Bergrestaurant verkauft sein Inventar
21.11.2023 EptingenDer traditionelle «Kallhof» will danach einen Neuanfang machen
Morgen Mittwoch steht das Inventar des Eptinger Bergrestaurants «Kallhof» zum Verkauf. Bei einem Besitzerwechsel konnte keine Einigkeit über die Übernahme des Bestandes erzielt werden. Später ...
Der traditionelle «Kallhof» will danach einen Neuanfang machen
Morgen Mittwoch steht das Inventar des Eptinger Bergrestaurants «Kallhof» zum Verkauf. Bei einem Besitzerwechsel konnte keine Einigkeit über die Übernahme des Bestandes erzielt werden. Später soll der Restaurant-Betrieb unterhalb der Challhöchi wieder aufgenommen werden.
David Thommen
Seit 120 Jahren ist der Eptinger Landwirtschaftsbetrieb Kallhof im Besitz der Familie Bitterli, und während rund 100 Jahren wurden im dortigen Restaurant unterhalb der Challhöchi Wanderer und Ausflügler aus der ganzen Region bewirtet. Am Herd und im Service standen jahrzehntelang Familienmitglieder, zuletzt Konrad und Prisca Bitterli. Ab 2009 wurde das Restaurant verpachtet und von Patrick und Daniela Meury-Martin erfolgreich weitergeführt. Im Sommer des Coronajahrs 2020 verliess die Wirtsfamilie allerdings den Kallhof, seither bleibt die Küche kalt und der Betrieb geschlossen.
Jetzt steht das «gesamte Gastro-Inventar infolge Nichtgebrauchs günstig zum Verkauf», wie es in einem Inserat in der «Volksstimme» vom vergangenen Donnerstag hiess. Interessierte haben die Möglichkeit, morgen Mittwoch zwischen 10.30 und 13.00 Uhr vor Ort zuzuschlagen. Die Inventarliste ist äusserst umfangreich – das geht bei den Gerätschaften von der Fritteuse über die professionelle Kaffeemaschine und die Registrierkasse bis hin zur Kühltruhe. Auch der ganze Bestand an Gläsern – vom Apérobecher über den Champagnerkelch bis zum Grappaglas sind das schon mehr als 20 verschiedene Positionen – stehen im Angebot, dazu natürlich unzählige Teller, der riesige Bestand an Besteck, sämtliche Pfannen und Küchengerätschaften, Kellen, Fondue-Rechauds, Tischsets, Stühlen, Tischen, Gartenmobiliar und, und, und. Und dies alles in beachtlichen Mengen: In Gaststube und Säli sind einst bis zu 90 Gäste gleichzeitig bewirtet worden; an strengen Tagen waren im Kallhof 15 Mitarbeitende in Küche und Service im Einsatz. Der Betrieb hatte also eine beachtliche Grösse.
Besitzer – und nun Verkäufer – des Inventars sind Konrad und Prisca Bitterli. Den ehemaligen Wirten, die heute in Zunzgen leben und anderen Berufen nachgehen, gehörte bis vor kurzem der Restaurantteil des Kallhofs. Soeben wurde diese Immobilie an Konrad Bitterlis Bruder Martin verkauft, dem bereits der angrenzende Landwirtschaftsteil gehört. Man sei sich beim Übernahmepreis für das Gastro-Inventar nicht einig geworden, sagen beide übereinstimmend. Daher bleibe nur der Verkauf an Dritte, so Konrad Bitterli.
Für einige Artikel wie die Tischtücher konnten mittlerweile Interessenten aus der Branche gefunden werden. Doch selbst qualitativ gute Gastro-Occasionsware sei auf dem Markt derzeit kaum nachgefragt: «Viele Restaurants mussten in letzter Zeit schliessen, weshalb es bereits ein Überangebot an Gastro-Inventar gibt», sagt Konrad Bitterli. Er rechnet zwar damit, dass am Mittwoch einige Gastroprofis auf den Kallhof kommen und auch grössere Positionen kaufen, doch Hoffnung, dass alles auf einen Schlag weggeht, hat er kaum noch. Er hoffe vor allem auf viele private Interessierte – darunter ehemalige Stammgäste – die sich einige Stücke vom «Kallhof» sichern möchten. Zwar gebe es aufgrund einer professionellen Schätzung Richtpreise für alle Teile des Inventars, doch letztlich sei am Mittwoch alles Verhandlungssache. Was liegen bleibt, werde er spä- ter vermutlich wohl oder übel entsorgen müssen.
Das Restaurant soll wieder öffnen
Wer aufgrund des Verkaufs des Inventars unweigerlich an die endgültige Aufgabe des traditionsreichen Restaurants denkt, liegt falsch. Landwirt Martin Bitterli, nun der alleinige Besitzer des Kallhofs, sieht eine weitere Zukunft für die Ausflugsbeiz. Demnächst werde er sich per Ausschreibung auf die Suche nach einem Pächter machen, sagte er auf Anfrage. Im Idealfall bringe ein solcher das Inventar selbst mit, ansonsten werde man eine Lösung finden.
Der 59-jährige Bitterli könnte sich als Variante vorstellen, dass sich eine Familie meldet, die zugleich Interesse am Landwirtschaftsbetrieb zeigt. Dass ein gemischter Betrieb – Landwirtschaft und Gastronomie – gut funktionieren kann, habe die Bitterli-Familie während Jahrzehnten bewiesen.