Am falschen Ort?
31.10.2025 Tenniken, DiegtenBauingenieur kritisiert die geplante Wildtierüberführung
Das Projekt sei längst überfällig, dennoch ist der Ingenieur Peter Berchtold (76) gegen die vom Bund geplante Wildtierbrücke in Tenniken. Er hat ein alternatives Projekt vorgelegt, das seiner Ansicht ...
Bauingenieur kritisiert die geplante Wildtierüberführung
Das Projekt sei längst überfällig, dennoch ist der Ingenieur Peter Berchtold (76) gegen die vom Bund geplante Wildtierbrücke in Tenniken. Er hat ein alternatives Projekt vorgelegt, das seiner Ansicht nach besser wäre für den Tier- und Landschaftsschutz.
Janis Erne
Der ehemalige Tenniker Gemeinderat und Ingenieur Peter Berchtold steht der geplanten Wildtierüberführung, die das Bundesamt für Strassen (Astra) bei Tenniken über die Autobahn und die Kantonsstrasse bauen will, kritisch gegenüber. Zwar sei die Wiederherstellung des unterbrochenen Wildtierkorridors zwischen Homburger- und Waldenburgertal längst überfällig, doch die geplante Brücke liege am falschen Ort, so Berchtold.
Die Brücke soll dort gebaut werden, wo der Diegterbach unter der Autobahn hindurchfliesst. Laut Berchtold befindet sie sich dadurch zu nahe am Tenniker Siedlungsgebiet, dessen Umgebung von Spaziergängern, Hundehaltern und Velofahrern genutzt wird. «Das würde Rehe, Wildschweine und Co. abschrecken, die Brücke zu nutzen», sagt Berchtold. Der 76-Jährige plädiert für eine etwas südlichere Lage weiter in Richtung Diegten, im Zentrum des Wildtierkorridors. «So würden die topografischen Gegebenheiten, die natürlichen Wanderrouten der Tiere und das Wildruhegebiet ‹Ruterain› besser berücksichtigt.»
Seit geraumer Zeit befasst sich Berchtold mit dem Projekt. Er hat dem Bund im Jahr 2021 eigene Vorschläge unterbreitet. Nach dem Kontaktabbruch durch das Astra und einer längeren Pause hat er das Dossier wieder hervorgeholt. Bekannte, darunter betroffene Landwirte, Jäger und Naturschützer, haben ihn motiviert, seine Pläne öffentlich zu machen. Noch bis zum 18. November liegt das Astra-Projekt in Tenniken und Diegten öffentlich auf – bis dahin sind Einsprachen möglich. «Es ist höchste Zeit, die Bevölkerung zu orientieren», sagt Berchtold.
Moräne statt Maulwurfshügel
Sein Vorschlag sieht eine Brücke vor, die sich natürlicher in die Landschaft einfügen soll. Sie würde dem bestehenden Hügelzug folgen und damit, wie er sagt, «einer Moräne ähneln», während die Astra-Lösung über dem tiefsten Punkt des Tals «wie ein Maulwurfshügel» wirken würde. Zudem müsste an «seinem» Standort weniger Landwirtschaftsland beansprucht werden, so Berchtold.
Das Astra hatte 2021 die verschiedenen Standorte miteinander verglichen. Im Variantenentscheid kam es damals zum Schluss, dass die Vorteile der eigenen Lösung überwiegen. Die Behörde hielt fest, dass ihre Variante geringere Baukosten verursache, da sie zwei getrennte Brücken über die Autobahn und die Kantonsstrasse vorsieht. Berchtold plante mit einem durchgehenden Element. Auch die Nähe zum Rastplatz Mühlematt sprach laut Astra gegen den Standort Berchtold, da zusätzliche Lichtund Lärmeinwirkungen die Wildtiere stören könnten. In einer Stellungnahme vom November 2024 wiederholte die Behörde diese Ansichten.
Peter Berchtold widerspricht: Die Unterschiede bei den Baukosten seien gering und bei der Astra-Variante müsse zusätzlich die Hochspannungsleitung angehoben werden, was nicht zu unterschätzende Kosten verursache. Seine Lösung komme ohne die bei Landwirten unbeliebten Enteignungen aus und sei für Wildtiere sowie für das Landschaftsbild insgesamt besser. Überdies sei seine Brücke wegen des Diegterbachs in der Nähe für Fussgänger kaum zugänglich, was förderlich sei für den Tierschutz. «Andere Wildtierbrücken werden häufig von Menschen mit Hunden genutzt – das darf hier nicht passieren», sagt Berchtold.
Millionen werden investiert
Das Astra treibt seine Pläne unbeirrt voran. Der Baubeginn ist für das Jahr 2028 vorgesehen. Berchtold hätte sich gewünscht, dass die Betroffenen früher einbezogen worden wären. Laut Raumplanungsgesetz habe die Bevölkerung von Anfang an Anspruch auf Mitwirkung – «und nicht erst bei der Projektauflage», wie er betont. Das Astra schreibt dazu, die Mitwirkung habe bereits im Jahr 2017 stattgefunden, als der Wildtierkorridor bei Tenniken/Diegten im kantonalen Richtplan vom Landrat abgesegnet wurde. «Damals ging es um den Korridor, nicht aber um den genauen Standort der Brücke», entgegnet Peter Berchtold.
Ob sein Alternativvorschlag das Astra noch umstimmen kann, ist ungewiss. Dafür bräuchte es wohl breite Gegenwehr gegen das knapp 19 Millionen Franken teure Projekt. Berchtold selbst möchte keine Einsprache erheben, obwohl er von verschiedener Seite dazu motiviert worden sei. «Ich zeige Alternativen auf – aktiv werden müssen die Betroffenen selbst», sagt der mittlerweile in Sissach wohnhafte Fachmann.
Und was, wenn die Einwände ausbleiben? Auch dann will Berchtold das Projekt nicht einfach abhaken. Er regt an, die Brücke für vier statt unrealistische sechs Autobahnspuren zu bauen und die Sicherheit bei der Einfahrt Rintelweg durch eine Temporeduktion auf der Hauptstrasse zu gewährleisten, statt durch eine Tunnelverbreiterung. Das alles spare Platz und Geld, sagt er. «Es liegt ein grosses Potenzial vor, wenn das Projekt optimiert wird.»


