Beizenfasnacht mit den Knutschpuffern
14.03.2025 SissachDer Mittwochabend gehört den Chluuri
Der Brauch des Intrigierens wird von der Chluuri-Gruppe Knutschpuffer seit Jahren gepflegt. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren vieles verändert: In den Sissacher Beizen sei die Stimmung nicht mehr so ausgelassen wie ...
Der Mittwochabend gehört den Chluuri
Der Brauch des Intrigierens wird von der Chluuri-Gruppe Knutschpuffer seit Jahren gepflegt. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren vieles verändert: In den Sissacher Beizen sei die Stimmung nicht mehr so ausgelassen wie früher – eine Reportage.
Dittiblache
Die «Volksstimme» hatte am Mittwochabend die Gelegenheit, sich der Chluuri-Gruppe Knutschpuffer anzuschliessen und die Beizenfasnacht mit dem Intrigieren der Chluuri hautnah mitzuerleben. Seit bald 30 Jahren sind sie unterwegs, zuerst nur zu zweit, später kamen andere dazu, sodass es heute sechs Kollegen sind, die miteinander an der Fasnacht umherziehen, wobei gestern Abend nur vier als Chluuri in die Beizen gingen. Die anderen beiden gingen in Zivil mit. Erst wenn sie sich die Larve überstülpen, werden sie zu einem Chluuri.
Den Namen Knutschpuffer gaben sie sich im Jahr 2007, als der Chienbergtunnel mit riesigen «Knautschpuffern», ähnlich eines Bicoflex-Bettes, unterstützt werden musste. Dieses Jahr spielten sie das Sujet «800 Joor Sissech» aus: «Wenns scho käi Volksfescht git, chunnt s’Fescht zu dä Lüt», war ihr Motto. Um 20 Uhr startete die Gruppe, von weitem hörte man eine Gugge musizieren, ansonsten war die Begegnungszone ruhig. Kaum zu glauben, dass Fasnacht war.
Das «Stöpli» wurde als erste Beiz angepeilt, sie war rammelvoll, was bei fünf Tischen auch nicht weiter verwunderlich ist. Die Ehefrauen der Chluuri hatten Kuchen gebacken, die diese zusammen mit einer Wunderkerze auf die Tische der Gäste stellten, als Geburtstagskuchen für Sissach, dazu ein Gläschen Jubiläumswein, vom WinzerChluuri offeriert. Daneben zündeten sie Tisch- und Konfettibomben, die ihren Qualm und Geruch in der Beiz verbreiteten, sodass man nur hoffen konnte, dass der Rauchmelder nicht losgeht …
Früher war mehr los
Im «Syydebändel» ging es danach viel ruhiger zu, wenig Volk, dafür ein wildes Chluuri, das auf dem mitgebrachten Herd Rösti und Würste briet und so die Gäste verwöhnte. «Es ist natürlich schade, wenn die Beizen fast leer sind», gab der «Pressesprecher» der Knutschpuffer» zu Protokoll. Die Beizenfasnacht habe sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert. «Damals kannte man viele Gesichter, da konnte man wirklich intrigieren, sie auf die Schippe nehmen.» Durch die «Verstädterung» von Sissach und die vielen Neuzuzüger sei das heute ganz anders, weshalb die Knutschpuffer mehr mit dem Publikum spielen würden, ihnen zum Beispiel Gummihammer und Nägel in die Hände drückten, die sie in einen Holzklotz rammen sollen.
«Früher war sehr viel mehr möglich. Auch Berührungen waren noch erlaubt. Das geht heute nicht mehr», bedauert der «Sprecher» weiter. Im Jahr 2000 zum Beispiel war der Tätowierer Guido Varesi ihr Sujet. Sie hätten an allen gewünschten Körperteilen ein Tattoo gemacht: an der Pobacke oder an anderen Stellen, die man nur im Bade- oder Schlafzimmer zeigt. «Die Hemmschwelle ist gestiegen. Es wird zu viel auf die Goldwaage gelegt.»
Die «Lounge 11» schliesslich, welche die Knutschpuffer anpeilten, war gestossen voll. Die erste Nervosität war bei den Chluuri verflogen und sie stürzten sich zielgerichtet ins Getümmel. Den Boden hatte der Wirt vorsorglich abgedeckt, es wird auch so noch genug zum Putzen geben. Eine Polonaise durfte natürlich nicht fehlen, und es erschallte ein Ohrwurm aus dem mitgebrachten Lautsprecher, sodass die halbe Beiz mitzog.
Ausserhalb der Fasnacht pflegen die Knutschpuffer einen kollegialen Umgang. Sie treffen sich ein Mal in der Woche in ihrem Lokal, dabei fällt wohl auch der eine oder andere fasnachtstaugliche Spruch, ab Oktober sammeln sie Themen, bis das Sujet gefunden ist. Am 11. 11. reisen sie jeweils nach Köln an die Fasnacht, wo sich mittlerweile Freundschaften gebildet haben, die sie alljährlich pflegen. Gleichzeitig sind Einzelne in einer Wagenclique oder einer Gugge engagiert. Fasnacht überall.