Bäume für den Gartenrotschwanz
02.02.2024 TennikenPilotprojekt zur Förderung der Vogelart ist gestartet
Dank Landeigentümern und Pächtern kann im Sangeten-Gebiet in Tenniken ein Projekt des Pilotversuchs «Aktionsplan Gartenrotschwanz» lanciert werden. Der Startschuss erfolgte mit einer Baum- und ...
Pilotprojekt zur Förderung der Vogelart ist gestartet
Dank Landeigentümern und Pächtern kann im Sangeten-Gebiet in Tenniken ein Projekt des Pilotversuchs «Aktionsplan Gartenrotschwanz» lanciert werden. Der Startschuss erfolgte mit einer Baum- und Sträucherpflanzaktion.
Brigitt Buser
Einst weit verbreitet, leidet der Gartenrotschwanz schon seit längerer Zeit unter dem Verlust und der Zerstörung von arten- und strukturreichen Streuobst-Wiesen. Daher haben seine Bestände in den vergangenen Jahrzehnten auch in unserer Region stark abgenommen. Seit 2011 zählt der Höhlen- und Halbhöhlenbrüter, der stark an alte Baumbestände gebunden ist, zu den 50 Schweizer Prioritätsarten für Artenförderung, die im Programm «Artenförderung Vögel Schweiz» von «Bird-Life» Schweiz und Schweizerischer Vogelwarte Sempach in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) gefördert werden. Ziel dieses Programms ist, die bestandsgefährdenden Faktoren dieser Arten zu erkennen und deren Erhaltungssituation mit gezielten Projekten und Programmen zu verbessern. Für die 50 Prioritätsarten reichen jedoch die herkömmlichen Schutzmassnahmen von Lebensräumen und Gebieten nicht aus und es sind daher spezifische Artenförderungsmassnahmen gefragt.
Seit rund 15 Jahren in verschiedenen Projekten für den Gartenrotschwanz tätig, der im Kulturland der Nordwestschweiz vor allem Hochstammobstgärten besiedelt, verfügt «Bird-Life» Schweiz über grosse Erfahrung bei der Umsetzung von Schutz- und Fördermassnahmen. Um eine baldige Erhaltung und Förderung zu erwirken, hat der Kanton Basel-Landschaft in enger Zusammenarbeit mit «Bird-Life» Schweiz und dem Bund für Natur- und Vogelschutz (BNV) einen kantonalen Aktionsplan erarbeitet, zu dem neben dem Projekt «Sangeten» noch fünf weitere Projekte zählen. Die entsprechenden Mittel werden durch Bund und Kanton sowie Stiftungen zur Verfügung gestellt.
Aufgrund einer Neuorientierung stiess Joachim Wiesner, Mitinhaber der Betriebsgemeinschaft Sutter und Wiesner auf das «Projekt Aktionsplan Gartenrotschwanz». Nach Rücksprache mit den Landbesitzern des «Sangetenhofs» in Tenniken und der Gemeinde Tenniken meldete sich Pächter Wiesner bei der zuständigen Behörde an. Diese verwies ihn an Lukas Merkelbach von «Bird-Life» Schweiz, der nach einem Augenschein das Sangeten-Gebiet für geeignet befand. Schon bald war ein Konzept erstellt. Im Spätherbst kam es unter der Leitung von Lukas Merkelbach zu einer umfassenden Projektorientierung, an der neben allen Beteiligten auch Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Tenniken anwesend waren, die eine beratende Funktion innehaben.
21 robuste Bäume
Nachdem das Projekt mit einer Fläche von rund 383 Aren von den zuständigen Behörden bewilligt war, fiel unter der Leitung von Lukas Merkelbach vor gut zwei Wochen der Startschuss mit einer Baumpflanzaktion. Dabei wurden 21 besonders robuste Bäume, darunter auch alte Obstsorten, Waldföhre, Zitterpappel, Elsbeere, Speierling, Mispel und Steinweichsel gepflanzt. Dabei halfen Landbesitzer und Pächter, freiwillige Helfer der Gemeinde wie auch Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Tenniken. Ergänzend wurden Niederhecken mit 280 Sträuchern angelegt. Neben Wolligem und Gewöhnlichem Schneeball sind Pfaffenhütchen, Schwarzer Holunder, Ein- und Zweigriffliger Weissdorn, Rote Heckenkirsche, Kreuzdorn sowie fünf bei uns heimische Wildrosenarten gepflanzt worden.
«All diese bieten nicht nur Schutz, Brutgelegenheiten und Nahrung für den Gartenrotschwanz, der sich bevorzugt von Insekten, deren Larven und Raupen, Spinnen und Beeren ernährt, sondern auch für den Neuntöter, der Grossinsekten bevorzugt, als Nahrungsergänzung auch kleine Wirbeltiere vertilgt. Aber auch Wiesel, Wildkatze, Feldhase, Haselmäuse und weitere Kleintiere finden hier Schutz und Nahrung», so Lukas Merkelbach. Im Verlauf der nächsten Monate folgt das Neuanlegen von drei Magerwiesen auf 15 Aren, das Platzieren diverser Ast-, Wurzel- und Steinhaufen und Scheiterbeigen wie auch Grossstrukturen mit Holz. Auch werden die Waldränder zurückgestuft und mit zahlreichen Kleinstrukturen ergänzt sowie diverse Nisthilfen angebracht.