Auf eisigen Start folgen feurige Debatten
30.12.2025 Sissach1. Quartal 2025 | In Sissach beginnt das Jubiläumsjahr – nichts zu jubeln gibt es für Kantonalbank und Jurapark
Da liegt es nun, das Bündel mit den 36 «Volksstimme»-Ausgaben des ersten Quartals 2025 – wo beginnen wir mit dem ...
1. Quartal 2025 | In Sissach beginnt das Jubiläumsjahr – nichts zu jubeln gibt es für Kantonalbank und Jurapark
Da liegt es nun, das Bündel mit den 36 «Volksstimme»-Ausgaben des ersten Quartals 2025 – wo beginnen wir mit dem Rückblick?
Ganz banal: am Anfang. Unsere erste Frontseite des Jahres ziert ein wunderbares Schnee- und Raureifbild aus Anwil – «Zauberhafter Start ins neue Jahr», lautete die Überschrift. Frost ist eine willkommene Abwechslung, erfahren wir im Innern des Blattes, in dem die Bilanz über das Wettergeschehen des Vorjahres gezogen wird: In gleich zehn der zwölf Monate lagen die Temperaturen 2024 höher als die Norm.
In Sissach steigt die Temperatur mit Jahresbeginn merklich: «Ab jetzt wird gefeiert», heisst es ebenfalls in unserer ersten Ausgabe. Rund 150 Personen haben in der Nacht auf Neujahr auf Sissach und seine Kirche St. Jakob angestossen. Das Korkenknallen markiert den Startschuss für einen ganzen Strauss von Anlässen und Aktivitäten zum 800-Jahre-Jubiläum der Gemeinde und zum 500-jährigen Bestehen der Kirche.
Ganz optimal verlief der Start ins Jubeljahr nicht: Ende 2024 gab es einen Dämpfer. Zwei Historiker, die für den sehr runden Sissacher Geburtstag einen Themenweg erschaffen sollten, stiegen nach Differenzen mit der Gemeinde überraschend aus dem Projekt aus. In Sissach fühlte es sich nach Eiszeit an, die bis zum 21. Februar dauerte. Dann verkündete die «Volksstimme» Tauwetter: «Themenweg kommt doch». Gemeinderat Robert Bösiger hat die Initiative ergriffen und legt selbst Hand an. Die Eröffnung wird allerdings nicht mehr im Jubiläumsjahr stattfinden.
Die ewige Burg …
Im Nachbardorf Zunzgen feierte man bereits 2023 Jubiläum – das 700-jährige. Dort hat man sich aus Anlass des damaligen Dorffestes ein neues «Wahrzeichen» in eine archäologische Schutzzone gestellt: eine Holzburg auf den Büchel. Im Februar fordert der Kanton die Gemeinde per Einschreiben dazu auf, die illegal errichtete «Büchel-Burg» nun endlich zu entfernen. Zunzgen nimmt das Schreiben zur Kenntnis – die Burg allerdings steht auch heute noch …
Beim Naturpark Baselbiet harzt es im ersten Quartal 2025 wie schon in den Monaten zuvor: Einwohner von Langenbruck ergreifen das Referendum gegen den Beitritt zur Parkträgerschaft. Fest steht nun, dass es auch in Reigoldswil und Tenniken zu Urnenabstimmungen kommt. Im Verlauf des Jahres wird immer deutlicher, dass das Projekt nach vielen heissen bis überhitzten Debatten zum Scheitern verurteilt ist. Mehr dazu in einer der nächsten Jahresrückblick-Folgen.
Auch ein anderes Thema, das uns 2024 beschäftigt hatte und uns das ganze 2025 über begleiten wird, kocht nun erneut hoch: Ein Komitee mit vielen Mitgliedern aus dem Oberbaselbiet lanciert eine Initiative, mit der die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) zu einem Kurswechsel gezwungen werden soll. Speziell richtet sich das Begehren gegen die BLKB-Digitalbank Radicant mit Sitz in Zürich. Der Druck auf die Bankleitung wächst – und Radicant wächst sich mehr und mehr zum Debakel aus. Doch auch dazu später mehr.
Ein weiteres Thema, das im Februar aufflammt, wird im Jahresverlauf ebenfalls zum Dauerbrenner: Der Gemeinderat von Rünenberg kündigt eine Initiative an, die ein neues Finanzierungsmodell für die Uni Basel fordert: Baselland soll weniger an die Universität zahlen – stattdessen sollen die Nicht-Uni-Kantone stärker zur Kasse gebeten werden. Das gesparte Kantonsgeld soll den Baselbieter Gemeinden zugutekommen. Das offizielle Liestal rümpft heftig die Nase, doch bald zeigt sich: Rünenberg ist nicht allein mit seiner Forderung und findet Mitstreiter.
