Baselbieter überraschen mit drei Kränzen Schwingen
02.09.2025 Sport, Weitere SportartenAndrj Gerber und Simon Schmutz müssen in den letzten Gängen zuschauen
Im Schatten von Schwingerkönig Armon Orlik und den Nordostschweizer Schlussgangteilnehmern zeigen die Nordwestschweizer Schwinger ein starkes «Eidgenössisches». Zu ihren acht Kränzen ...
Andrj Gerber und Simon Schmutz müssen in den letzten Gängen zuschauen
Im Schatten von Schwingerkönig Armon Orlik und den Nordostschweizer Schlussgangteilnehmern zeigen die Nordwestschweizer Schwinger ein starkes «Eidgenössisches». Zu ihren acht Kränzen steuern die Baselbieter deren drei bei.
Sebastian Wirz
Mit dem Festsieg hatten die Nordwestschweizer am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) wie erwartet wenig zu tun: Im Schlussgang duellierten sich in Mollis mit Samuel Giger (Thurgau) und Werner Schlegel (St. Gallen) zwei Schwinger aus dem Nordostschweizer Teilverband. Und König wurde wegen des gestellten Schlussgangs ein lachender Dritter aus demselben Verband: Armon Orlik, der erste Bündner Schwingerkönig.
Doch dahinter, unter den restlichen eidgenössischen Kranzgewinnern, übertrafen die Nordwestschweizer ihre Bilanz vom Heimfest in Pratteln: Ganze 8 von insgesamt 40 Auszeichnungen (2022: 7) gingen an Schwinger aus den Kantonen Aargau, Baselland und Solothurn. Die Aargauer Routiniers Nick Alpiger und Joel Strebel erfüllten die Erwartungen ebenso wie ihre Baselbieter «Eidgenossen»-Kollegen Adrian Odermatt und Lars Voggensperger. Mit Sinisha Lüscher, Marius Frank (beide Solothurn), Tim Roth (Aargau) und Sascha Streich (Baselland) haben zudem alle drei NWS-Kantonalverbände mit Esaf-Teilnehmern auch mindestens einen Neukranzer.
Die Oberbaselbieter Bilanz fällt im Vergleich dazu bescheiden aus: Andrj Gerber (Rothenfluh) musste sich in den vier Gängen am Samstag zwar nur einmal besiegen lassen, gewann aber nie und verpasste damit den Cut für die Gänge am Sonntag. Simon Schmutz (Langenbruck) durfte dank eines Sieges am Samstagabend nach drei verlorenen Kämpfen am Sonntag immerhin noch zu den Gängen 5 und 6 antreten. Der einzige Oberbaselbieter, der bis zum 8. Gang im Sägemehl im Einsatz stand, war damit Kampfrichter Roland Fischer (Tenniken).
130 Gänge beurteilt
«Wie schon die ganze Saison habe ich auch am Esaf gemerkt, dass ich wegen meiner Ellbogenverletzung im Frühling spät mit dem Schwingtraining angefangen habe», sagt der 25-jährige Gerber auf Anfrage. Es sei schade, dass er am Sonntag nicht mehr habe schwingen dürfen, aber er könne positiv auf die Saison zurückblicken: Sein Hauptziel, gesund durch die ganze Saison zu kommen, habe er erreicht.
Ähnlich sieht es der gleichaltrige Schmutz: «Ich bin in allen Gängen gut gestartet, aber nach 3 oder 4 Minuten war ich blau.» Wegen einer Verletzung Ende Mai hatte er erst drei Wochen vor dem «Eidgenössischen» das Schwingtraining wieder aufnehmen können. «Du kannst Velo fahren und rennen, wie du willst: Die Ausdauer, die du im Schwingen brauchst, holst du nur im Schwingkeller», sagt der zweifache Teilverbandskranzer, der 2022 in Pratteln bis zum letzten Gang mitschwingen konnte.
Auf zwei sehr intensive Tage blickt Kampfrichter Roland Fischer zurück: Mehr als 80 Gänge am Samstag und mehr als 50 am Sonntag wurden auf «seinem» Platz 5 entschieden, auf dem er mit einem Nordostschweizer und einem Innerschweizer das Kampfgericht bestellte. Da der Nordwestschweizer Verband deutlich weniger Teilnehmer stellte und ein Kampfrichter nie über Schwinger des eigenen Teilverbands richtet, kam der Baselbieter sehr oft im Ring zum Einsatz.
Um seine Nervosität zu bekämpfen, habe er sich gesagt, dass es sich doch um ein normales Schwingfest handle, so der 43-Jährige. «Aber es ist anders. Die mehr als 50 000 Zuschauer in der Arena nimmt man wahr. Man spürt ihre Blicke – und will alles Menschenmögliche machen, um keine Fehler zu begehen.» Denn Fehlentscheide der Kampfrichter waren auch bei diesem Esaf wieder ein mediales Dauerthema. Beim Oberbaselbieter Forstwart aber nicht: «Wir besprechen solche Entscheide am Samstag- und Sonntagabend nach dem Schwingen. Für unseren Platz kann ich sagen: Mein Team hat super harmoniert und meines Erachtens keine grobe Fehlentscheidung gefällt.»