem «Like-a-Bike» einen stattlichen Hügel hinuntergefahren sind.
Und was bietet die Anlage Erwachsenen?
Biker auf unterschiedlichen Niveaus können auf leichten bis anspruchsvollen Strecken Sicherheit gewinnen und ihre Skills verbessern. In einem sicheren Umfeld kann beispielsweise das Bremsen und Manövrieren geübt werden, damit man in den Bikeferien dann nicht so rasch am Anschlag ist. Wer regelmässig trainiert, kann auf der Anlage auch technisch anspruchsvolle Sprünge hinlegen.
Können oder sollen hier auch Wettkämpfe stattfinden?
Das ist nicht die Idee, aber nicht ausgeschlossen. Wenn sich jemand messen will – zum Beispiel: Wer fährt die Rampe am langsamsten hoch? –, dann eher zum Plausch, in einem internen Kreis und ohne Startnummern und Rangliste.
Wie sieht es mit Kursen aus?
Die wird es geben, auf unterschiedlichen Stufen. Unter anderem auch E-Bike-Kurse für ein eher älteres Publikum.
Wer bietet die Kurse an? Das Sportamt Baselland, das die Anlage initiiert hat? Oder Ihr Verein Trailnet, der die Umsetzung begleitet?
Weder noch. Kurse werden von Bike-Schulen wie Trailflow (Liestal) oder Trail Essence (Pratteln) angeboten. Trailnet ist in der Vermittlerrolle zwischen Kursanbietern und der Anlage.
Wer führt das Trailcenter?
Wer putzt die Anlage?
Wer schaut nach dem Rechten?
Vorausgesetzt, die Gemeindeversammlung sagt Ja zum Projekt, soll eine IG oder eine Betriebskommission gegründet werden wie in Aesch, wo Gemeinde, Kanton, Trailnet und Baselland Tourismus involviert sind. Die Anlage ist grundsätzlich frei zugänglich und der Betrieb wird nicht durch Personal überwacht. Die Nutzungsdauer ist abhängig vom Tageslicht. Wird es dunkel, gehört das Gelände dem, was da kreucht und fleucht. Für den Unterhalt haben wir in Aesch einen Center-Verantwortlichen, der zur Anlage schaut. Wenn er zum Beispiel findet, es sei an der Zeit, die Anlage sauber zu wischen, ruft er regelmässige Nutzer in einem Gruppenchat zu einem freiwilligen Einsatz auf.
Und wenn grössere Arbeiten oder Reparaturen anfallen?
Dann werden die Betriebskommission und Trailnet einbezogen. Für den Unterhalt der Fahrbahnen ist mit Kosten von rund 10 000 Franken im Jahr zu rechnen. Hinzu kommt das Mähen des Areals. Einkünfte werden generiert mit den Tagespauschalen von fünf Franken für die Benützung des Trailcenters. Die ist zwar nur bei Kursteilnehmern Pflicht und ansonsten freiwillig, doch kommen in Aesch so pro Jahr 6000 Franken zusammen. Weitere Betriebskostenbeiträge leisten das Sportamt Baselland sowie Sponsoren. In Itingen möchten wir das ähnlich organisieren.
Inwiefern unterscheiden sich die Anlagen in Aesch und jene, die in Itingen entstehen könnte?
Die Grösse der Anlagen ist mit 6000 Quadratmetern, den Parkplatz nicht eingerechnet, dieselbe. Bei der Streckengestaltung machen wir einige Dinge ein wenig anders, um für etwas Abwechslung zu sorgen.
Knapp 20 Parkplätze sind in Itingen vorgesehen. Reichen die?
Es ist damit zu rechnen, dass eine grössere Zahl Neugieriger – auch mit dem Auto – kommen wird, um die Anlage auszuprobieren, vor allem, wenn sie neu ist. Den Parkplatz haben wir absichtlich gross dimensioniert, um Suchverkehr in den Wohnquartieren zu vermeiden. Sollte der Parkplatz beim Bikecenter einmal voll sein, wird auf den jetzt entstehenden Parkplatz beim Bahnhof verwiesen.
Wie werden die Anwohner vor dem Lärm geschützt?
Bikefahren ist nicht laut. Und wie sich in Aesch zeigt, wird auch nicht laut herumgejohlt. Auf einem Pausenplatz zum Beispiel geht es wesentlich lauter zu. Dennoch haben wir bei der Planung darauf geachtet, dass der Aufenthaltsbereich im am weitesten von den Wohnhäusern entfernten Bereich des Areals zu liegen kommt. Und als eine Art Schallschutzwand wird der Starthügel mit einem darunter liegendem Container für Material und Miet-Bikes längs zur Sonnenbergstrasse erstellt.
Aesch erweist sich als grosser Erfolg, die Nutzerzahlen übertreffen die Erwartungen. Muss Itingen damit rechnen, dass es ebenfalls von Biketouristen überschwemmt wird?
Für Aesch wurde unter anderem von Baselland Tourismus im ganzen Kanton geworben. Itingen ist als Ergänzung dazu für die Umgebung von Liestal und das obere Ergolztal gedacht und soll dezenter vermarktet werden als Aesch.
Spiel- und Lernplatz fürs Mountainbiken
ch. Am kommenden Montag stimmen die Einwohnerinnen und Einwohner an der Gemeindeversammlung darüber ab, ob auf Itinger Boden ein Trailcenter, ein Spiel- und Lernplatz fürs Mountainbiken, errichtet werden soll. Urheber des Projekts ist das Sportamt Baselland, von dem es auch massgeblich finanziert würde. Eine erste solche Anlage im Kanton wurde Ende 2022 in Aesch eröffnet. Sie wird besser genutzt als erwartet.
Das fürs Itinger Trailcenter vorgesehene Areal befindet sich im Gebiet Sonnenbergweg/Weiermattweg im nördlichen Ortsteil an der Ergolz. Die Anlage hat inklusive Parkplatz mit 19 Parkfeldern eine Fläche von 8500 Quadratmetern und befindet sich in der Zone für öffentliche Werke und Anlagen. Eine Zonenplanänderung wäre nicht erforderlich.
Über das Areal soll eine Nutzungsvereinbarung über zehn Jahre abgeschlossen werden. Die Baukosten belaufen sich auf 550 000 Franken, wovon 450 000 Franken aus dem Swisslos-Sportfonds stammen, 100 000 Franken sollen Sponsoren aufbringen. Für die Gemeinde fallen keine Investitionskosten und lediglich geringe Betriebskosten an: für Abfallentsorgung, Wasser (Toilette und Waschbecken), Strom (wenige LED-Leuchten für Unterstand und Container) sowie für vermehrte Kontrollgänge des bereits in Itingen patrouillierenden Sicherheitsdienstes.
Bei einer Zustimmung der Gemeindeversammlung sollen die Bauarbeiten zwischen November dieses Jahres und Februar 2026 erfolgen. Eröffnet würde das Trailcenter dann im Frühling. Sollte nach Ablauf der zehnjähriger Nutzungsfrist ein Rückbau gewünscht werden, würde der Kanton für dessen Kosten aufkommen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das Trailcenter zu erhalten.
Die Gemeinde Itingen und das Sportamt Baselland haben das geplante Projekt an einer öffentlichen Informationsveranstaltung von Ende Juni bereits vorgestellt. Am meisten zu reden gaben dabei der befürchtete Mehrverkehr, Lärm und die Parkplätze.