Das Hutzgüri hat das Dorf aufgeschreckt
Das Hutzgüri und seine Clique trieben auf der Suche nach Fressalien ihr Unwesen. Unheimliches Geheul war am Donnerstagabend in der Sissacher Finsternis zu hören, als an acht auserwählten Orten die Forderung nach kulinarischen ...
Das Hutzgüri hat das Dorf aufgeschreckt
Das Hutzgüri und seine Clique trieben auf der Suche nach Fressalien ihr Unwesen. Unheimliches Geheul war am Donnerstagabend in der Sissacher Finsternis zu hören, als an acht auserwählten Orten die Forderung nach kulinarischen Gaben lautstark kundgetan wurde.
Schiebedächli
Wenn am Hornigabend nach Aschermittwoch die Gemeinde Sissach vom Hutzgüri und seiner Clique mit dem Schärmuuser, dem Veehdokter, dem Bott, den drei Äierwyybli und den vier Tambouren heimgesucht wird, sollte sich unsereiner für die Flucht entscheiden sowie die Türen und Fenster abriegeln. Denn wenn das Ungeheuer – von Hunger und Durst getrieben und einem unheimlichen Geheul begleitet – aus seiner Höhle in der Teufelsküche oberhalb von Sissach in die «urbanen» Niederungen absteigt, hinterlässt es in den finsteren Strassen und Gassen eine tiefe Spur der Zerstörung.
Dieses Jahr waren acht Hausadressen Fixpunkte des Hutzgüri-Heischerundgangs. Die «Auserwählten» mussten für ein ausgeprägtes kulinarisches Angebot sorgen, um nicht in die Teufelsküche zu geraten. Dies hatte sich die Bürgergemeinde auf ihrer Immobilienkaufmission vor der Weinhandlung Buess (siehe Seite 11) zu Herzen genommen – ebenso die Turnerin Edith Zettel, als die wilde Horde am frühen Abend bei ihrer Wohnstätte, die sie erst vor einem Jahr bezogen hat, lautstark einfiel.
Stellvertreter springen ein
Der Musiker und ehemalige Fasnächtler Karli Mangold war – unverzeihbar – ferienhalber abwesend und wurde von Vreni und Paul Mangold vertreten, die über die Gepflogenheiten zum Glück Bescheid wussten. Ebenso Feuerwehrmann Christoph Zumbrunn, der diesmal statt eines Feuers den Durst des Hutzgüris löschen musste, das nicht allzu gut zurechtkam mit dem Trinkhalm.
Die «Auserwählten» mussten sich beim Besuch der illustren Clique jeweils einen Vers mit bedrohlicher Überzeugungskraft zu Gemüte führen lassen, der nicht gerade in ein Poesiealbum gehört: «Wenn der ys aber nüt wäit geh, so wäi mer öich Chue und Chälber neh.» Als ob das nicht schon furchteinflössend genug war, wurde mit Nachdruck eine zweite Drohung angehängt: «Mer wäi ech s Huus apdecke und emänd no d Chatze strecke. Hutzgüri – schüttle di!» In einem solch heiklen Moment war es ratsam, den verbalen Fehdehandschuh nicht aufzuheben, sondern den Forderungen nachzukommen und Fressalien in ausreichendem Masse bereitzustellen.
Da knurrt sogar das Ungeheuer
Der Helfer in aller Not und Turner Willi Schwander tat dies mit sichtlicher Ehrfurcht, ohne dabei aber ins Ungleichgewicht zu geraten, während die Grosseltern Simone und Hansjakob Speich mit sportlichem und rechtsberuflichem Hintergrund kein Risiko eingehen wollten und offensichtlich ihren Vorratskeller ziemlich «geplündert» hatten.
Schmackhaft war der Besuch beim Feuerwehrkommandanten Raphael Zaugg und bei Vreni Ditzler mit Vorliebe für das Kartenspiel in gesellschaftlicher Runde. Bevor die illustre Truppe mit ihren mit Esswaren gefüllten «Hutten» wieder Richtung Höhle verschwand und Ruhe in das Dorf einkehren konnte, machte sie für einen letzten Schluck und Happen einen Halt bei Roberto D’Agostini. Ihm gelang es, mit dem Baselbieterlied auf der Gitarre das Hutzgüri zu «verführen» und ihm sogar ein zartes Knurren zu entlocken.