AUSGEFRAGT | PRATIKSCHA DHINGRA, INITIANTIN «SAVE PATROUILLE SUISSE», WALDENBURG
13.12.2024 Schweiz, Waldenburg, Politik, Bezirk Waldenburg«Die Patrouille Suisse ist Schweizer Kulturerbe»
Der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse droht das Grounding, unter anderem deshalb, weil deren Flugzeuge überaltert sind. Die 22-jährige Hotelfachschülerin Pratikscha Dhingra aus Waldenburg will ...
«Die Patrouille Suisse ist Schweizer Kulturerbe»
Der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse droht das Grounding, unter anderem deshalb, weil deren Flugzeuge überaltert sind. Die 22-jährige Hotelfachschülerin Pratikscha Dhingra aus Waldenburg will dies verhindern. Dafür hat das SVP-Mitglied eine Volksinitiative lanciert und das Projekt «Save Patrouille Suisse» ins Leben gerufen.
Tobias Gfeller
Frau Dhingra, gemäss Bundesrat kostet der Erhalt der für die Patrouille Suisse nötigen zehn Tiger-Kampflugzeuge in zehn Jahren 300 Millionen Franken. Der Bund muss aber sparen. Wieso sollten wir dann ein «nice to have»-Projekt wie eine Kunstflugstaffel weiterfinanzieren, wenn die Flugzeuge eigentlich sowieso zu alt sind?
Pratikscha Dhingra: Bundesrätin Viola Amherd hat sehr viel Geld ins Ausland geschoben. Alleine die Friedenskonferenz für die Ukraine hat 1,6 Milliarden Franken gekostet. 300 Millionen Franken in zehn Jahren wären ohne solche Ausgaben ins Ausland für die Schweiz kein Problem. Das Geld könnte auch von Sponsoren kommen.
Die Friedenskonferenz hat gemäss Bund gegen 15 Millionen Franken gekostet. Zurück zur Patrouille Suisse: Sie sehen also eine Kombination aus Bundesgeldern und Geld von Privaten als künftige Finanzierungsform der Patrouille Suisse?
Genau. Ich habe vor etwa drei Wochen mehrere Firmen für ein Sponsoring angefragt. Vor allem Uhrenfirmen, die sich wie die Patrouille Suisse der Präzision und Eleganz verschrieben haben.
Haben Sie von Firmen bereits positive Rückmeldungen erhalten?
Nein.
Auch der CO2-Ausstoss, der Lärm sowie Sicherheitsbedenken sind Argumente gegen die Patrouille Suisse. Warum ist es für Sie trotzdem wichtig, dass die Patrouille Suisse fortbestehen kann?
Die Zwischenfälle resultierten aus Pilotenfehlern und waren nicht grundsätzlich ein Problem der Patrouille Suisse. Jedes Land hat eine Kunstflugstaffel. Die Patrouille Suisse ist ein Schweizer Kulturerbe. Sie kann eine Brücke schaffen zwischen der zivilen Bevölkerung und dem Militär. Die Patrouille Suisse nimmt auch an internationalen Flugshows teil. Damit demonstriert die Patrouille Suisse die Schweizer Verteidigungsfähigkeit in der ganzen Welt. Sie wird damit zum Aushängeschild des Landes.
Was hat eine Kunstflugstaffel mit der Verteidigungsfähigkeit eines Landes zu tun? Weshalb ist eine Kunstflugstaffel aus militärischer Sicht relevant? Mit Kunstfliegern können wir keine Gegner bekämpfen.
(Überlegt lange) Gute Frage. Ein Beispiel: Wenn Gegner versuchen würden, F/A-18-Kampfjets der Schweizer Armee zu bombardieren, könnten die Jets der Patrouille Suisse Ablenkungsmanöver fliegen und die F/A-18 könnten die gegnerischen Angreifer bombardieren.
Wie ist Ihre Faszination für die Patrouille Suisse entstanden?
