Bestnoten vor und hinter der Kulisse
28.11.2024 BaselSarah-Jane versucht sich als Schauspielerin und erntet allseits Lob
Sarah-Jane, die Sängerin aus Rothenfluh, steht mit der Komödie «Z Miami isch es heiss» erstmals als Schauspielerin auf der Bühne. Das bereitet ihr so grossen Spass, dass sie sich durchaus weitere ...
Sarah-Jane versucht sich als Schauspielerin und erntet allseits Lob
Sarah-Jane, die Sängerin aus Rothenfluh, steht mit der Komödie «Z Miami isch es heiss» erstmals als Schauspielerin auf der Bühne. Das bereitet ihr so grossen Spass, dass sie sich durchaus weitere Auftritte in neuen Rollen vorstellen kann.
Jürg Gohl
Noch bevor die schusslige Polizistin Mandy überhaupt ihren ersten Satz sagen kann, grölt das Publikum bereits. Aussergewöhnlich ist das nicht. Schliesslich sitzt es im Kulturhaus Häbse, dem früheren Häbse-Theater, in einer Komödie und will sich dort bei «Z Miami isch es heiss» in erster Linie amüsieren. Regisseur Dani von Wattenwyl, dieser Basler Unterhaltungs-Tausendsassa, hat als Autor auch sentimentale Passagen in sein Stück reingeschrieben. Das liegt auf der Hand, geht es darin doch um einen älteren Mann mit Diagnose «Midlife-Crisis». Ihm wird es durch Hypnose ermöglicht, sich in die 1980er-Jahre zurückzuversetzen. Damals flimmerte auch die Kultserie «Miami Vice» mit Mandys beiden smarten Berufskollegen in die Stuben, auf die auch der Titel des Stücks anspielt.
Doch zurück zu Mandy: Das Lachen beim ersten Auftritt der Ordnungshüterin liegt auch daran, dass sie von einer Schauspielerin verkörpert wird, welche die Gäste aus einer anderen Sparte bestens kennen: Sarah-Jane beziehungsweise aktuell Sarah-Jane Riek. Denn beim Schauspielern sind zumindest beim Namen keine halben Sachen geduldet, da wird auch bei der Sängerin aus Rothenfluh keine Ausnahme gemacht.
Möchtegern-Sänger
Sie verkörpert im Stück neben Mandy noch ein paar Nebenrollen, in denen sie unter anderem tanzt. Für das Publikum besonders köstlich ist dabei ihr Auftritt als junger Möchtegern-Sänger. «Da bin ich gezwungen, bewusst kreuzfalsch zu singen. Das ist für mich gar nicht so einfach», sagt sie. Dafür erntet sie mit dieser Szene beim Publikum jeweils Sonderapplaus.
Die Oberbaselbieterin steht damit erstmals seit über 20 Jahren in dieser Sparte auf der Bühne. Damals spielte sie zum Abschluss der Primarschulzeit in Rothenfluh «Die Hexe und der Zauberberg», eine Art «Märli-Medley», wie die Musikerin die Aufführung von damals bezeichnet. Zu Hause sah sie sich früher oft und gerne Volkstheater an und hätte sich vielleicht schon früher auf die Bretter gewagt. Doch ihre Karriere als Sängerin liess ihr dafür keinen Raum.
Dieses Jahr besuchte sie erstmals einen Schauspiel-Schnupperkurs und erzählte an einem gemeinsamen Anlass Daniel von Wattenwyl davon. Der «Häbse»-Chef schlug ihr darauf vor, in seinem neuen Stück mitzuwirken. Beide bereuen ihre Zusagen von damals nicht. Der Regisseur und Autor in Personalunion lobt sie und attestiert ihr, keine «Eintagsfliege» zu sein. «Gut ist sogar untertrieben», sagt er gegenüber der «Volksstimme», «sie ist fantastisch – vor und hinter der Bühne.»
Singen an erster Stelle
Auch erkundigte er sich bei ihr bereits, ob sie interessiert sei, sich fix dem Häbse-Ensemble anzuschliessen oder wenigstens in der nächsten Produktion nochmals mitzuwirken. Das aber scheitert an Terminproblemen, weil sie gerade in der zweiten Wochenhälfte oft als Musikerin unterwegs ist. «In erster Linie bin und bleibe ich Sängerin», sagt die 39-jährige Oberbaselbieterin.
Und gleichwohl lernt sie im Ensemble plötzlich neue Seiten des künstlerischen Lebens kennen. Ist Sarah-Jane als Sängerin und Solo-Künstlerin oft auf sich alleine gestellt, so gehört Sarah-Jane Riek als Schauspielerin einem Team an, das zum Beispiel, kaum fällt der Vorhang, auch die Bühnenrequisiten hin- oder wegschieben muss. Gemeinsam wird auch geübt und geprobt. «Auf der Bühne helfen wir uns gegenseitig, und hinter der Bühne haben wir zusammen immer ein Gaudi», sagt sie. In ihrem Umfeld sei sogar festgestellt worden, dass sich bei ihr die noch junge Bühnenerfahrung bereits positiv auf ihre Auftritte als Sängerin auswirke.
«Tatort» Ja, Gotthelf Nein
Ihre Schauspielkarriere begann erst am 9. November und wird nach 35 Auftritten in Kleinbasel am 31. Dezember enden. An Silvester wird «Z Miami isch es heiss» gleich dreimal aufgeführt, was von der neunköpfigen Crew besonders viel Konzentration und Kraft verlangt. Die letzte dieser drei Vorstellungen beginnt unmittelbar vor Mitternacht, sodass nach dem ersten Teil der Glockenschlag und das Anstossen zum neuen Jahr in die Pause fallen. Der zweite Teil folgt schliesslich in der ersten Stunde des kommenden Jahres.
Und doch: Ganz los sagt sich Sarah-Jane vom Schauspielern danach nicht. Zu leicht fällt ihr das Auswendiglernen, zu fest liebt sie das Spiel mit der Mimik, zu viel wird «Mandy» auf die Schulter geklopft, zu sehr schätzt sie das Volkstümliche, zu gerne imitiert sie fremde Dialekte. «Als Shakespeares Julia oder in einer Gotthelf-Inszenierung werde ich garantiert nie zu sehen sein. Das entspricht nicht meinem Naturell», sagt sie, «aber weshalb nicht mal in einer Nebenrolle in einem ‹Tatort› oder in einem Schwank als österreichische Putzfrau auftreten?»