«Überführungen werden gut genutzt»
30.12.2025 TennikenWildtierbrücken entfalteten ihre Wirkung, Unterführungen würden gemieden, sagt der Experte
Landenteignungen und Eingriffe in den Gewässerschutz: Die geplante Wildtierbrücke bei Tenniken sorgt für Kritik und Einsprachen. Doch warum ist die Brücke ...
Wildtierbrücken entfalteten ihre Wirkung, Unterführungen würden gemieden, sagt der Experte
Landenteignungen und Eingriffe in den Gewässerschutz: Die geplante Wildtierbrücke bei Tenniken sorgt für Kritik und Einsprachen. Doch warum ist die Brücke überhaupt nötig? Die «Volksstimme» hat nachgefragt.
Brigitt Buser
Holger Stockhaus ist stellvertretender Leiter des Amts für Wald und Wild beider Basel. Er sagt, dass Wildtiere durch die «starke Fragmentierung» ihrer Lebensräume zunehmend in ihrer Bewegung eingeschränkt seien. «Neben Barrieren wie Strassen und Siedlungsflächen behindern auch intensiv genutzte, ausgeräumte Kulturlandschaften sowie eingezäunte Zonen die Bewegungsfreiheit der Wildtiere.» Das berge die Gefahr, dass sich gewisse Populationen nicht mehr ausreichend ausbreiten und fortpflanzen können.
Als Gegenmassnahme wurden in der Schweiz Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung festgelegt. Diese befinden sich an besonders sensiblen Stellen und führen zum Beispiel über Autobahnen. Ein solcher quert das Diegtertal. Zwischen Tenniken und Diegten soll deshalb für rund 19 Millionen Franken eine Wildtierbrücke gebaut werden. Das Projekt ist jedoch nicht unumstritten. So gab es mehrere Einsprachen, sowohl von behördlicher Seite als auch von Landwirten (die «Volksstimme» berichtete).
Ein Kritikpunkt ist, dass die Brücke das Tal durchschneiden und das Landschaftsbild stören würde. Wäre eine Unterführung da nicht eine Alternative? Nicht wirklich, glaubt man Holger Stockhaus. Solche Bauwerke seien häufig sehr teuer, und viele Wildtiere nähmen Unterführungen als eng wahr und mieden sie, so der Experte. Wildtierüberführungen seien hingegen sehr naturnah strukturiert. Sie würden so als Teil des Lebensraums wahrgenommen und entsprechend gut genutzt. «Die Tiere fühlen sich sicherer.» Die bestehenden Beispiele in der Schweiz zeigten, dass die erstellten Brücken ihre Wirkung gut entfalten. Wichtig sei, dass die Wildtiere angrenzend «beruhigte Bereiche» hätten.
Zielarten sind bekannt
Doch welche Tiere nutzen eine Wildtierbrücke überhaupt? Dies hängt laut Stockhaus stark von den regional vorkommenden Arten und der Beschaffenheit der Brücke ab. «Im Baselbiet ist bekannt und definiert, welche Zielarten für die einzelnen Korridore relevant sind. Im Wesentlichen sind dies Luchs, Wildkatze, Gämse, Reh, Rothirsch sowie Fuchs, Dachs, Wildschwein und diverse Kleinsäuger», so Stockhaus. Dabei profitierten auch die Menschen. Denn mit der Brücke könnten Unfälle zwischen Rothirschen, die zwischen 90 und 250 Kilogramm schwer sind, und Autofahrern reduziert werden.
Auch die geplante «Perlenkette Diegtertal» – ein Vernetzungsprojekt für die Geburtshelferkröte («Glögglifrosch») – würde von der Wildtierbrücke profitieren. «Es sind ein Weiher auf der Brücke und ein zweiter auf der westlichen Seite, unmittelbar neben der Brücke, geplant. Zusammen mit den neuen Weihern der ‹Perlenkette› und dem bestehenden Weiher Sangeterain auf der östlichen Seite der Brücke spannt sich ein Gewässernetz», sagt Céline Evéquoz vom Ingenieurbüro Götz, die im Auftrag von «BirdLife Baselland» das Projekt «Perlenkette Diegtertal» leitet. Dies sei wichtig für den genetischen Austausch und eine stabile Amphibienpopulation. Neben den Amphibien würden auch «gewässergebundene Vogelarten» wie der Eisvogel (Vogel des Jahres 2026) oder Libellen profitieren.