Bei einem anderen – allerdings weltpolitischen – Thema kochen zur gleichen Zeit die Emotionen langsam hoch: «Niemand weiss, ob die Schweiz bald im grösseren Rahmen von amerikanischen Strafzöllen betroffen sein wird», lesen wir in der «Volksstimme» vom 20. Februar. Die Handelskammer beider Basel, so heisst es im Artikel weiter, «temperiert die Wahrscheinlichkeit dafür allerdings nach unten». So kann man sich bei Temperaturprognosen in hitzigen Jahren manchmal täuschen …
Kein Mindestlohn
Weniger heiss ist ein anderes Thema, das dann aber doch längere Zeit am Köcheln gehalten wird: Der Verein Region Oberbaselbiet will ergründen, wie sich der Bezirk Sissach und das Diegtertal entwickeln sollen. Gesucht werden 180 Interessierte, die ihre Ideen einbringen wollen, was man gemeinsam besser könnte als im Alleingang. Dazu gibt es im Jahresverlauf mehrere Veranstaltungen. Ob das Resultat mehr als nur ein laues Lüftchen sein wird, muss sich noch zeigen.
Beim ersten Urnengang des Jahrs 2025 kommen zwei kantonale Vorlagen vors Volk: Der Baselbieter Mindestlohn wird dabei verworfen, aber nicht annähernd so hochkant, wie es einige Beobachter erwarteten: Immerhin 48,5 Prozent der Stimmberechtigten und 17 von 86 Gemeinden stimmen zu. Komfortabel mit 67 Prozent Ja-Stimmen angenommen wird hingegen das neue kantonale Wahlgesetz. Selbst der Bezirk Waldenburg stimmt zu, obwohl die 6-Sitze-Garantie für alle Wahlkreise damit abgeschafft wird – und Waldenburg damit einen Sitz im Landrat verlieren dürfte.
Apropos Waldenburg: Dieser Gemeinde steht im Februar das Wasser bis zum Scheitel. Der Regierungsrat hatte ultimativ verlangt, dass entweder die Steuern erhöht oder das Schwimmbad geschlossen werden muss. An der Gemeindeversammlung taucht der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber («Mitte») auf und redet den Einwohnerinnen und Einwohnern ins Gewissen – mit Erfolg: Diese stimmen der Erhöhung des Steuerfusses um 2,5 auf rekordhohe 72 Prozent zu. Dem Schwimmbad muss das Wasser nicht abgelassen werden.
Geldsorgen wie die Waldenburger Einwohnergemeinde hat die Sissacher Bürgergemeinde nicht. Im März beschliessen die Bürgerinnen und Bürger, das Areal der traditionsreichen Firma Buess Weinbau und Weinhandel im Ortskern samt Gebäuden für 4,4 Millionen Franken abzukaufen. Dem Bürgerrat schwebt eine vielfältige neue Nutzung vor – von Künstlerateliers über Gewerbe bis Praxen und Wohnraum.
Es wird närrisch
Und dann, Anfang März, erscheint kurz vor dem Start in die närrische Zeit unser «Gurlifiengger», der den «Tränenweg» und den «Naturquark» ganz elend durch den Gaggo zieht. Beide Sujets werden dann zum Fasnachtsstart vereinzelt auch am grossen Sissacher Umzug ausgespielt. 70 Formationen mit vielen Hundert Aktiven nehmen vor prächtiger Publikumskulisse teil. «Zämestoh» lautet das Motto. Viel Tolles und Verrücktes gibt es zu sehen, und wie so häufig sind es die Buusner «Guggä-Rugger», die mit einem gigantischen Wagen angerollt kommen, der alle Blicke auf sich zieht.
Die Gelterkinder Narren veranstalten wie gewohnt am Montagnachmittag ihren Umzug. «Z Gälti laufsch jetzt barfuess», lautet das Motto. Damit wird Dieter Spiess geehrt, der zuvor das vor 103 Jahren gegründete gleichnamige Schuhgeschäft dichtgemacht hat.
In Sissach endet die Fasnacht wie immer mit der «Chluuri»-Verbrennung. Dieses Mal wird Hockey-Legende Kevin Schläpfer so funkensprühend wie ehrenvoll als Rauchgas in den Nachthimmel geschickt.
Den dicken Schlusspunkt setzt Finanzdirektor Anton Lauber hinter das erste Quartal 2025 im Baselbiet: Satte 60 Millionen Franken Verlust hatte er für die Kantonsrechnung 2024 budgetiert (und deswegen sogleich ein Sparprogramm lanciert), doch nun tritt er vor die Medien und verkündet einen sagenhaften Gewinn von 157 Millionen Franken! Der Finanzdirektor bekommt für dieses Wunder statt Lob zünftig Haue, denn ein grosser Teil des nicht budgetierten Überschusses stammte aus dem Bereich der Handänderungssteuern. Wie sich zeigt, war und ist die Finanzdirektion bei den Veranlagungen arg im Rückstand, was Lauber angekreidet wird. Für ihn, den manche auch beim Radicant-Debakel in der Verantwortung sehen, ist es nicht die letzte hitzige Debatte im 2025. Fortsetzung folgt.$
David Thommen




