Bei Regen auf Neophytentour
16.07.2024 HölsteinUmweltkommission lud zum Kampf gegen Invasoren
Wehret den Anfängen, hiess es am Freitagnachmittag in Hölstein. Trotz kräftiger Regengüsse machte ein Dutzend Unentwegter schädlichen Pflanzen den Garaus – ein Augenschein.
Elmar ...
Umweltkommission lud zum Kampf gegen Invasoren
Wehret den Anfängen, hiess es am Freitagnachmittag in Hölstein. Trotz kräftiger Regengüsse machte ein Dutzend Unentwegter schädlichen Pflanzen den Garaus – ein Augenschein.
Elmar Gächter
Wer sich aktiv für den Erhalt der Umwelt einsetzen will, lässt sich davon auch von der Unbill des Wetters nicht abhalten. Dies bewies auf jeden Fall jenes Dutzend Einwohner von Hölstein, das am Freitag dem Aufruf der lokalen Umweltkommission folgte. Mit Rebschere, Pickel und grossen Plastiksäcken ausgerüstet ging es bei Starkregen zum Kampf gegen jene Eindringlinge, die unsere heimischen Pflanzen mehr und mehr bedrohen.
«Wir reden von den invasiven Neophyten, die ein starkes Ausbreitungspotenzial haben und von denen einzelne, wie die Ambrosia-Pflanze, hoch allergen sind», hielt Lukas Felber als Mitglied der organisierenden Kommission fest. Es gelte, dem schleichenden Prozess der weiteren Verbreitung Einhalt zu gebieten. Je früher man eingreife, umso besser – sowohl für die Umwelt als auch kostenmässig. Zusammen mit seinen Kindern war Felber vorgängig unterwegs, um die zu bekämpfenden Pflanzen mit Farbbändern zu markieren.
«Wir haben in Hölstein verschiedene Brennpunkte von invasiven Pflanzen, sie halten sich jedoch noch weitgehend begrenzt und überborden noch nicht», sagte Lukas Felber, gelernter Landschaftsgärtner, studierter Umweltingenieur und als selbstständiger Baumpfleger tätig. Es könne jedoch schnell kippen, und er erwähnte diesbezüglich das einjährige Berufskraut, das sich bei einem trockenen Sommer sehr schnell verbreiten könne. Und in der Tat ist diese bis 1 Meter hohe Krautpflanze, die in Europa zu den wichtigsten invasiven Neophyten zählt, auch in Hölstein an diversen Standorten entlang von Wegen und Strassen anzutreffen.
Desgleichen auch der Schmetterlingsflieder, auch Sommerflieder genannt, der aus China eingeschleppt wurde. Er lockt zwar Schmetterlinge an, jedoch nicht die in der Schweiz seltenen Arten. Es zeigt sich an diesem Nachmittag, dass man seiner nur mit Pickeleinsatz Herr werden kann. «Wer will, dass der Sommerflieder schön blüht, muss ihn radikal zurückschneiden, dann macht er die schönsten Blüten», meint der Landschaftsgärtner mit einem Schmunzeln.
Bemühungen erfolgreich
Hartnäckig hält sich der Kirschlorbeer in manchen Gärten. Dessen Blätter und Früchte sind giftig, und er bietet keine Nahrungsquelle für Vögel und Insekten. «Unser heutiger Einsatz muss sich jedoch auf den öffentlichen Raum beschränken, Privatareal ist tabu», mahnte Felber.
Es gibt auch Erfolgsmeldungen. So ist der Bestand des japanischen Knöterichs und der Kanadischen Goldrute zurückgegangen. Kaum anzutreffen ist Ambrosia. Auch das Drüsige Springkraut entlang der Vorderen Frenke ist weitgehend verschwunden. Lukas Felber schreibt Letzteres den Bemühungen des Kantons zu. Vermehrt anzutreffen ist der runzelblättrige Schneeball und vorläufig als Einzelexemplar der Blauglockenbaum, der besonders schnell wächst und dadurch besonders viel CO2 aus der Luft entnimmt.
Mit den Worten «dank Bundesrat Rösti wird der Verkauf von invasiven Pflanzen eingeschränkt» wies Felber auf die neue Verordnung hin, die ab 1. September in Kraft tritt. Insgesamt 53 Pflanzenarten beziehungsweise -artengruppen dürfen ab diesem Zeitpunkt weder verkauft noch verschenkt werden. Darunter fallen unter anderem die kanadische Goldrute, der Schmetterlingsflieder, das einjährige Berufskraut und der Kirschlorbeer.
Der Einsatz hat bei den Teilnehmenden Spuren hinterlassen, neben der durchdringenden Nässe auch sehr lehrreiche. «Es ist mir jetzt bewusst, dass ich den Kirschlorbeer im Interesse der Natur aus meinem Garten entfernen muss», sagte Peter Ettlin. Er sieht seine Teilnahme auch als Engagement für die Allgemeinheit. Therese Hirzel war überrascht über die negative Tragweite der invasiven Neophyten: «Das einjährige Berufskraut fand ich bis jetzt immer schön, aber jetzt reisse ich es überall aus, wo ich es finde.» Ihr Mann Andreas fragte sich, ob man die invasiven Pflanzen nicht anders und prägnanter benennen sollte, tummelten sich doch unter dem Begriff Neophyten Hunderte von anderen Pflanzenarten, die schon seit Jahrhunderten hier heimisch seien und keine Schäden anrichten.
Barbara Straumann ist wie Felber Mitglied der Umweltkommission. «Wir möchten die Bevölkerung über die Problematik der invasiven Neophyten sensibilisieren und sie aktiv ins Boot holen», sagte sie. Ziel der Anlässe sei auch, ein Netzwerk zu schaffen und die Leute für den Einsatz für Umweltaspekte zu motivieren. Dies sah auch Lukas Felber so, dem es vermehrt ein Anliegen ist, die verschiedenen «Player» wie Bürger- und Einwohnergemeinde, Kanton und andere grössere Grundstückseigentümer an den gleichen Tisch zu bringen, um gemeinsam und koordiniert gegen die Eindringlinge vorzugehen.
Kommission sucht Mitglied
vs. In der Hölsteiner Umweltkommission besteht immer noch eine Vakanz. Die Kommission sucht deshalb nach Unterstützung. Interessierte Personen können sich bei der Gemeindeverwaltung melden unter 061 956 90 00 oder via E-Mail info@hoelstein.bl.ch.