Baselbieter hilft bei Schulhausbau in Nepal
11.11.2025 Hölstein«Profi Hägler» unterstützt die Bevölkerung in Erdbebengebiet
Seit zehn Jahren gibt es den Verein PIN (Projekte in Nepal), der auf ehrenamtlicher Basis Folgen des grossen Erdbebens von 2015 zu mildern verhilft. Bisher konnten unter anderem eine Schule ...
«Profi Hägler» unterstützt die Bevölkerung in Erdbebengebiet
Seit zehn Jahren gibt es den Verein PIN (Projekte in Nepal), der auf ehrenamtlicher Basis Folgen des grossen Erdbebens von 2015 zu mildern verhilft. Bisher konnten unter anderem eine Schule wiederaufgebaut oder eine Krankenstation erstellt werden.
Elmar Gächter
Im April 2015 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 die Gegend um die nepalesische Hauptstadt Kathmandu. Das Naturereignis hinterliess Tausende von Toten und machte unzählige Gebäude dem Erdboden gleich. Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in Südasien. «Ich hatte vom Erdbeben aus den Medien erfahren und war sehr betroffen», blickt Thomas Hägler auf die Katastrophe zurück.
Der Hölsteiner war als Bergsteiger mit mehreren Expeditionen im Himalaya unterwegs gewesen und erster Schweizer auf dem 8091 hohen Annapurna. «Auf diesen Touren hatten wir tolle Erlebnisse, die unser Leben bereichert haben. Die Nepalesinnen und Nepalesen habe ich stets als sehr herzlich, fröhlich und interessiert erlebt», erzählt er. Für den Baselbieter, der sich als «Profi Hägler» weit über Alpinistenkreise hinaus einen Namen gemacht hat – unter anderem als Karikaturist auch für die «Volksstimme» – war es selbstverständlich und eine Ehre, sofort Ja zu sagen, als Expeditions-Kollegen aus Adelboden und Mühleberg ihn um Mithilfe baten. Sie hatten sich spontan entschieden, neben finanzieller Unterstützung vor allem auch praktisch vor Ort Hand anzulegen, und gründeten den Verein PIN (Projekte in Nepal).
Im Herbst 2015 reiste eine Delegation aus 13 Personen in den Bezirk Nuwakot, rund 100 Kilometer westlich von Kathmandu. Mit dem Bus ging es stundenlang über holprige Strassen nach Aarubote auf etwa 2000 Meter Höhe über Meer, wo sie auf weitgehend zerstörte Gebäude trafen. Als Verbindungsmann vor allem auch zu den Behörden stand den Schweizer Helferinnen und Helfern von Anfang ein gut vernetzter Einheimischer zur Seite.
Wiederaufbau einer Schule
Dem Wunsch der Einwohner entsprechend widmete sich die Delegation dem Wiederaufbau des Schulhauses. «Wir hatten uns zwar vor dem Abflug Gedanken gemacht, wie wir das Gebäude wieder aufbauen könnten. Aber wir standen vor Unbekanntem: Wie treffen wir den Schadenplatz an, welches Material ist vorhanden, was müssen wir mitnehmen?», so Thomas Hägler.
In rund sechs Wochen baute die Delegation, von der einzelne Teilnehmende über bauhandwerkliche Kompetenzen verfügten, zusammen mit der Bevölkerung in reiner Handarbeit ein weitgehend erdbebensicheres Schulgebäude auf. «Auch die Einheimischen, denen wir einen Lohn zahlten, machten motiviert mit. Sie lernten, selbst zu bauen, ganz im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe. Auch ich bin kein Handwerker, habe aber vor Ort wertvolle handwerkliche Erfahrungen gesammelt», erinnert sich Thomas Hägler.
An einem grossen Einweihungsfest konnte der Bevölkerung ein neues Schulhaus mit vier Klassenzimmern als Grundschule für rund 50 Kinder übergeben werden. Es ist zwar unbeheizt, wie praktisch alle zerstörten und wiederaufgebauten Gebäude, verfügt aber über Anschlüsse für fliessendes Wasser und Elektrizität.
Es blieb nicht bei diesem Projekt. Ein Jahr später konnte das «PIN»- Team in der derselben Region mit Fachleuten aus der Schweiz und erneut unterstützt von einheimischen Arbeitskräften eine Krankenstation unter die Obhut einer ausgebildeten Krankenschwester stellen. «Es machte uns betroffen, Menschen mit Verletzungen und Krankheiten zu begegnen, die keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung hatten», sagt Hägler.
2019 ermöglichte der Verein den Wiederaufbau einer zerstörten Wasserinfrastruktur und versorgte das Dorf Dandakharta im Taruka-Gebiet mit Trinkwasser. Zuletzt beteiligte sich «PIN» finanziell am Bau eines Kinderheims in Kathmandu; 2024 zogen 20 schwer- und schwerstbehinderte Kinder in das neue Gebäude ein.
Jetzt Bauten unterhalten
Aktuell konzentriert sich der Verein vor allem darauf, die unterstützten Objekte in gutem Zustand zu halten. Es wurden Einheimische angestellt, die sich um die Gebäude kümmern. Ausserdem reist der Vorstand mindestens einmal jährlich nach Nepal, um sich persönlich nach dem Betrieb zu erkundigen. Thomas Hägler betont, dass jeder gespendete Franken zu 100 Prozent direkt den Projekten zugutekommt. «Alle Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich, es werden keine Verwaltungs- oder Lohnkosten ausbezahlt, und selbst die Reisen nach Nepal finanzieren die Mitglieder aus eigener Tasche.»
Zehn Jahre nach der Vereinsgründung zieht er ein durchwegs positives Fazit. «Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben, und vieles funktioniert gut.» Weil er das Land liebe und eng mit ihm verbunden sei, betrachte er seinen Einsatz auch als ein Zurückgeben für jene Zeit der intensiven Erlebnisse. «Es ist mir nicht egal, was dort läuft, und wenn ich einen Beitrag leisten kann, den armen, aber stolzen Leuten dort zu helfen, dann mache ich dies gerne weiter.» Mit dem Vorstandsteam hofft er, dass sich weitere Spenderinnen und Spender finden, damit die realisierten Projekte langfristig betreut, überwacht und instand gehalten werden können.
Der Verein ist laut Thomas Hägler bereit, je nach Spenden auch neue Projekte und Herausforderungen im Erdbebengebiet anzupacken.


