Anfangsschwung weicht Nüchternheit
04.02.2025 WaldenburgNutzungsstrategie mit durchzogener Zwischenbilanz
Seit mehr als dreieinhalb Jahren werden unter der Führung des Waldenburger Gemeinderats Massnahmen ausgearbeitet, um das «Stedtli» in eine positive Zukunft zu führen. Verschiedene Projekte wurden realisiert, andere ...
Nutzungsstrategie mit durchzogener Zwischenbilanz
Seit mehr als dreieinhalb Jahren werden unter der Führung des Waldenburger Gemeinderats Massnahmen ausgearbeitet, um das «Stedtli» in eine positive Zukunft zu führen. Verschiedene Projekte wurden realisiert, andere zurückgestellt.
Elmar Gächter
Mitte 2021 hat der Gemeinderat Waldenburg die Nutzungsstrategie für sein «Stedtli» an einem öffentlichen Anlass verabschiedet. Gestützt auf eine Analyse des Espace Suisse, dem Verband für Raumplanung, soll sie möglichst viele Perspektiven für eine prosperierende Zukunft von Waldenburg öffnen und den Bezirkshauptort wieder zu einem gefragten Wohn- und Lebensraum machen.
Waldenburg, so die Analyse, weise ein grosses Entwicklungspotenzial in verschiedenen Themenbereichen auf. Der Aufruf des Gemeinderats an die Bevölkerung, sich aktiv in das Projekt einzubringen, fand ein breites Echo. Es herrschte eine eigentliche Aufbruchstimmung unter den zahlreichen Engagierten, die in Arbeitsgruppen ihre Ideen ein-brachten, wie die in der Analyse skizzierten 25 Massnahmen in den Bereichen Wohnen, öffentlicher Raum, Detailhandel/Gastronomie/Tourismus und Kinder am besten umgesetzt werden sollen.
Andrea Sulzer hat die Umsetzung der Strategie von Anfang an begleitet und ist in der neuen Legislaturperiode als Gemeindepräsidentin an vorderster Stelle für die Umsetzung der Massnahmen mitverantwortlich. Sie zieht im Gespräch mit der «Volksstimme» eine Zwischenbilanz.
«Ich finde, es ist nicht wenig, was wir bis heute erreicht haben, aber wir sind weniger weit, als wir sein wollten», bilanziert Sulzer. Konkret haben Projektgruppen vier Massnahmen bearbeitet: das Konzept für die Aufwertung der Allee, die temporäre Aufwertung des Adelbergs mit den Tagen der lebendigen Altstadt, die Anschaffung von «Stedtlimobiliar», das «Lädeli & Kaffi Alte Wacht» und die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung, die an der nächsten Gemeindeversammlung traktandiert wird.
Aus dem Massnahmenkatalog umgesetzt wurde die Neusignalisation der Wanderroute, die neu durch die Altstadt führt, und eingeleitet wurde die vermehrte regionale Zusammenarbeit. Sulzer erwähnt die Idee einer Schul-Kooperation mit Oberdorf. «Wir haben zu viel Schulraum, Oberdorf zu wenig.» In Arbeit sei zudem eine Werkhofanalyse mit der Frage, ob sich aus der Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden Synergien ergeben könnten.
Die Analyse bezeichnet das Wohnen in historischer Bausubstanz als das grösste Potenzial, das Waldenburg von anderen Gemeinden abhebe. Es wurden deshalb verschiedene Massnahmen vorgeschlagen, die das einmalige Wohnen im «Stedtli» aufwerten, Eigentümerinnen und Eigentümer wie auch Bewohnende sensibilisieren und das Wohnen im Ort bekannter machen. Dabei sei einem hochwertig und gut gestalteten öffentlichen Raum besondere Beachtung zu schenken. Ein solcher ergänze den Wohn-, Arbeits-, Laden-, Kultur- und Gewerberaum in den Altliegenschaften und werte ihn auf. Zusammen mit den angrenzenden Nutzungen in der Erdgeschossen der Gebäude entstünden im öffentlichen Raum Leben und Begegnungsmöglichkeiten.
Dranbleiben sei wichtig
Für das Bearbeiten solcher und weiterer Themen sind laut Andrea Sulzer zurzeit die personellen und zeitlichen Ressourcen schlichtweg nicht vorhanden. Dies gelte sowohl für die Verwaltung als auch für den Gemeinderat. «Ein ganz wesentlicher Grund ist das Problem mit unseren Finanzen und die Suche nach Sparmassnahmen, die unsere Kapazitäten bereits seit längerer Zeit erheblich beanspruchen», hält Sulzer fest. Sehr erfreulich sei in diesem Zusammenhang der Umbau des alten Bezirksgerichts durch die Wohnstadt, der sich klar an den in der Nutzungsstrategie genannten Qualitätskriterien orientiere. Neben Wohnungen sei auch ein Kulturraum entstanden.
Auch wenn der Anfangsschwung einer gewissen Nüchternheit gewichen ist, schätzt Andrea Sulzer die Nutzungsstrategie als sehr wertvoll ein. «Sie ist ein Orientierungsrahmen aus einer sehr guten Analyse und ihre Erarbeitung hat unsere Gemeinde überhaupt erst wieder in ein Zukunftsdenken gebracht», ist sie überzeugt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Überführung der einzelnen Projekte in die Gemeindestruktur ein extrem schwieriger Prozess sei.
Der Gemeinderat stehe nach wie vor ohne Einschränkungen hinter der Strategie und habe sie in seine Legislaturziele einfliessen lassen. «Dies stimmt mich positiv», sagt die Gemeindepräsidentin. Es sei ihr aber auch bewusst, dass man das Gesamtprojekt aktiv bewirtschaften müsse, da sonst die Motivation auch der Bevölkerung abflache. Über das Thema müsse künftig wieder vermehrt informiert werden.