Anstatt in die Regierung in den Gemeinderat
18.12.2025 SissachSabine Bucher reicht Kandidatur für Ersatzwahl ein – auch «Stechpalme» bringt eine Bewerberin
Anstatt Zeit damit zu verbringen, nach der verlorenen Regierungsratswahl Wunden zu lecken, bewirbt sich die GLP-Landrätin um einen der freien Sitze im Sissacher ...
Sabine Bucher reicht Kandidatur für Ersatzwahl ein – auch «Stechpalme» bringt eine Bewerberin
Anstatt Zeit damit zu verbringen, nach der verlorenen Regierungsratswahl Wunden zu lecken, bewirbt sich die GLP-Landrätin um einen der freien Sitze im Sissacher Gemeinderat. Eine weitere Kandidatin schickt die «Stechpalme» ins Rennen. Stichtag für die stille Wahl ist der 5. Januar.
Christian Horisberger
«Gute Regierungsarbeit verbindet all diese Elemente: zuhören, Brücken bauen, weitsichtig handeln, Verantwortung übernehmen, Stärken fördern und rücksichtsvoll sein. Wer sich an diesen Werten orientiert, (…) kann unseren Kanton verantwortungsvoll und verlässlich in die Zukunft führen.» Dies schrieb Sabine Bucher in ihrer «Carte blanche» in der «Volksstimme», als sie für den freien Sitz in der Baselbieter Regierung kandidierte. Gut möglich, dass sie dies oder etwas Ähnliches demnächst wieder schreibt oder sagt. Mit einer Anpassung allerdings: Anstatt «unseren Kanton» müsste es dann heissen «unser Dorf» – Sissach.
Nach der verlorenen Regierungsratswahl kandidiert Sabine Bucher für einen der zwei frei werdenden Sitze im Sissacher Gemeinderat, wie sie auf Anfrage der «Volksstimme» sagt. Vor einer Woche habe sie sich nach einem eingehenden Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten zu dieser Kandidatur entschieden.
An Bekanntheit fehlt es der 46-Jährigen nach einem langen Wahlkampf mit zahlreichen Auftritten und hunderten Plakaten sicher nicht. Die Juristin, Steuerexpertin und Mediatorin kann auch Erfahrung im Amt vorweisen: Bevor sie 2023 mit ihrer Familie von Läufelfingen nach Sissach zog, hat sie während sieben Jahren im Läufelfinger Gemeinderat mitgewirkt, ab 2020 als Präsidentin. Ausserdem war sie in Rothenfluh ab Mitte 2023 als Gemeindeverwalterin angestellt. Aus gesundheitlichen Gründen kündigte sie diese Stelle nach einjähriger Tätigkeit jedoch.
Trostpflaster?
Sissach würde mit Bucher somit eine Gemeinderätin erhalten, die weiss, wie der Karren läuft. Was aber hätte sie davon? Ein Trostpflaster nach dem gescheiterten Versuch, Regierungsrätin zu werden? «Ich muss mich nicht trösten», entgegnet sie bestimmt. Selbstverständlich hätte sie sich sehr gefreut, wenn es geklappt hätte, sagt die Politikerin, aber es sei nicht ihre Art, verpassten Chancen nachzutrauern, sondern den Blick nach vorne zu richten: «Dann geht es eben anders weiter.»
Dass «anders» nun die Kandidatur für den Sissacher Gemeinderat ist, begründet Bucher mit ihrer Freude an der Exekutiv-Politik: «Das ist nicht nur reden, sondern Sachpolitik machen, Kompromisse schliessen, Entscheidungen treffen.» Und auf kommunaler Ebene sei man im Gegensatz zum Regierungsamt näher bei den Menschen: «Ich mache das gerne und ich mag neue Herausforderungen.»
An ihrem Landratsmandat, das sie seit 2023 innehat, wird die Co-Präsidentin der GLP Baselland im Fall einer Wahl festhalten, wie sie sagt. Sie habe sich seinerzeit um einen Parlamentssitz beworben, um Anliegen der Gemeinden auf Kantonsebene einbringen zu können. Dies halte sie nach wie vor für wichtig und wertvoll. Auf die Frage nach einer erneuten Kandidatur für die Baselbieter Regierung erklärt Bucher: «Ich habe momentan nicht vor, 2027 als Regierungsrats-Kandidatin anzutreten.»
Unterstützt wird Buchers Kandidatur selbstredend von der GLP sowie von der Oberbaselbieter «Mitte»- Sektion, wie Vizepräsident Marcel Zimmermann auf Anfrage der «Volksstimme» sagt. Wahrscheinlich ist auch die Unterstützung der Gruppierung «Stechpalme». Diese wird für die Ersatzwahl vom 8. März zudem eine eigene Kandidatin nominieren, wie Rolf Cleis, Sprecher der Gruppierung, auf Anfrage sagt. Deren Name werde die «Stechpalme», welcher auch der zurücktretende Robert Bösiger angehört, demnächst bekanntgeben.
Die Rücktritte von Robert Bösiger und Stephan Marti (Pro-Sissach) erfolgen beide Ende Juni, die Ersatzwahl findet am 8. März statt. Dass sich die Parteien schon jetzt für eine Wahl im Frühling vorbereiten, liegt am Eingabeschluss für die mögliche stille Wahl. Es ist dies bereits der 5. Januar. Stand gestern sind bei der Gemeindeverwaltung noch keine Kandidaturen offiziell eingereicht worden.
Hinter den Kulissen laufen die Drähte aber heiss, wie von den Vertreterinnen und Vertretern der weiteren Ortsparteien zu erfahren ist. Die SP Sissach ist bestrebt, eine valable Kandidatur zu präsentieren. «Noch aber sind wir im Findungsprozess», sagt David Foggetta, Vorstandsmitglied der SP-Sektion und seit 2023 Gemeinderat. Seiner Partei sei es ein Anliegen, eine gut qualifizierte Person zu finden, und er hoffe, dass die weiteren Gespräche über die Festtage erfolgreich verlaufen: «Es sind mehrere Anfragen hängig, konkretisiert hat sich noch nichts.»
Auch Bürgerliche am Suchen
Keine oder noch keine Kandidaturen können die bürgerlichen Parteien vorweisen. Am wenigsten Druck hat die FDP, die bei den Gesamterneuerungswahlen von 2024 mit Svenja Pichler und Dieter Stebler gleich zwei Vertreter ins Siebenergremium bringen konnte. Dennoch führe man Gespräche – gemeinsam mit den bürgerlichen Partnern –, wie FDP-Sektionspräsidentin Sandra Jenni auf Anfrage sagt. Einer dieser Partner dürfte «Pro-Sissach» sein mit Präsident und Noch-Gemeinderat Stephan Marti: «Wir sind im Gespräch mit möglichen Kandidaten», sagt auch er, «Neuigkeiten gibt es noch keine.»
Der Vorstand der SVP Sissach und Umgebung habe diverse Personen angefragt, die das Zeug für die Aufgabe hätten, sagt auch Sektionspräsident Christian Ritter. Sie hätten allesamt abgesagt mit der Begründung, dass der Aufwand neben dem Beruf ein zu grosser sei. «Wir werden weiter suchen», so Ritter, «aber es wird schwer.»

