Babyboomer kommen ins Alter – Region baut vor
18.07.2025 PolitikMarcel Staudt, Gemeindepräsident Lupsingen, parteilos
Dieser Text ist ein Kommentar zur demografischen Entwicklung, den ich in Zusammenarbeit mit meinem Gemeinderatskollegen Jörg Walter geschrieben habe. Es geht auch darum, wie ein regionales ...
Marcel Staudt, Gemeindepräsident Lupsingen, parteilos
Dieser Text ist ein Kommentar zur demografischen Entwicklung, den ich in Zusammenarbeit mit meinem Gemeinderatskollegen Jörg Walter geschrieben habe. Es geht auch darum, wie ein regionales Versorgungskonzept Gemeinden wie Lupsingen hilft, damit umzugehen.
Lupsingen wächst – aber nicht mehr in Richtung Jugend. Die Bevölkerung wird sichtbar älter. Mehr als ein Fünftel der Einwohner ist bereits über 65 Jahre alt, Tendenz zunehmend. Die grösste Gruppe bilden mit 368 Personen die 55- bis 74-Jährigen – die Babyboomer-Generation. Sie erreicht jetzt das Pensionsalter, wodurch in den kommenden Jahren der Bedarf an Unterstützung, Pflege und passenden Wohnformen steigen wird.
Diese Entwicklung verlangt konkrete Antworten. In unserer dörflichen Struktur fehlen oft Angebote für ältere Menschen, die zu Hause nicht mehr allein zurechtkommen, aber noch nicht ins Pflegeheim gehören. Fehlen solche Angebote, bleibt häufig nur der frühe Heimeintritt, was belastend für die Betroffenen und teuer für die Gemeinde ist.
Hier setzt das regionale Versorgungskonzept der Versorgungsregion Liestal und Umgebung an. Es schafft neue Strukturen, statt dass jede Gemeinde einzeln Lösungen sucht. Über die Alters- und Pflegeregion Liestal (APRL) wird gemeinsam geplant, finanziert und umgesetzt. Das ist effizienter und führt zu abgestimmten, qualitativ besseren Angeboten für alle. Geplant sind:
• Tagesangebote, in denen ältere Menschen betreut werden, ohne ihre Wohnung aufgeben zu müssen
• unterstütztes Wohnen, das Selbstständigkeit mit Sicherheit verbindet – in der Nähe von Familie und gewohnter Umgebung
• Entlastungsangebote für Angehörige, die häufig still und bis an ihre Belastungsgrenze pflegen
• eine zentrale Koordination, die unsere Bevölkerung berät, vermittelt und begleitet
Das Ziel ist klar: Ältere Menschen sollen möglichst lange selbstbestimmt zu Hause leben können, mit Unterstützung, wo nötig. Auch für die Gemeinde ist das vorteilhaft: Jeder verzögerte Heimeintritt senkt die Sozialkosten. Ein Platz in einer Tagesstruktur kostet nur einen Bruchteil eines Heimplatzes. Das entlastet die Gemeindefinanzen nachhaltig und planbar.
Darüber hinaus muss auch neuer, altersgerechter Wohnraum in der Gemeinde geschaffen werden, damit ältere Menschen, die das möchten, im Dorf bleiben können. Gleichzeitig ermöglicht dies, dass junge Familien in frei werdende Häuser einziehen können – ebenfalls ein Gewinn für die Gemeinde.
Ohne solche strukturellen Anpassungen drohen überproportional steigende Kosten für die Gemeinden und unbefriedigende Situationen für die ältere Bevölkerung. Wer jetzt handelt, schafft Lösungen für morgen. Die Versorgungsregion tut genau dies – und Lupsingen profitiert direkt. Nicht nur, weil die Gemeinde sonst alles selbst gestalten muss, sondern weil sie Teil eines starken regionalen Verbunds ist.
Die Babyboomer kommen ins Alter. Die Region hat das erkannt – und baut vor. Für mehr Lebensqualität, Unterstützung und Sicherheit. Auch in Lupsingen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.