Als ich vier Jahre alt war, interessierte ich mich für Schiffe und Flugzeuge und nicht für Puppen. Als ich die Patrouille Suisse in einem Magazin gesehen habe, fing meine Begeisterung an. Ich sagte mir schon damals, dass ich sie retten werde, falls sie einmal in Gefahr sein soll.
Als Vierjährige sagten Sie sich, Sie würden die Patrouille Suisse retten?
Genau.
Verteidigungsministerin Viola Amherd möchte abklären, ob die Patrouille Suisse künftig mit Propellermaschinen fl iegen könnte. Für Sie keine Option?
Die Patrouille Suisse zeichnet sich durch Präzision, Eleganz und Geschwindigkeit aus. Mit Propellerflugzeugen würde das nicht mehr so sein.
Wenn Sie mit Ihren bisherigen Ideen nicht weiterkommen, wie wollen Sie die Patrouille Suisse sonst retten?
Wenn ich in der Schweiz keinen Erfolg habe, werde ich auf internationalem Parkett für die Patrouille Suisse weibeln. Ich werde auf internationale Medien zugehen und Sponsoren aus der ganzen Welt anfragen.
Wenn auch das nichts bringt und die Tiger-Kampfjets in der Schweiz wirklich Geschichte sind, was dann?
Viel eher als mit Propellerfliegern kann ich mir die Patrouille Suisse mit Drohnen vorstellen. Das wäre innovativ und die Schweiz wäre wieder eine Pionierin. Ich habe dafür auch bereits eine Analyse verfasst und einen Businessplan zusammengestellt. Die Schweiz sollte sich nicht mit Propellerflugzeugen anderen Ländern anpassen, sondern sich von ihnen abheben, wie sie es schon immer getan hat. Mit Drohnen wäre dies möglich.
Ständerat gegen eine Zukunft für die «Tiger»
sda. Der Ständerat hat vergangene Woche zur Zukunft der Patrouille Suisse debattiert. Für die kleine Kammer muss die Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe nicht aus F-5 Tiger-Kampfjets bestehen. Sie hat eine entsprechende Forderung von SVP-Sicherheitspolitiker Werner Salzmann abgelehnt.
Eine Mehrheit folgte der Ansicht des Bundesrats, der sagt, dass die Tiger-Flugzeuge veraltet seien. Deren Weiterbetrieb würde Geld in Anspruch nehmen, das besser in die Modernisierung der Armee-Ausrüstung gesteckt werde.
Salzmann hatte argumentiert, der Betrieb einer minimalen Anzahl F-5 Tiger-Kampfjets für die Patrouille Suisse sei kein Luxus. Er sei ein Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit der Schweiz. Durch die Auftritte der Patrouille Suisse im In- und Ausland werde das Image der Schweiz und der Wehrwillen gestärkt.
Nach diesem Nein des Ständerats zum Tiger dürften deren Tage in der Schweiz gezählt sein: Der Nationalrat lehnte es im Juni ab, den Bundesrat mit einem Postulat zu beauftragen, einen Bericht über die mögliche Weiternutzung dieser Flugzeuge zu erstellen.
Dagegen sprach unter anderen Verteidigungsministerin Viola Amherd. Im Rat sagte die Bundesrätin, wenn zwölf «Tiger» einzig für den Einsatz als Patrouille-Suisse-Jets weiterbetrieben würden, betrügen die Kosten rund 300 Millionen Franken in zehn Jahren. Wenn der «Tiger» weitere Funktionen erfüllen solle, kämen rund 100 Millionen Franken dazu. Es sei unbestritten, dass die Patrouille Suisse ihren Nutzen habe. Sie solle, wenn immer möglich, weiter bestehen, wohl zusammengesetzt aus Propeller-Flugzeugen.
Die Patrouille Suisse – heute eine Formation von sechs überschallfähigen Kampfflugzeugen – ist die offizielle Kunstflugstaffel der Schweizer Armee. Sie ist seit 60 Jahren im Einsatz. Seit 1995 fliegt das Patrouille Suisse-Team den F-5 Tiger.