Werner Müllers letztes Mostjahr
In der Mosterei der Gemeinde Häfelfingen wird demnächst wieder Hochbetrieb herrschen. Seit 25 Jahren verarbeitet Werner Müller hier tonnenweise Äpfel, Birnen und Quitten zu Saft. Nach dieser Saison ist jedoch Schluss: Der ...
Werner Müllers letztes Mostjahr
In der Mosterei der Gemeinde Häfelfingen wird demnächst wieder Hochbetrieb herrschen. Seit 25 Jahren verarbeitet Werner Müller hier tonnenweise Äpfel, Birnen und Quitten zu Saft. Nach dieser Saison ist jedoch Schluss: Der 65-Jährige hört auf – eine Nachfolge wird gesucht.
Sander van Riemsdijk
Es ist die Zeit im Jahr, in der Äpfel und andere Früchte von den Bäumen fallen. Für viele die Gelegenheit, ihre Ernte in die Mostereien zu bringen. In der nur 10 Quadratmeter grossen Mosterei der Gemeinde Häfelfingen ist bereits alles vorbereitet: Die Maschinen sind geputzt und kontrolliert, die Garnituren ordentlich hergerichtet. Bald werden wieder Früchte angeliefert.
Seit einem Vierteljahrhundert betreibt Werner Müller die Mosterei – bis 2019 zusammen mit seiner Frau Fränzi. Nachdem sie wegen einer Krebserkrankung aus dem Leben schied, führte er den Betrieb allein weiter. Am Ende dieser Saison will er aufhören. «Es ist definitiv meine letzte Saison», sagt er mit einem tiefen Seufzer. Der Entscheid sei ihm nicht leichtgefallen. «Fränzi und ich wussten immer, dass wir aufhören, sobald ich pensioniert werde. 25 Jahre sind eine schöne Zahl. Es ist der richtige Zeitpunkt.»
Seit 2012 pasteurisiert Müller auf einer eigenen Anlage rund 60 Prozent des Mostes – ein aufwendiges Verfahren, das höchste Qualitätsansprüche verlangt. Schon 2001 hatten er und seine Frau die alte Packpresse durch eine moderne Bandpresse ersetzt. Zwar erleichtert sie die Arbeit, doch bleibt die Saison intensiv. «Neben meiner Arbeit bei einer Strassen- und Tiefbaufirma in Liestal war es nicht einfach, an den Wochenenden die Mosterei zu führen», erzählt Müller. «Mit der Zeit ging es an die Substanz.»
Mehr als 13 000 Liter Saft
Für guten Saft sind gesunde Früchte entscheidend. Sie müssen schnell verarbeitet werden. Deshalb arbeitete Müller stets mit Unterstützung. Rund 70 private Obstproduzenten aus den Kantonen Baselland, Solothurn und Aargau – mehrheitlich aus der Region – konnten dank ihm ihre Ernte verwerten.
Im vergangenen Jahr presste er rund 13 700 Liter Saft, deutlich weniger als 2018, als es noch mehr als 28 000 Liter waren. Der Rückgang hängt für ihn mit der Fällung von Obstbäumen und den Folgen extremer Wetterlagen zusammen. Viele Kleinmostereien hätten inzwischen aufgegeben.
In Häfelfingen wird in wenigen Tagen wieder für rund zwei Monate Saft gepresst. Am Samstag nach dem Herbstmarkt in Sissach – Mitte November – wird Müller zum letzten Mal mosten und pasteurisieren. Danach reinigt er die Anlage, schliesst die Tür und blickt auf 25 erfüllte Jahre zurück. «Es war eine intensive Zeit. Ich werde das Mosten und den Kontakt mit den Kunden sehr vermissen», sagt er. «Ich hatte das Glück, in all den Jahren viele Menschen kennenzulernen.»
Die Gemeinde Häfelfingen will die Mosterei auch künftig betreiben und hat die Stelle als Leiterin oder Leiter ab 1. Januar 2026 ausgeschrieben. Müllers Erfahrung wird erhalten bleiben: Er steht seiner Nachfolge bei Bedarf weiterhin zur Seite.