Bakterien mögens feucht
27.05.2025 WintersingenBreitenhoftagung von Agroscope
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Breitenhoftagung von Agroscope in Wintersingen war das Referat zum Bakterienbrand an Steinobst. Durch präventive Massnahmen können grössere Schäden verhindert werden.
Brigitt ...
Breitenhoftagung von Agroscope
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Breitenhoftagung von Agroscope in Wintersingen war das Referat zum Bakterienbrand an Steinobst. Durch präventive Massnahmen können grössere Schäden verhindert werden.
Brigitt Buser
Tausende von Mikroorganismen leben in der Luft und unseren Böden, darunter auch viele Bakterien, wozu auch die Pseudomonas-Bakterien gehören. Sie befinden sich häufig in der Nähe der Wurzeln und ernähren sich hauptsächlich von organischen Substanzen, wobei sie in der Regel keine Krankheiten an Pflanzen verursachen. Leidet ein Stein- oder Kernobstbaum jedoch unter «Stress», kann er von zwei Unterarten der Pseudomonas-Bakterien befallen werden: P. syringaepv. syringae (Stein- und Kernobst) und P. syringaepv. morsprunorum (nur Steinobstarten).
«Beide Arten sind insbesondere bei nasskalter Witterung aktiv und benutzen Verletzungen wie Blattnarben beim Blattfall im Herbst als Eintrittspforte», erklärte Anita Schöneberg von Agroscope an der Fachtagung. Aber auch Frostrisse am Stamm und der Winterschnitt verursachen Wunden, durch die der Erreger problemlos eindringen kann. Einmal eingedrungen, schädigt er nach und nach das Pflanzengewebe. Ein Anzeichen ist wie bei der Spitzendürre (Monilia) auch das plötzliche Absterben von Trieben.
Bei nasskalter Witterung während der Blüte ist auch die Narbe eine Eintrittspforte. Betroffene Blüten dorren dann einfach ein. Dabei handelt es sich oft nur um lokale Infektionen, die sich nicht weiter im Baum ausbreiten. Wählt das Bakterium als Eingangspforte Frostrisse am Stamm, bleiben die sich langsam entwickelnden Schäden oft lange Zeit unentdeckt. Umfasst der befallene Bereich den gesamten Stamm, stirbt der Teil oberhalb ab, da dieser nicht mehr mit Wasser versorgt werden kann. Pseudomonas kann beim Steinobst auch Gummifluss wie bei Monilia und schrotschussähnliche Blattsymptome hervorrufen. In Extremfällen können ganze Bäume absterben.
Standortwahl mitentscheidend
Versuche der letzten Jahre haben gezeigt, dass mehrheitlich durch vorbeugende Massnahmen dem Bakterium ein Eindringen verwehrt werden kann. Wichtigste Voraussetzung ist ein idealer Standort. Also Steinobst nicht in nassen Böden pflanzen und empfohlenen Pflanzabstand einhalten, was für eine gute Durchlüftung und somit rasches Abtrocknen der Kulturen allgemein sorgt.
Schutz vor Frostrissen bei starken Winterfrösten ohne Schneedecke (Kahlfröste) bietet das Kalken der besonnten Seiten der Stämme vor dem Wintereinbruch. Ebenfalls sinnvoll ist es, den Winterschnitt in den Sommer nach der Ernte zu verlegen. Zu guter Letzt leiden Kulturen, die regelmässig eine ausgewogene Düngung erhalten, weniger unter Stress, wodurch der Befallsdruck sinkt.
Einzig bei länger dauernden Feuchtperioden mit länger anhaltender Nässe im Boden während der Blüte oder bei Blattfall im Herbst kann eine Behandlung mit Kupfer das Eindringen des Bakteriums mässigen.
Zu einem auf dem Breitenhof laufenden Programm war zu erfahren, dass bei eingenetzten Kulturen der alleinige Einsatz von Nützlingen bei einem Befall durch Blattläuse nicht erfolgreich war. Wichtig: In zum Schutz gegen Hagel und die Kirschessigfliege eingenetzten und überdachten Kirschbaumanlagen bildet sich oft ein für Läuse ideales Mikroklima. Insbesondere im letzten Jahr während des extrem feuchten Klimas im Mai war das der Fall. Folglich vermehrten sich die Läuse viel schneller als die Nützlinge, wodurch man, um grössere Schäden zu vermeiden, auf biologische Insektizide zurückgreifen musste.